Mecklenburgische Seenplatte 2019

Tag 5 – Mirow oder das Schloss der lächerlichen Fürsten

Das war gestern ein langer Abend und wir hätten heute eigentlich gerne ausgeschlafen. Allerdings wollen wir heute nach Mirow. Es gilt, 34 km und 3 Schleusen zu bewältigen. Hilft alles nichts, wir sind ja schliesslich nicht zum Spass hier. Ausserdem, je später wir losfahren, desto länger werden die Wartezeiten vor den Schleusen. Um 8:20 Uhr legen wir bei grau verhangenem Himmel in Rheinsberg ab.

Tschüss, bis zum nächsten Mal

Zunächst durchqueren wir die Rheinsberger Gewässer gen Norden. Die Fahrt ist trotz der düsteren Stimmung am Firmament sehr schön und abwechslungsreich. Wir erreichen die Schleuse Wolfsbruch um 9:30 Uhr. Trotz Pole Position dauert es bis exakt 10:08 Uhr, bis wir das obere Schleusentor passieren. 40 Minuten später folgt die Schleuse Canow. Hier läuft es schon ein wenig flotter, gemäss Logbuch sind wir um 11:10 Uhr durch. Dritter und letzter Streich, die Schleuse Diemietz. Dritter Warteplatz und damit für die folgende Schleusung gesetzt. Das untere Tor geht auf, die talfahrenden Boote schleichen an uns vorbei, wir sind auf Gefechtsstation, warten auf das grüne Licht… nichts. Statt dessen schliesst sich das Schleusentor wieder und führt die Bergschleusung ohne uns durch. Denn da naht von oben ein Kursschiff und das hat eben Priorität. Dafür dürfen wir einen Profi bei der Arbeit beobachten, wie er diesen Brocken durch diese Schleuse durchdrückt, mit kaum einer handbreit Platz auf beiden Seiten.

12:10 Uhr haben wir auch diese Stufe geschafft. Ab jetzt freie Fahrt. Lydia bereitet zwei Sandwiches für den Verzehr am Steuerstand, denn langsam macht sich ein Hüngerchen bemerkbar. Um 13 Uhr finden wir im südlichen Zotzensee eine gemütliche Ankerbucht, die wir einer ausgedehnten Rast zum Brunchen und einem Nickerchen widmen. Überraschung, die Sonne bricht zwischen den Wolken hervor und es wird doch noch ein freundlicher Tag. Um 14:30 Uhr lichten wir den Anker (krrt, krrt, krrt, krrt… gefühlte 20’000 Mal, das ist das Geräusch wenn man von Hand 18 Meter Ankerkette einholt) und nehmen die restliche Strecke nach Mirow unter den Kiel. Um 15:50 Uhr machen wir bei Rick’s Yachtservice fest. Bug voran, damit wir vom Achterdeck einen schönen Blick über den Mirower See geniessen.

Die Marina ist sehr schön gelegen und füllt sich im Verlauf des Abends bis auf den letzten Platz, obwohl es noch drei weitere Anlegemöglichkeiten in der Nähe gibt. Dies ist nicht zuletzt der Geschäftstüchtigkeit der Gebrüder Rick geschuldet. Sobald sich ein Boot nähert, rennen sie auf den Steg hinaus und lassen durch aufmunterndes Heranwinken dem armen Schiffsführer gar keine andere Wahl, als sich auf die noch verfügbaren Plätze zu quetschen.

Wir lassen uns derweil den Hafentrunk schmecken und gehen danach auf einen kleinen Spaziergang um die hiesige Schlossinsel herum. Auch eine Besichtigung des Schlosses lassen wir uns nicht entgehen. Wie wir erfahren, galten die Fürsten zu Mirow und Strelitz seit jeher als Proleten und Witzfiguren vor dem europäischen Adel. Man stelle sich Lothar Matthäus im Gespräch mit der englischen Queen vor…

Die Müdigkeit holt uns langsam ein, zum Kochen ist uns nicht zumute. Leider ist die Terrasse vom angrenzenden Schlosshotel bis auf den letzten Platz belegt. Dann halt was Einfaches aus der Bordküche, es gibt Tortelloni Pesto mit Salat auf unserer eigenen Sonnenterrasse. Dafür werden wir mit einem wunderschönen Blick über den See und auf den Sonnenuntergang belohnt.

Ein weiteres Highlight ist das stramme WLAN, das hier in der Marina angeboten wird. Endlich kann ich die angesammelten Fotos und Texte der letzten Tage auf den Blog hochladen. Reicht nicht für alles, denn plötzlich ist das WLAN wieder weg, wahrscheinlich habe ich das Limit aufgebraucht. Morgen ist ja auch noch ein Tag, wir werden ausschlafen und uns dann gemütlich um unser nächstes Ziel kümmern.

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