Mecklenburgische Seenplatte 2019

Tag 10 – Besuch in Untergöhren

Nach einem erholsamen Schlaf wachen wir gegen 8 Uhr im bis dato ruhigen Warener Stadthafen auf, bereit für neue Missetaten. Doch zuerst muss der Mietwagen zurückgebracht werden. Ich frage im Hafenbüro nach der Adresse von Europcar, weil es mit dem WLAN immer noch nicht so recht klappen will. «Da vorne links rum bis zur Ampel gradeaus über den Kreisel bis zum Bahnhof dann links und alles gradeaus bis zur Shell Tankstelle, aber Achtung, es gibt zwei davon, siehste schon.» Ich lasse mir trotzdem Strasse und Hausnummer geben, denn die «siehste schon» Mentalität hierzulande ist mir ein wenig suspekt. Das Navi führt mich zuverlässig hin und der Vermieter fährt mich via Schleichwege wieder zurück zum Hafen.

Wir frühstücken auf unserem grosszügigen Achterdeck und beobachten das Hafentreiben. Danach bunkern wir nochmal 100l Wasser, bringen den Abfall weg und geben die Zahlkarte im Hafenbüro ab. 9:30 Uhr, wir sind bereit, das Revier zu wechseln. Das Ablegemanöver geht mühelos vonstatten. Nach der Hafenausfahrt nehmen wir Kurs auf den Eldenburger Kanal. Wir führen einen kleinen Convoi von Booten an, die gleich nach uns ausgelaufen sind. Trotz Ende der Urlaubssaison ist auch auf dem Wasser noch sehr viel los.

Wir laufen in den Kölpinsee ein. Dieser ist ein einziges Naturschutzgebiet, ankern ist nur an wenigen Plätzen gestattet, Siedlungen oder Anlegestellen gibt es keine. Dafür ist das Ufer zu beiden Seiten von weissen Streifen gesäumt. Es sind Schwäne, die sich in grosser Anzahl hier angesiedelt haben. Schade, dass wir zu weit weg sind, um sie aus der Nähe betrachten zu können. Gut für die Schwäne, es hat ja einen Sinn, warum die Fahrrinne mittig durch den See geführt wird.

Mir schwant was…

Gleich im Anschluss erreichen wir unser heutiges Tagesziel, den Fleesensee. Wir biegen nach Süden ein und nehmen Kurs auf den Yachthafen von Untergöhren. Auch hier ist schwer was los, vor der Einfahrt zu den Gästeplätzen liegen vier Boote, die einer nach dem anderen an die begrenzt verfügbaren Anlegestellen festmachen wollen. Es ist ein wenig chaotisch, wir haben Windstärke 5 und nicht allen gelingt das Manöver auf Anhieb. Endlich sind wir an der Reihe und wir manövrieren rückwärts zwischen zwei anderen Booten, unsere freundlichen Platznachbarn helfen uns mit den Leinen. Jemand ruft «stopp», ich stoppe auf, sehe aber, dass nach hinten immer noch 1 Meter Wasser ist. Also nochmal ein wenig Rückwärtsschub. Gleich darauf stösst die Sophia gegen etwas an. Zwischen unserem Heck und dem Anlegesteg befindet sich ein riesiger Pfahl, den ich von meinem Platz aus nicht sehen kann. Nix passiert, dafür haben wir an Heck ja unsere Fender. Der Pfahl weigert sich zu gehen, also machen wir die Leinen fest.

Die Sonne scheint. Trotz der steifen Brise wird es unter unserem Vollverdeck mediterran. Wir schlürfen unseren Hafentrunk und spielen eine Runde Rummikub. Noch steht es 4:3 für Lydia, aber diesmal kann Patrick auf 4:4 ausgleichen. Um 16 Uhr erhalten wir Besuch von meinem früheren Chef und Mentor mit seiner Partnerin, die hier in der Gegend ihren Un-Ruhestand verbringen. Alte und neue Geschichten machen die Runde und wir werden spontan zum zNacht in ihrem Hause eingeladen.

Die Fahrt führt am örtlichen Schloss vorbei, welches heute ein luxuriöses Hotel beherbergt und vornehmlich von Golfern bewohnt wird, die auf den zahlreichen Golfplätzen rund um Göhren ihrer Leidenschaft nachgehen. Unsere Gastgeber derweil verfügen über ein ruhig gelegenes Anwesen mit einem reizvollen Blick in die Weiten der Natur. Wilde Katzen tollen in ihrem Garten herum, ein Frosch sitzt unter einer Steinschale und in der Ferne können wir riesige Züge von Kranichen beobachten, die ihre Nachtlager in den umliegenden Seen anfliegen. Der Hausherr verwöhnt uns mit seinen Kochkünsten, es gibt spontan selbstgemachten Flammenkuchen und Pizzaecken. Die meisten Zutaten stammen aus dem eigenen Garten. Dazu einen hervorragenden Rotwein aus Südafrika und zum Dessert Käsekuchen (für die Nichtdeutschen: Quarktorte) mit Beerenmarmelade.

So haben wir einen sehr schönen und unterhaltsamen Abend verbracht, bevor wir wieder zu unserer schwimmenden Suite gefahren werden.

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