Drei-Seen-Land 2025

Tag 4 – Murten (draussen)

Abgesehen von einem gelegentlichen, lauten DING-DING-DING, das durch ein vom Wind gegen den Mast geschlagenes Grossfall auf einem nebenan festgemachten (und natürlich unbewohnten) Segelboot verursacht wurde, war die Nacht im Hafen sehr ruhig.  Wer vom Segeln keine Ahnung und noch nie in seinem Leben ein Kreuzworträtsel gelöst hat: ein Grossfall ist ganz profan ausgedrückt ein Seil.

Was gibt es also Schöneres, als gleich nach dem Aufstehen mit der Grubenlampe auf der Stirn in den Maschinenraum zu kriechen und die nun vollständig aufgeladenen Batterien wieder gemäss dem ursprünglichen Zustand miteinander zu verbinden. Denn heute erhalten wir Besuch von der örtlichen Werft, damit unsere elektrische Installation einer professionellen Überprüfung unterzogen wird.

Der Chef persönlich nimmt sich der Sache an. Zuerst überprüft er mittels Fön und Batteriemonitor die Durchhaltefähigkeit der Batterien, die er nach mehreren Minuten als einwandfrei beurteilt. Die elektrischen Anschlüsse im Maschinenraum hingegen gefallen ihm nicht so. Sie sind per Schraubverbindung ausgeführt und weisen an der einen oder anderen Stelle leichte Korrosion auf. Wir vereinbaren einen Termin am Mittwoch, um alle Anschlüsse mit Kabelschuhen versehen zu lassen. Noch geben wir unsere Batteriebank nicht verloren.

Es wird wieder ein prächtiger Tag. Wir geniessen unser Frühstück noch an unserem Liegeplatz im Hafen. Danach verholen wir auf die gegenüberliegende Seite zur Servicestation mit der Abwasser-Absauganlage. Wir sind gesetzlich dazu verpflichtet, unsere Abwässer in Tanks an Bord zu sammeln und an solchen Anlagen zu entsorgen. Zu diesem Zweck haben wir Anschlüsse auf dem Deck, in die der Absaugrüssel der Station eingesteckt wird. Es gibt Grauwasser und Schwarzwasser. Ich erspare Euch die Details. Jedenfalls ein Knopfdruck und die Kacke ist am Flitzen.

Ein Sportsegler erregt durch lautes Fluchen unsere Aufmerksamkeit. Offenbar hat er Seegras am Schwert seines kleinen Segelbootes eingefangen, ist abgetrieben und kann das Hafenbecken von seiner Position aus nicht mehr aus eigener (Segel-)Kraft verlassen. Wir bieten ihm an, ihn hinauszuschleppen, was er dankend annimmt. Er darf sich revanchieren, falls bei uns einmal die Maschine ausfällt.

Für uns geht die Reise weiter bis zur Seemitte, wo wir den Motor stoppen und uns ganz den warmen Temperaturen, dem Badevergnügen und den diversen Snacks und Drinks hingeben.

Gegen 17 Uhr laufen wir Murten an und setzen Anker an unserem Lieblingsplatz, direkt unter den mittelalterlichen Fassaden dieses schönen Fleckchens. Zwar herrscht gerade ein strammer, kühler Nordwind – die «Bise» – aber wir vertrauen auf die Wetterprognose, die eine ruhige Nacht verspricht. Die Geräuschkulisse und der fantastische Ausblick ist immer eine Reise hierher wert.

Mit dem obligatorischen Ankertrunk läuten wir den Abend ein. Unser zNacht ist wieder Bootmannskost vom Feinsten: Rinderfilet und Gemüsespiesse vom Grill mit Brokkoli- Kartoffel-Sahne-Pfanne, abgerundet durch einen Chianti, der von Glas zu Glas immer besser wird. Wir können nicht genau klären, ob es an uns oder am Wein liegt.

Der Himmel brennt, als die Sonne hinter dem Jura untergeht. Irgendwie haben wir das bedrückende Gefühl, dass dies der letzte, richtige Sommerabend des Jahres 2025 sein wird.

Hinterlasse eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert