Mecklenburgische Seenplatte 2019

Tag 2 – Wir reisen gen Süden

Guten Mooorgen, wir sind im Urlaub, haben in unserer feudalen Achterkabine hervorragend geschlafen, Lydia geht es wieder blendend und Patrick kriegt beim Öffnen des Kühlschranks nasse Füsse. Abtauwasser? Problem erkannt, ich erstmal nach vorne zur Hafenmeisterei. Dort treffe ich auf Kollege 1 von gestern – ein echter Morgenmensch, seine Unterlippe hängt bis knapp über seine Kniescheibe. Ich begrüsse ihn und teile ihm mit, dass wir keinen Strom an Bord haben. Sofort schreitet er zur Tat und betankt zwei Kanister von Gästen, die hinter mir angestanden haben. Dann erblickt er Kollege 2 (mit dem wir gestern Schiffsübernahme hatten) und verweist mich an ihn weiter. Welches Schiff denn? Ah ja, die Sophia. Und wir checken heute aus? Ach so, nein. Ja, warte mal. Kollege 4 & 5 kommen mit. Schwierig, sie rufen einen Elektriker an. Kollege 6 prüft in der Zwischenzeit die Sicherungen. Ach ja, die sind übrigens hier und hier, falls mal was brennt. Ach ja, und den Inverter bei Fahrt immer ausschalten…

Irgendwann finden wir das Ganze nur noch zum Schiessen. Kollege 5 hat dann den Fehler gefunden, Leitungsbruch im Landkabel. Kollege 6 steckt das Kabel von einem anderen Schiff bei uns ein. Alle Akkus leer, mindestens 2 Stunden laden. Elektriker trifft später ein und beginnt das Kabel zu reparieren. Dieses Kabel sehen wir später nie mehr wieder.

Derweil sitzen wir zum Frühstück und beginnen, einen neuen Schlachtplan zu entwerfen. Unser heutiges Ziel heisst Buchholz und befindet sich rund 28km im Süden, am Ende des Müritzarms. Wetteraussichten durchzogen, Wind bis Beaufort 5, Regen möglich. Egal, wir hauen jetzt ab.

Um 11:10 Uhr rollen wir das ehemalige Landkabel vom Nachbarschiff ein, lösen die Leinen und fahren los. Wir durchqueren bei wechselnder Bewölkung und mittelstarkem Wind die Müritz. Das Wasser ist aufgewühlt und spritzt gelegentlich über die Bordwand. Wir sitzen aber warm und trocken unter dem Vollverdeck und geniessen die Fahrt über Deutschlands grössten Binnensee. Unterwegs gibt es ein paar Untiefen, aber solange wir die Betonnung beachten, gibt es nichts zu befürchten. Ausser dass die vordere Toilette nicht mehr spült, weil eine Sicherung ausgelöst hat.

Bei Einfahrt in die kleine Müritz beginnt es zu regnen. Kein Problem, wir haben ja drei Scheibenwischer. Zunächst denken wir uns nichts dabei, dass diese gegengleich laufen, also immer wieder aneinanderschlagen. Als der Regen wieder aufhört und wir die Scheibenwischer ausschalten, verhaken sie sich ineinander. Lydia hat diese unbeirrt von Wind und Wetter wieder voneinander gelöst, trotzdem lassen sie sich nicht mehr in Betrieb nehmen. Was grade jetzt, wo sintflutartiger Regen einsetzt, ein bisschen blöd ist. Die Sichtweite sinkt auf ein paar dutzend Meter und wir müssen immer noch die Betonnung beachten, die uns hier im Müritzarm davor abhält, auf Grund zu laufen. Hilft nur Weiterfahren und das Problem in der Marina versuchen zu beheben.

Um 14:30 Uhr erreichen wir den Anleger in Buchholz. Wir müssen quer zum Wind anlegen, was dann beim zweiten Anlauf klappt. Während des gesamten Manövers fällt kein Regen, die Götter sind uns also wieder mal milde gestimmt. Das holen sie wenige Minuten später mit einer neuerlichen Sintflut nach, während wir, unsere Füsse auf dem gemütlichen Achterdeck hochgelegt, den wohlverdienten Hafentrunk kredenzen.

Danach melde ich uns im Hafenbüro an. Gibt’s WLAN? Ja, 2 Euro für 120 Minuten, aber bis zum Schiff wird es wohl nicht reichen. Na, dann halt nicht. Ist der Ort sehenswert? Ja, eine steinalte Kirche und viele hübsche Häuschen mit gepflegten Vorgärten. Leider nur über einen dreckigen Kies/Sandweg zu erreichen, wir lassen das Sightseeing heute sein, zumal es immer wieder regnet.

Der Fehler mit den Scheibenwischern hat sich von alleine gelöst. Irgendwann ist die Sicherung rausgesprungen, nach dem Wiedereinschalten läuft alles tadellos. Wir entspannen bei drei Runden Rummikub und schauen dabei dem Regen zu.

Rummikub will gelernt sein

Lydia gewinnt alle Runden und darf zur Belohnung unser zNacht kochen. Es gibt Nürnberger Rostwürstchen, Linsen mit Speck und einen knackigen Jungsalat. Dazu wechselt eine Flasche Wein sein Behältnis. Wir beobachten einen wunderschönen Vollmond, der über den Baumwipfeln aufgeht und gehen dann zufrieden schläfrig zu Bett.

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