Tag 14 – Eldenburg
Ein bedeckter Himmel begrüsst uns heute morgen. Trotzdem schafft es die Sonne, ein fröhliches Morgenrot hinzuzaubern.
Eigentlich sind wir über die Bewölkung dankbar, denn auch heute soll es ein heisser Tag werden. Wir nutzen die kühlen Morgenstunden für einen Spaziergang zum Kloster. Das älteste Gebäude stammt aus dem 14. Jahrhundert. Nachdem der katholischen Kirche nahegelegt wurde, etwas kürzer zu treten, wurde es im 18. Jahrhundert in ein Internat für wohlhabende Frauen umgewandelt. Die Klosterkirche ist geblieben und strahlt mit ihrem Gemäuer aus rotem Klinkerstein den Charme einer Fabrikhalle aus jener Zeit aus.
Wir haben noch Zeit und dehnen unseren Spaziergang zur Drehbrücke aus. So können wir das ganze Spektakel auch mal von Land aus betrachten. Danach gibt’s Frühstück an Bord der Sophia. Restenputzete, wir haben noch etwas Käse und zwei Hacktätschli von gestern übrig, mit Brot ist nicht mehr weit her, aber es findet sich eine Packung Toast, die noch keinen Schimmel angesetzt hat.

Freundlicher Plausch mit den Bootsnachbarn, die ein ausgesprochen schönes Stahlschiff ihr eigen nennen. Unsere überzähligen Wertmarken für die Plauer Marina lehnen sie dankbar ab, mittels Wassermacher und Generator sind sie vollkommen autark. Sie arbeiten noch ein halbes Jahr und beabsichtigen dann auf grosse Fahrt zu gehen.
Um 12:00 Uhr legen wir von der Marina in Malchow ab. Kleiner Abstimmungsfehler, wir vergessen beide, die Bugleine an Steuerbord zu lösen. Glücklicherweise will der Steg nicht mit uns kommen, das Problem ist schnell gelöst. Danach befahren wir die schmale Passage des Fleesensees. Im offenen Gewässer locken wir 2100 Umdrehungen aus der Maschine heraus. Auf der Navigationsanzeige tut sich plötzlich was. Sieh an, der Geschwindigkeitsmesser funktioniert wieder einwandfrei.
Lydia nutzt die Fahrt und die noch erträglichen Temperaturen zum Vorpacken. Auf dem Kölpinsee liegen unzählige Boote vor Anker. Bei uns an Bord wird es langsam heiss; sollen wir auch ankern? Wir widerstehen der Versuchung, als wir die Leute knietief neben ihren Booten im Wasser stehen sehen. Muss nicht sein, kurz vor der Bootsrückgabe die Schraube mit Gewalt durch den Schlick zu drehen.
Noch ein letztes Stück durch den Eldenburger Kanal und wir sind an unserem Ausgangspunkt angekommen. Wir sollen zuerst zum Tanken fahren. Rückwärts durch den engen Kanal, weil der Einfüllstutzen an der Steuerbordseite liegt. Drei Boote warten schon am entsprechenden Anleger. Wir parken die Sophia vorübergehend in einer Box. Ich laufe vor zum Hafenmeister um zu fragen, wo und wie wir uns positionieren sollen. Jetzt ist ganz schlecht, wir stehen auf dem Platz vom Chef. Also Venga Venga, umparken. Wenige Minuten später laufen die anderen Boote aus, wir können einfahren. Pirouette links rum, einmal stramm zurück, schon haben wir vor der Tankstelle festgemacht und erhalten zur Belohnung 91 Liter Diesel kredenzt.
Dann das ganze Manöver wieder zurück und rückwärts in eine freie Box hinein. Leinen fest, Maschine aus, Landstrom rein. Das war’s, Sophia und Besatzung haben ihre Odyssee unbeschadet überstanden. Wir genehmigen uns einen extra grossen Hafentrunk und geniessen das Hafenkino. Viele Boote kommen jetzt rein und versuchen zum Tanken aneinander vorbei zu manövrieren.

Ich organisiere beim Hafenmeister unsere Zugänge zum WLAN. Will nicht so richtig, erst auf dem Hafenbüro bekomme ich funktionierende Zugangscodes ausgehändigt. Somit sind wir auch diesbezüglich wieder in der Zivilisation angekommen. Ich veröffentliche schnurstracks die Beiträge der letzten zwei Tage.
Unter Deck ist es immer noch heiss. Hilft nichts, wir müssen unseren Kram zusammenräumen und einpacken, was wir heute und morgen nicht benötigen. Überschüssige Getränke können wir an andere Urlauber verschenken. Ansonsten gibt es heute unser Resteputz-zNacht: Pouletbrust mit Tomaten-Mozarella-Salat und gekochte Rüebli. Das Poulet hat eindeutig zuviele Flugstunden drauf. Egal, wir vernichten unsere letzte Flasche Wein und gönnen uns den letzten Schokoladepudding zum Dessert. Jetzt noch eine wohltuende Dusche und ab ins Bett.

