Tag 1 – Ankunft und Planänderung
Voller Un-Tatendrang sind wir frühmorgens aus den Federn, bereit, unsere Reise anzutreten. Auf den Strassen ist für einen Montag Morgen wenig Verkehr. Wir werden von einem quasi-leeren Flughafen Basel begrüsst. Das Gepäck ist entsprechend schnell aufgegeben. Auch am Gate ist sehr wenig los – trotzdem ist die Maschine nach Berlin Tegel gut ausgelastet. Der Regen hält sich noch zurück, also können wir trockenen Fusses einsteigen.
In Tegel dann eine grosszügige Demonstration der Grösse des Flughafens, will heissen, Fussmarsch vom einen Ende des Geländes zum anderen, um unseren Mietwagen zu beziehen, einen Kia Venga. Gepäck rein und los. Während der Fahrt dann eine grosszügige Demonstration der Grösse Deutschlands: auf der 160km langen Strecke dürfen wir 4 Baustellen von jeweils 20km Länge passieren. Zeit aufholen, Venga Venga, Mist, Blitzer…
Auf halber Strecke verlassen wir die Autobahn für einen Abstecher nach Neuruppin. Mittagszeit, McDonalds serviert uns ein feudales Mahl. Danach holen wir unseren Online-Einkauf bei REWE ab, der offenbar leicht über den haushaltsüblichen Mengen liegt («Sie sind das also!»). Alles steht parat, die Faltkisten dürfen wir gegen Pfand mitnehmen. Bezahlen und einladen dauert 2 Minuten. Venga Venga! Unser Mietwagen ist jetzt bis unters Dach vollgepackt. Weiterfahrt, gegen 14 Uhr treffen wir in der Marina Eldenburg bei Waren an der Müritz ein.
Im Vergleich zu unserer sehr guten Erfahrung von vor 2 Jahren bei unserem Vercharterer in Mildenberg geht es hier ein wenig hemdsärmliger zu. Überall wuseln Leute rum, es ist nicht so ganz klar, wen wir jetzt fragen sollten. Irgendjemand, nennen wir ihn mal Kollege 1, verweist uns zum Charterbüro in einem Gebäude «da hinten links aussen rum erster Stock». Dort wird die Kaution einkassiert, ein Fernglas ausgegeben und wieder zur Hafenmeisterei zurückverwiesen. Unseren Mietwagen müssen wir umparken («auf die Landstrasse, wieder links rein, siehste schon»). Zurück zu Kollege 1, wir wären dann jetzt soweit. Das Schiff aber nicht, also warten. Kein Problem, offiziell ist die Übergabe erst um 16 Uhr und es ist erst kurz vor 3. Wir holen schon mal Gepäck und Fressalien aus dem Auto. Dann warten. Auftritt Kollege 2, fragt uns, auf welches Schiff wir warten. Weiter warten. Immer wenn Kollege 2 ein Zettelchen in Empfang nimmt, fragt er uns, auf welches Schiff wir warten.
Gegen halb 4 (nachdem Kollege 2 fragte, auf welches Schiff wir warten), geht es dann los. Wir sollen schon mal vorausgehen und das Schiff beschnuppern, Kollege 2 kommt dann zur Übernahme nach. Gepäck müssen wir beim Hafenmeister stehen lassen, warum auch immer. Und da liegt sie: die Sophia, holländischer Stahlverdränger aus dem Hause Jetten, Baujahr 2014, 38 mitteleuropäische Füsse lang, 3.68m breit. Damit ist sie fast 2 Meter länger und 80cm breiter als die «Pallas» von vor zwei Jahren.
Kollege 2 kommt an Bord und zeigt uns notdürftig die wichtigsten Einrichtungen. «Ach ja, da ist der Gasabsperrhahn. Ach ja, den Toaster nicht ohne Landstrom benutzen. Ach ja, hier die Anzeige für den Landstrom.» Ich: «warum brennt die Leuchte nicht? Vielleicht weil das Kabel nicht eingesteckt ist?» Kollege 3 kommt hinzu und geht das Kabel einstecken. Dann Zustand der Schraube angucken (1A) und Revierinfos durchgehen. Schwerin dürfen wir wegen der tiefen Wasserstände nicht anfahren – Grrrr! «Kein Problem Leute, fahrt doch nach Plau und wieder zurück, hierhin und dahin und am Sonntag seid Ihr wieder da und gebt das Schiff zurück.» Ich: «Äaahm, und was machen wir in der 2. Woche?» Kollege 2 wechselt mit Kollege 3 einen irritierten Blick…
Dann endlich Gepäck holen und einräumen (Lydia) sowie Mietwagen zurückbringen und mit dem Taxi wieder zur Marina fahren (Patrick).
Geschafft, im wahrsten Sinne des Wortes. Wir sind beide Müde, ein wenig gefrustet, weil die Reise nach Schwerin ins nicht vorhandene Wasser gefallen ist. Lydia hat Augenschmerzen und wir sind beide nicht in der Stimmung, den Kochlöffel zu schwingen. Toast, Butter und Wurst sind auch ein feines zNacht. Morgen ist ein neuer Tag.




