Drei-Seen-Land 2025

Tag 13 – Batterien

Morgens gegen 8 Uhr krabbeln wir ausgeschlafen aus dem Bett und machen Ordnung im Stall. Heute werden die neuen Batterien geliefert und da soll alles tiptop sauber sein. Anruf bei der Werft. Sie wissen bereits Bescheid, dass wir im Hafen liegen und werden in 20 Minuten bei uns vorbeischauen. Grade genug Zeit, um beim Hafenmeister die Zeche zu bezahlen und am Schiff die Steuerbord-Blache zu entfernen.

Die Kollegen kommen zu zweit per Pneulader angefahren, mit dem sie eine Palette transportieren. Darauf liegen hübsch aufgereiht 4 Mastervolt Bleigel-Batterien mit je 200 Ah Kapazität bei 12 Volt. Stückgewicht 70 Kg. Die Palette wird durch die blachenfreie Seite auf Oberdeck-Niveau gehoben, so dass die Batterien einigermassen komfortabel an Bord genommen werden können.

Wir sind hier keine Batterie-Sammelstelle!

Damit ist auch erstmal Ende mit Komfort, denn ab jetzt ist reine Handarbeit gefragt, um die die beiden Herren wahrlich nicht zu beneiden sind. Es fallen Aussagen wie «Frühgymnastik» und «hätte ich bloss was Anständiges gelernt», während ein Satz alter Batterien nach draussen und frische Batterien nach drinnen gewuchtet werden. Nach einer halben Stunde ist dieser Teil der Übung abgeschlossen. Der Werftchef stellt jetzt die elektrischen Anschlüsse her, während ich mich als Beleuchter und Werkzeug-Fee nützlich mache.

Nebenher macht er mich auf ein Belüfterventil aufmerksam, welches Unterdruck im Kühlwassersystem verhindert. Dieses hat einen Überlauf, über den gelegentlich ein paar Tropfen See-Wasser in einem Kanister aufgefangen werden. Merkwürdig, der Kanister ist voll, wo ich den doch sonst maximal 1x im Jahr leeren muss. Er schärft mir ein, dass da viel zuviel Wasser rausläuft, dass das Ventil defekt sei und ersetzt werden muss. Ich mache mir dazu eine gedankliche Notiz, während ich den Kanister leere.

Irgendwann ist der Auftrag erledigt, die Anschlüsse sitzen fest und wir verfügen wieder über die technische Fähigkeit, Strom für mehrere Tage an Bord mitzuführen. Es gibt für uns keinen Grund mehr, weiter in Vallamand zu verweilen. Ein revierwechsel ist angesagt und so lösen wir nach dem Frühstück die Leinen. Zur Absauganlage brauchen wir nicht zu verholen, die ist immer noch kaputt. Nach kurzer Zeit sind wir wieder auf offenem Gewässer unterwegs.

Auf dem See ist nach dem gestrigen Unwetter wieder Ruhe eingekehrt. Nur die hin und wieder an der Oberfläche vorbeitreibenden Pflanzenteile zeugen vom Inferno. Es herrschen optimale Badebedingungen. Nicht zuletzt deshalb, weil wir derzeit das einzige Schiff auf dem ganzen See sind. Die Wasseroberfläche ist ein Spiegel und es herrscht kaum ein Geräusch. Selbstredend, dass wir uns hier einen ausgedehnten Badestopp gönnen.

Wenn man einen ganzen See für sich alleine hat.

Danach Weiter- sowie Einfahrt in den Broyekanal. In den Bäumen sammeln sich die Zugvögel und das Laub lichtet sich langsam. Es lässt sich nicht mehr verheimlichen, dass der Herbst stetig Einzug hält. Ein bisschen Wehmut macht sich bei uns breit, denn die Saison war dieses Jahr durch den Kälteeinbruch leider sehr kurz.

Auf dem Neuenburgersee herrscht ein bisschen Wind, aber das Wasser ist immer noch ruhig und einladend. Wir geniessen auch hier die Einsamkeit zum Baden, auch wenn in der Ferne das eine oder andere Schiff zu sehen ist. Bei seiner Grösse kriegt man im Neuenburgersee aber so oder so das totale Infinity-Pool-Erlebnis.

Die kommenden Tage werden wieder von Regen und kühleren Temperaturen dominiert sein. Es stehen zwei Optionen zur Wahl: entweder in unserem Heimathafen anlegen und von dort mit dem Auto Ausflüge machen oder nochmal versuchen, in Auvernier an der Westküste einen Gästeplatz zu ergattern. Von dort können wir das Juragebirge und die Stadt Neuchâtel gut erreichen und das ist am Ende auch das ausschlaggebende Argument. Auf nach Auvernier.

Wir unternehmen unterwegs nochmal einen Badestopp. Kurz darauf zieht der Wind plötzlich kräftig an, und was vorher noch ein Spiegel war, wird zunehmend von immer höheren Wellen durchwühlt. Als wir die Hafeneinfahrt von Auvernier erreichen, haben sich die Wellen bereits auf 50cm aufgebaut und erfordern etwas mehr Aufmerksamkeit am Ruder, um den Kurs zu halten.

Im Hafen sind sämtliche Gästeplätze frei. Wir können also zuerst einmal ganz gemütlich die Absauganlage benutzen. Routinemässig gehe ich den vorderen Grauwassertank in Achterlichen umpumpen, weil von da besser abgesaugt werden kann. Beim betreten des maschinenraums stelle ich fest, dass Wasser in der Bilge – das ist die tiefste Stelle im Schiff – steht. Ungewöhnlich, wenn auch nicht sonderlich schlimm, da eine Pumpe automatisch anläuft, wenn es zuviel wird. Schnell stelle ich fest, dass der Auffangkanister vom Kühlsystem schon wieder voll ist. Übervoll, was den Wasserstand in der Bilge erklärt. Der Übeltäter ist natürlich das Belüfterventil. Es muss in den vergangenen Tagen das Zeitliche gesegnet haben. Ich unterstreiche meine zuvor gemachte, gedankliche Notiz.

Entspannt machen wir uns an der Mole, direkt neben dem Stromverteiler, breit. Schliesslich brauchen unsere frischen Batterien noch ein bisschen Saft und die Elektronik muss sich neu kalibrieren, was durch den Ladevorgang automatisch geschieht. So brauche ich nur ein kurzes Stück Kabel zu verlegen und bin viel früher bereit für den Hafentrunk. Danach Anmeldung beim Hafenmeister. Der Gästeplatz kostet die ersten 4 Nächte nichts. Nur für den Strom müssen wir CHF 5.- pro Nacht berappen. Die sanitären Anlagen sind während 23 Stunden pro Tag geöffnet und es gibt in kurzer Gehdistanz Container für die Müllentsorgung. Kein Wunder, ist dieser Hafen an den Wochenenden immer gut belegt. Einzig störend ist die Autobahn, die direkt am Gelände vorbeiführt und eine gewisse Lärmkulisse erzeugt.

Wir packen unsere eScooter aus und fahren ins Dorf zum Einkaufen. Der Dorfladen wirbt mit seiner «berühmten Fonduemischung» und wir lassen uns zum Kauf einer Portion hinreissen. Das wollen wir doch mal sehen, ob diese unsere bisher bewährte Mischung der Käserei Jaggi, gepaart mit dem Verfeinerungs-Genie von Lydia, toppen kann!

Zurück auf dem Schiff geben wir uns der Gemütlichkeit hin. Schon bald setzt Regen ein. Lydia bereitet das zNacht vor und ich versuche, meinen Rückstand beim Blog Schreiben aufzuholen, der schon auf 4 Tage angewachsen ist. Offenbar sind wir einfach sehr gut beschäftigt, so dass die ganz am Anfang dieser Geschichte angedrohte Langeweile einfach nicht so richtig aufkommen will.

Aber zurück zu den zNacht-Vorbereitungen. Heute gibt es nochmal Riesenkrevetten und Jakobsmuscheln, ergänzt mit einem schönen Lachsfiletstück vom Grill. Abgerundet wird das Menü mit Bratkartoffeln und einem Tomaten-Mozzarella-Salat. Dazu ein kräftiger Zinfandel-Rotwein aus dem kalifornischen Nappa-Valley. So geniessen wir unser Festmahl, während draussen heftiger Regen die Geräuschkulisse der Autobahn übertönt.

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