Mecklenburgische Seenplatte 2019

Mit der Yacht über die nördliche Seenplatte

  • Mecklenburgische Seenplatte 2019

    Tag 10 – Besuch in Untergöhren

    Nach einem erholsamen Schlaf wachen wir gegen 8 Uhr im bis dato ruhigen Warener Stadthafen auf, bereit für neue Missetaten. Doch zuerst muss der Mietwagen zurückgebracht werden. Ich frage im Hafenbüro nach der Adresse von Europcar, weil es mit dem WLAN immer noch nicht so recht klappen will. «Da vorne links rum bis zur Ampel gradeaus über den Kreisel bis zum Bahnhof dann links und alles gradeaus bis zur Shell Tankstelle, aber Achtung, es gibt zwei davon, siehste schon.» Ich lasse mir trotzdem Strasse und Hausnummer geben, denn die «siehste schon» Mentalität hierzulande ist mir ein wenig suspekt. Das Navi führt mich zuverlässig hin und der Vermieter fährt mich via Schleichwege wieder zurück zum Hafen.

    Wir frühstücken auf unserem grosszügigen Achterdeck und beobachten das Hafentreiben. Danach bunkern wir nochmal 100l Wasser, bringen den Abfall weg und geben die Zahlkarte im Hafenbüro ab. 9:30 Uhr, wir sind bereit, das Revier zu wechseln. Das Ablegemanöver geht mühelos vonstatten. Nach der Hafenausfahrt nehmen wir Kurs auf den Eldenburger Kanal. Wir führen einen kleinen Convoi von Booten an, die gleich nach uns ausgelaufen sind. Trotz Ende der Urlaubssaison ist auch auf dem Wasser noch sehr viel los.

    Wir laufen in den Kölpinsee ein. Dieser ist ein einziges Naturschutzgebiet, ankern ist nur an wenigen Plätzen gestattet, Siedlungen oder Anlegestellen gibt es keine. Dafür ist das Ufer zu beiden Seiten von weissen Streifen gesäumt. Es sind Schwäne, die sich in grosser Anzahl hier angesiedelt haben. Schade, dass wir zu weit weg sind, um sie aus der Nähe betrachten zu können. Gut für die Schwäne, es hat ja einen Sinn, warum die Fahrrinne mittig durch den See geführt wird.

    Mir schwant was…

    Gleich im Anschluss erreichen wir unser heutiges Tagesziel, den Fleesensee. Wir biegen nach Süden ein und nehmen Kurs auf den Yachthafen von Untergöhren. Auch hier ist schwer was los, vor der Einfahrt zu den Gästeplätzen liegen vier Boote, die einer nach dem anderen an die begrenzt verfügbaren Anlegestellen festmachen wollen. Es ist ein wenig chaotisch, wir haben Windstärke 5 und nicht allen gelingt das Manöver auf Anhieb. Endlich sind wir an der Reihe und wir manövrieren rückwärts zwischen zwei anderen Booten, unsere freundlichen Platznachbarn helfen uns mit den Leinen. Jemand ruft «stopp», ich stoppe auf, sehe aber, dass nach hinten immer noch 1 Meter Wasser ist. Also nochmal ein wenig Rückwärtsschub. Gleich darauf stösst die Sophia gegen etwas an. Zwischen unserem Heck und dem Anlegesteg befindet sich ein riesiger Pfahl, den ich von meinem Platz aus nicht sehen kann. Nix passiert, dafür haben wir an Heck ja unsere Fender. Der Pfahl weigert sich zu gehen, also machen wir die Leinen fest.

    Die Sonne scheint. Trotz der steifen Brise wird es unter unserem Vollverdeck mediterran. Wir schlürfen unseren Hafentrunk und spielen eine Runde Rummikub. Noch steht es 4:3 für Lydia, aber diesmal kann Patrick auf 4:4 ausgleichen. Um 16 Uhr erhalten wir Besuch von meinem früheren Chef und Mentor mit seiner Partnerin, die hier in der Gegend ihren Un-Ruhestand verbringen. Alte und neue Geschichten machen die Runde und wir werden spontan zum zNacht in ihrem Hause eingeladen.

    Die Fahrt führt am örtlichen Schloss vorbei, welches heute ein luxuriöses Hotel beherbergt und vornehmlich von Golfern bewohnt wird, die auf den zahlreichen Golfplätzen rund um Göhren ihrer Leidenschaft nachgehen. Unsere Gastgeber derweil verfügen über ein ruhig gelegenes Anwesen mit einem reizvollen Blick in die Weiten der Natur. Wilde Katzen tollen in ihrem Garten herum, ein Frosch sitzt unter einer Steinschale und in der Ferne können wir riesige Züge von Kranichen beobachten, die ihre Nachtlager in den umliegenden Seen anfliegen. Der Hausherr verwöhnt uns mit seinen Kochkünsten, es gibt spontan selbstgemachten Flammenkuchen und Pizzaecken. Die meisten Zutaten stammen aus dem eigenen Garten. Dazu einen hervorragenden Rotwein aus Südafrika und zum Dessert Käsekuchen (für die Nichtdeutschen: Quarktorte) mit Beerenmarmelade.

    So haben wir einen sehr schönen und unterhaltsamen Abend verbracht, bevor wir wieder zu unserer schwimmenden Suite gefahren werden.

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    Tag 11 – Plau am See

    Uuuuurlaub, so langsam gesellt sich auch das sommerliche Wetter hinzu. Wir haben heute kaum Wind und eitel Sonnenschein. Die Aussichten (Panorama, Wetter, Stimmung) sind vielversprechend. Nach einem ausgedehnten Frühstück verlassen wir um 10:45 Uhr die Marina Untergöhren. Wir durchqueren den Fleesensee, um in den Malchower See zu gelangen. Das Städtchen Malchow verfügt über eine Drehbrücke, die immer nur zur vollen Stunde für die Schifffahrt geöffnet wird. Wir erscheinen gegen 11:20 Uhr zu spät oder zu früh, wie man’s nimmt. Es gibt keine geeigneten Stellen, wo wir unser Boot für die Wartezeit festmachen dürfen. Ankern ist hier auch nicht erlaubt. Also wenden wir und fahren zurück an eine Stelle, wo der See noch ein wenig breiter ist.

    Anker setzen wir nicht, keiner von uns hat Lust auf krrt krrt krrt (siehe hier), also stellen wir den Motor aus und lassen uns von Wind und Wellen treiben. 20 Minuten später tuckern wir gemütlich zur Brücke zurück. Punkt 12 Uhr gemäss Malchower Kirchenglocke tut sich noch nichts – die Preussen sind auch nicht mehr, was sie mal waren. Aber es geht bald darauf los, das Passagierschiff hat Vorfahrt, danach schlüpfen wir unter dem Handyfotogewitter zahlreicher Schaulustiger durch die enge Passage.

    Einer legt sich immer quer – in diesem Fall die Brücke

    Es folgt eine gewundene Kanalstrecke, bevor wir in den Plauer See einfahren. Wir setzen Kurs auf den Ort Plau am anderen Seeufer und ziehen elegant an den Typen vorbei, die uns im Kanal trotz Geschwindigkeitsbegrenzung überholt haben. Um 13:30 Uhr legen wir am sogenannten Wasserwanderrastplatz in Plau am See an. Diesmal mit der Spitze voraus, wir benötigen zum ersten Mal das vom Vercharterer grosszügig zur Verfügung gestellte Verlängerungskabel für den Landstromanschluss. Nach 10 Minuten haben wir die letzte Schlaufe im Kabelsalat entwirrt, die Verbindung steht. Strom gibt’s freilich keinen, denn dafür brauchen wir Wertmarken, die es nur beim Hafenmeister gibt, der pünktlich um 14 Uhr sein Kabuff öffnet – na jedenfalls ein paar Minuten danach, dieser Preusse.

    Dann Hafentrunk, Hafenkino gucken. Wir könnten uns an diesen Tagesrhythmus gewöhnen. Ausserdem gibt es hier (tusch!) WLAN!!!
    Sogar ein sehr Gutes, die Verbindung ist stabil und schnell. Die Beiträge der vergangen 3 Tage sind ratzfatz hochgeladen und veröffentlicht. Um unser Schiff herum zeigt sich eine Entenfamilie. Die kleinen Entelein machen mit herzerweichendem Fiepen auf sich aufmerksam und verdienen sich so einen Happen Brot, den Lydia unter dem Federvieh verteilt.

    Kampfente attackiert ein Stück Brot

    Jetzt gehen wir ins Städtchen zum Bummeln. Das Zentrum markiert das Rathaus und die Ortskirche. Drum herum viele kleine Läden. Ansonsten herrscht tote Hose, es sind kaum Menschen zu sehen. Erinnerungen an Templin werden in uns wach. Wir betreten den Optikerladen, um eine Sonnenbrille zu kaufen. Grade noch rechtzeitig, denn hier schliessen die Läden überpünktlich um 18 Uhr – da sind sie wieder ganz Preusse!

    Die Hubbrücke zu Plau am See

    Apéro-Zeit, wir setzen uns in ein Restaurant namens «Zeisler’s Esszimmer» direkt an der Elde. Der Kellner ist gut drauf, ich will grade zur Toilette gehen und er sagt zu mir «ich bin gleich bei Ihnen». Verwirrt gucke ich die Toilettentüre und dann ihn an. «Nein, nicht da, ich meine an Ihrem Tisch». Lydia probiert eine Brombeer Bowle, Patrick bleibt beim bewährten Aperol Spritz.

    Die Speisekarte sieht vielversprechend aus. Wir haben aber schon auf gute Empfehlung im Restaurant Fackelgarten reserviert. Was nicht ist, kann ja noch werden, wir reservieren bei Zeislers für den kommenden Abend. Damit ist auch geklärt, dass wir einen weiteren Tag in Plau bleiben werden. Plau sibel.

    Der Fackelgarten liegt ebenfalls an der Elde, gleich vor der historischen Hubbrücke. Wir haben einen Platz draussen am Fluss. Wir teilen uns eine Vorspeisen-Ravioli mit Pfifferlingen, danach erhält Lydia einen Saibling und Patrick Kalbsbäckchen serviert. Leeeecker! Unter den Rotweinen gibts fast nur Einheimische. Wir trauen dem Braten nicht und nehmen eine Flasche Rioja.

    Zufrieden gesättigt und ein wenig müde kehren wir wieder zur Sophia zurück und sind schon bald unter Deck, bzw. Bettdecke.

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    Tag 12 – Plau, Plauer, am Plausten

    Tag 12 – Plau, Plauer, am Plauesten

    Quäk! Quäk! Quäk! Nein, das ist kein neuer Klingelton, sondern der Weckruf einer Ente, die nach dem gestrigen Brotabenteuer Nachschlag verlangt. Du musst jetzt warten, denn wir haben ja Urlaub. Wir bleiben heute in Plau an unserem Liegeplatz und gönnen uns einen entspannten Tag.

    Heute herrscht wieder eitel Sonnenschein, es soll ein heisser Tag werden. Zwecks Beschattung hängen wir eines unserer Leintücher vor das Verdeck. Im Boot sorgen wir für gute Durchlüftung, trotzdem wird es drinnen schon bald stickig warm und wir halten uns nur noch auf dem Achterdeck auf. Zum wach werden lösen wir gemeinsam ein paar Kreuzworträtsel. Gesucht wird «Eisenfrass». «Spinat?» Ach nein, «Rost»…

    Boot macht erfinderisch…

    Unsere freundlichen Bootsnachbarn legen demnächst ab und schenken uns ihre restlichen Wertmarken, die hier für Landstrom und Wasser benötigt werden. Ausserdem stiften sie uns 4 grosse Flaschen Bier, da ihr Urlaub morgen zu Ende ist.

    Immer mehr Enten kreuzen unser Heck und gucken uns erwartungsvoll an. Wer kann da widerstehen? Wir verteilen ein paar Scheiben Brot unter dem gefiederten Volk. Genug, dass für uns nicht mehr genügend da ist. Da sich auch unser Urlaub dem Ende zuneigt, ist es sowieso an der Zeit, unsere Lebensmittelvorräte aufzubrauchen. Wir verschieben unser zMorge zu Gunsten eines vorgezogenen zMittag, bestehend aus griechischem Salat, Nürnberger Würstchen und Bratkartoffeln. Dazu teilen wir uns eine der frisch erworbenen Flaschen Bier. Die nächsten Stunden verbringen wir mit ein wenig klar Schiff machen, Rätsel lösen und Lesen.

    Zur Dokumentation unseres Schiffes: Die Sophia verfügt über zwei Doppelkojen, zwei Duschen und zwei WC-Räume. Ausserdem den in der Mitte gelegenen Salon mit der Pantry. Letzteres könnte man profan ausgedrückt auch Küche nennen. Eine Treppe («Niedergang») verbindet den Salon mit dem Achterdeck, von wo man zu beiden Seiten auf dem Gangbord zum Vorschiff oder zu den achterlich gelegenen Treppen gelangt, die wiederum auf die Badeplattform führen. Das Schiff kann sowohl über die Plattform als auch seitlich über die Gangborde betreten, bzw, verlassen werden.

    Um 15:30 Uhr raffen wir uns für einen kleinen Spaziergang auf. Ziel ist der Badestrand von Plau. Der Weg ist wenig idyllisch, er verläuft parallel zur Bundesstrasse und wird auch von Radfahrern benutzt, denen wir immer wieder ausweichen müssen. Es ist beinahe 30°C warm, die Sonne brennt und wir freuen uns über jeden Baum, der am Wegesrand für Schatten sorgt. Der Strand ist nett gelegen und wartet mit einem Highlight auf: die ersten 50 Meter ist das Wasser nur 20cm tief und mit weichem Sand unterlegt. So waten wir, glücklich über die Abkühlung, im See umher. Zum Baden haben wir trotzdem keine Lust und so kehren wir bald wieder zur Marina zurück.

    Wir spielen nochmal eine Runde Rummikub. Patrick kann seinen Rückstand auf 4:4 ausgleichen. Danach duschen und ab zu Zeisler’s Esszimmer. Wir entscheiden uns beide für die Brombeer-Bowle zum Aperitiv und für das Dry Aged Delmonico Kotelette mit Ofengemüse. Es sind zusammen 600g Fleisch, die wir unmöglich wegputzen können, also lassen wir uns die Reste einpacken. Zum Dessert gönnen wir uns je eine Kugel Glacé mit Eierlikör. Alles in allem ein gelungenes Abendmahl, zu dem auch die geschmackvolle Einrichtung und die charmante Bedienung beiträgt. Bis auf einen kleinen Unfall mit besagtem Eierlikör, der uns dafür zwei Hochprozentige aufs Haus und 1000 Entschuldigungen seitens des Wirtes beschert.

    Die Nacht ist schon hereingebrochen, als wir uns wieder auf unser Boot verfügen. Schlafenszeit.

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    Tag 13 – Malchow

    Nach einer ruhigen Nacht im Stadthafen von Plau beginnt auch der heutige Tag mit Sonnenschein. Langsam aber sicher gilt es für uns, den Rückweg anzutreten. Unsere Frischwasservorräte sind fast aufgebraucht. Mit den noch verbliebenen Wertmarken kaufen wir uns 400 Liter Wasser, die wir mittels eines Automaten am Steg und via Gartenschlauch in unser Schiff befördern.

    Unsere Liegeplatznachbarn sind ein freundliches und rüstiges Eignerpaar aus Hamburg-Volksdorf, die mit stolzen 87 Lebens- und 60 Ehejahren immer noch regelmässig auf Achse sind, und das auch noch die nächsten Jahre vorhaben. Er wünscht uns, dass wir weiterhin gesund und arbeitsfähig bleiben, damit seine Rente weiterhin gesichert ist. Ich sage ihm, dass wir als Ausländer ihm damit kaum dienlich sein können. «Scheisse!» Trotzdem hilft er uns später mit dem Ablegemanöver. Es ist 10:30 Uhr.

    Zuerst überqueren wir den Plauer See. Wir beabsichtigen, die Drehbrücke von Malchow um 12 Uhr zu passieren, also Venga Venga! Es folgt die gemächlichere Strecke durch Kanäle und schmale Seen, bis wir um 11:40 Uhr am Malchower See eintreffen. Bis zur Brücke ist es nicht mehr weit, wir gehen auf Schleichfahrt. Dort angekommen müssen wir trotzdem warten, bis die Durchfahrt frei ist und vor allem der Gegenverkehr passiert hat. Zeit für ein paar Fotos. Auch dieses Mal stehen zahlreiche Schaulustige an beiden Ufern und beobachten, wie jedes Boot die schmale Durchfahrt meistert. Der Brückenwächter ruft uns von oben ein freundliches «Moin!» zu.

    Der See ist hier ein schmaler Schlauch, gesäumt von Häusern und Stegen. Nach einer Biegung nach rechts erreichen wir die breitere Stelle, wo wir den Wasserwandererrastplatz anfahren. Wir finden ein hübsches Plätzchen an der Aussenseite und legen mit dem Bug voraus an, damit wir vom Achterdeck aus wieder einen ungehinderten Blick über den See haben. Um 12:30 Uhr sind alle Leinen fest.

    Lydia stellt einen reichhaltigen Snack zusammen, bestehend aus Käse, Gurken, Oliven, Reste vom griechischen Salat von vorgestern und aufgeschnittenem Rindskotelette von gestern. Dazu eine würzige Cocktailcrème zum Dippen und ein Bier zum Teilen. Hafentrunk Plus sozusagen. Durch das Fernglas beobachten wir eine Hochzeitszeremonie, die auf einem Bootssteg gegenüber stattfindet. Es gelingt uns, davon eine Aufnahme zu machen.

    Ansonsten geniessen wir den Ausblick von unserem Achterdeck aus. Zum Spazieren gehen ist es uns zu heiss. Wir spielen zwei Runden Rummikub. Es steht jetzt 5:5. Ein Nickerchen und Lesen vervollständigt unsere heutigen Tagesaktivitäten. Leider zieht Wochenende und schönes Wetter auch die Leute an, die im Interesse anderer besser zuhause blieben. Ein Floss fährt den ganzen Tag den See hoch und runter, mit an Bord eine voll aufgedrehte Beschallungsanlage von Streetparade-würdigen Ausmassen. Unterhaltung für alle, auch für langweilige Waschlappen wie uns.

    Lydia lässt wieder mal ihre Kochkünste springen und zaubert in unserer bescheidenen Kombüse ein fantastisches Mahl, bestehend aus Hacktätschli mit Rahmsauce, Kartoffelstock und gekochten Rüebli. Wir kredenzen uns eine Flasche Rotwein. Später versuchen wir uns nochmal im Rahm Schlagen. Die erste Runde geht schief, es kommt Butter dabei raus. Die zweite – und letzte – Portion hingegen gelingt und wird zusammen mit Schokoladepudding verzehrt.

    Auch heute erleben wir ein traumhaft schönes Abendrot. Aber was ist das für ein nerviges Quieken die ganze Zeit? Der Seitensteg, an dem wir festmachen, ist beweglich mittels zwei Bolzen am Hauptsteg montiert. Da der Wind aufgefrischt hat und dadurch mehr Wellen bei uns ankommen, bewegt sich der Steg zusammen mit unserem Boot und gibt am Drehpunkt dieses Geräusch von sich. Ein paar Tropfen Olivenöl (mit Zitrone) später ist auch dieses Problem behoben. Die Nacht bricht herein und wir gehen zu Bett.

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    Tag 14 – Eldenburg

    Ein bedeckter Himmel begrüsst uns heute morgen. Trotzdem schafft es die Sonne, ein fröhliches Morgenrot hinzuzaubern.

    Eigentlich sind wir über die Bewölkung dankbar, denn auch heute soll es ein heisser Tag werden. Wir nutzen die kühlen Morgenstunden für einen Spaziergang zum Kloster. Das älteste Gebäude stammt aus dem 14. Jahrhundert. Nachdem der katholischen Kirche nahegelegt wurde, etwas kürzer zu treten, wurde es im 18. Jahrhundert in ein Internat für wohlhabende Frauen umgewandelt. Die Klosterkirche ist geblieben und strahlt mit ihrem Gemäuer aus rotem Klinkerstein den Charme einer Fabrikhalle aus jener Zeit aus.

    Wir haben noch Zeit und dehnen unseren Spaziergang zur Drehbrücke aus. So können wir das ganze Spektakel auch mal von Land aus betrachten. Danach gibt’s Frühstück an Bord der Sophia. Restenputzete, wir haben noch etwas Käse und zwei Hacktätschli von gestern übrig, mit Brot ist nicht mehr weit her, aber es findet sich eine Packung Toast, die noch keinen Schimmel angesetzt hat.

    Drehbrücke mit Brückenmeister

    Freundlicher Plausch mit den Bootsnachbarn, die ein ausgesprochen schönes Stahlschiff ihr eigen nennen. Unsere überzähligen Wertmarken für die Plauer Marina lehnen sie dankbar ab, mittels Wassermacher und Generator sind sie vollkommen autark. Sie arbeiten noch ein halbes Jahr und beabsichtigen dann auf grosse Fahrt zu gehen.

    Um 12:00 Uhr legen wir von der Marina in Malchow ab. Kleiner Abstimmungsfehler, wir vergessen beide, die Bugleine an Steuerbord zu lösen. Glücklicherweise will der Steg nicht mit uns kommen, das Problem ist schnell gelöst. Danach befahren wir die schmale Passage des Fleesensees. Im offenen Gewässer locken wir 2100 Umdrehungen aus der Maschine heraus. Auf der Navigationsanzeige tut sich plötzlich was. Sieh an, der Geschwindigkeitsmesser funktioniert wieder einwandfrei.

    Lydia nutzt die Fahrt und die noch erträglichen Temperaturen zum Vorpacken. Auf dem Kölpinsee liegen unzählige Boote vor Anker. Bei uns an Bord wird es langsam heiss; sollen wir auch ankern? Wir widerstehen der Versuchung, als wir die Leute knietief neben ihren Booten im Wasser stehen sehen. Muss nicht sein, kurz vor der Bootsrückgabe die Schraube mit Gewalt durch den Schlick zu drehen.

    Noch ein letztes Stück durch den Eldenburger Kanal und wir sind an unserem Ausgangspunkt angekommen. Wir sollen zuerst zum Tanken fahren. Rückwärts durch den engen Kanal, weil der Einfüllstutzen an der Steuerbordseite liegt. Drei Boote warten schon am entsprechenden Anleger. Wir parken die Sophia vorübergehend in einer Box. Ich laufe vor zum Hafenmeister um zu fragen, wo und wie wir uns positionieren sollen. Jetzt ist ganz schlecht, wir stehen auf dem Platz vom Chef. Also Venga Venga, umparken. Wenige Minuten später laufen die anderen Boote aus, wir können einfahren. Pirouette links rum, einmal stramm zurück, schon haben wir vor der Tankstelle festgemacht und erhalten zur Belohnung 91 Liter Diesel kredenzt.

    Dann das ganze Manöver wieder zurück und rückwärts in eine freie Box hinein. Leinen fest, Maschine aus, Landstrom rein. Das war’s, Sophia und Besatzung haben ihre Odyssee unbeschadet überstanden. Wir genehmigen uns einen extra grossen Hafentrunk und geniessen das Hafenkino. Viele Boote kommen jetzt rein und versuchen zum Tanken aneinander vorbei zu manövrieren.

    Tanken Tango

    Ich organisiere beim Hafenmeister unsere Zugänge zum WLAN. Will nicht so richtig, erst auf dem Hafenbüro bekomme ich funktionierende Zugangscodes ausgehändigt. Somit sind wir auch diesbezüglich wieder in der Zivilisation angekommen. Ich veröffentliche schnurstracks die Beiträge der letzten zwei Tage.

    Unter Deck ist es immer noch heiss. Hilft nichts, wir müssen unseren Kram zusammenräumen und einpacken, was wir heute und morgen nicht benötigen. Überschüssige Getränke können wir an andere Urlauber verschenken. Ansonsten gibt es heute unser Resteputz-zNacht: Pouletbrust mit Tomaten-Mozarella-Salat und gekochte Rüebli. Das Poulet hat eindeutig zuviele Flugstunden drauf. Egal, wir vernichten unsere letzte Flasche Wein und gönnen uns den letzten Schokoladepudding zum Dessert. Jetzt noch eine wohltuende Dusche und ab ins Bett.

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    Tag 15 – Heimreise

    Der letzte Tag bricht an. Gefühlt ist der Urlaub für uns schon vorbei. Darüber können die vier randvoll gepackten Taschen nicht hinwegtäuschen. Abgesehen von unseren ganzen Mitbringseln packen wir diverse Errungenschaften mit ein, dazu gehören die drei Küchenmesser und das Schneidebrett, die restliche Schokolade und Knabberzeugs, etwas Räucherfleisch und ein Geschenk für unsere Nachbarin, die während unserer Abwesenheit zum Haus geschaut hat. Trotz unserer rigorosen Resteputzete müssen wir leider ein paar Lebensmittel wegwerfen weil schon geöffnet. Verschlossenes allerdings können wir an die Reinigungsbesatzung verschenken.

    Unser Gastgeber vom Fleesensee kommt auf einen Sprung vorbei und überreicht uns ein verloren geglaubtes Glas von Lydias Sonnenbrille, welches doch noch in seinem Auto zum Vorschein gekommen ist. Um 9:00 Uhr kommt ein freundlicher Mitarbeiter des Vercharterers an Bord und kontrolliert, ob wir mit dem Boot pfleglich umgegangen sind. Alles tiptop, Motor läuft, Lack und Ausrüstung in bester Ordnung, Schraube sieht noch aus wie am ersten Tag. Ich erhalte den Boot-tiptop-Ausweis, mit dem ich später die Kaution auf dem Charterbüro auslösen kann.

    Anruf bei Avis. Bringen sie den Mietwagen nach Eldenburg? Kein Problem, bis später. Wir laden unser Gepäck auf einen Karren und machen uns auf zum Parkplatz der Marina. Kurz vor 10 Uhr erscheint der freundliche Mitarbeiter von Avis mit unserem Mietwagen, einem Skoda Octavia Kombi. Nix mehr mit Venga Venga, aber wir haben ja den ganzen Tag Zeit, denn unser Flug startet erst kurz vor 19 Uhr. Nachdem wir mit dem Vermieter zu seinem Büro gefahren sind und alle Formalitäten erledigt haben, treten wir die Heimreise an. Unser Fahrziel heisst Berlin-Schönefeld.

    Zuerst aber fahren wir nach Neuruppin, nach eigener Aussage Preussens preussischste Stadt. Das kann ja heiter werden. Die Innenstadt mit ihren vornehmlich kopfsteingepflasterten Strassen rüttelt uns kräftig durch. Wir fahren über den Ruppiner Damm um den See herum und erreichen unser Zwischenziel. Mittagszeit! Das Hotel Waldfrieden verfügt über eine idyllisch gelegene Terrasse direkt über dem Ruppiner See. Der Name ist Programm, hier lässt es sich herrlich rasten. Lydia bestellt eine Forelle aus dem Rhin (deutsch auszusprechen, hat mit dem Rhein nichts zu tun). Patrick die Filetpfanne vom Schwein. Von preussischen Tugenden ist hier nichts zu bemerken, wir warten über eine halbe Stunde, bis das Essen serviert wird. Egal, wir haben ja Zeit. Und immer noch Urlaub. Die Forelle ist hitverdächtig, die Filetpfanne ein bisschen enttäuschend.

    Danach ein kleiner Spaziergang. Ein sehr kleiner, es gibt keinen Weg am See, weil alle Grundstücke privat sind. Ausserdem ist es mittlerweile wieder sonnig und heiss, also ab ins klimatisierte Auto. Obwohl wir genügend Zeit haben, möchten wir es nicht riskieren, wegen der schwer vorhersehbaren Verkehrsverhältnisse um und in Berlin zu spät zu kommen. Wir fahren über die Autobahn in Richtung Potsdam. Diesmal führt Google Maps die Route und empfiehlt uns die Strecke durch Berlin-Spandau. Sollten wir einen Halt einlegen? Nein, bei der wenigen Zeit lohnt sich das nicht. Schade, fahren wir doch an berühmten und berüchtigten Orten wie der Zitadelle, dem Wannsee, dem Olympiastadion und Tempelhof vorbei.

    In Schönefeld finden wir zunächst die Einfahrt für die Mietwagenrückgabe nicht. Kein Wunder, bisher waren wir ja nur grüne und rote Tonnen als Markierung gewohnt. Wir müssen eh tanken, der Tankwart weist uns den Weg. Hat geklappt, wenn auch ein wenig seltsam: Wir fahren in ein Parkhaus, ziehen ein Einfahrtticket, stecken dieses 5m weiter vorne in den Automaten einer Ausfahrtschranke und gelangen dann zum Mietwagen-Checkout. Alles tiptop, wir rollen unsere schweren Taschen zum Terminal. Bei der Gepäckabgabe dann die nächste Herausforderung. Kein Schalter ist besetzt, die Gepäckabgabe funktioniert vollelektronisch und vor allem in Selbstbedienung. Koffer auf Waage, Ticket scannen, rechtliche Hinweise akzeptieren, ausgedruckte Kofferetikette festmachen. Danach das Gepäck aufs Förderband legen, das Etikett wird nochmal gescannt, fertig. Unser Gepäck reist schon mal, wohin auch immer.

    Dann durch die Sicherheitskontrolle. Unsere Nespressomaschine sorgt wieder mal für Aufsehen. Wir grinsen die Dame am Röntgengerät an. Sie grinst zurück. Wir müssen zu ihrem Kollegen, der nochmal genauer hinschaut. Endlich sind wir durch und betreten das Chaos der Abflug… ähm… Halle. Die Leute sitzen kreuz und quer in den Korridoren auf dem Boden, die Luft ist stickig. So also sieht ein Flughafen in Deutschlands Hauptstadt aus. Wir setzen uns in eine Kneipe und vertreiben uns die Wartezeit mit einer Gin-Johannisbeer-Bowle. Noch wissen wir unsere Gatenummer nicht. Erst um 18:00 schaltet die Anzeige auf den Bildschirmen um. Gate 9 auf der anderen Seite des Flughafens. Na toll, dann also nochmal durch das Abflugghetto hindurch. Dank Speedy Boarding schlüpfen wir flott durch die Ticketkontrolle. In der inneren Wartezone geht’s dann etwas gediegener zu, wenigstens gibt es Sitzplätze.

    Um 18:40 Uhr besteigen wir die Maschine. Draussen zieht ein Unwetter auf. Während wir Richtung Startbahn rollen, schlagen in der Nähe Blitze ein. Nur die Ruhe, die Kameraden auf den vordersten Plätzen wissen, was sie tun. Der Start verläuft dann wenig spektakulär. Wir durchstossen die Wolkendecke und sind auf dem Heimweg.

    Die Maschine landet pünktlich in Basel, unser Gepäck kommt als eines der ersten aufs Ausgabeband. Jetzt noch ein kleiner Spaziergang zum Parkhaus und die Fahrt nach Hause. Um 21:30 Uhr betreten wir unser Daheim und beenden somit offiziell unseren Urlaub.

    Fazit: Auch die zweite Reise an die Mecklenburgische Seenplatte war sehr schön, ereignisreich und doch entspannend. Mit der Sophia haben wir im Grossen und Ganzen eine gute Wahl getroffen. Negativ zu erwähnen sind die harten Betten an Bord und die etwas knausrige Handhabung des Vercharterers (manuelle Ankerwinsch – krrt krrt krrt, Deckdusche ausser Betrieb, extra Bezahlung für Toilettenpapier, Frottiertücher und Bettwäsche). Insgesamt legten wir eine Strecke von 215km zurück und standen etwas mehr als 24 Stunden am Ruder. Damit haben wir eine längere Strecke in kürzerer Zeit mit weniger Dieselverbrauch bewältigt. Merke: langer Rumpf spart Sprit.
    Hier das Logbuch für Interessierte: 20190826_Logbuch_MecklSeenplatte

    Werden wir die Reise wiederholen? Wer weiss… 🙂