Panama 2024,  Reisen

Tag 15 – Raus aus dem Paradies

Um 6 Uhr in der Früh klingeln unsere Wecker. Zeit zum Aufstehen, Ankleiden, Sachen packen. Andrea lädt uns zum letzten Mal zum Müsli-Frühstück ein. Dann machen wir alle zusammen eine letzte Fotosession auf dem Vorschiff und verabschieden uns herzlich, bevor unser Kuna-Taxi da ist.

Plötzlich zeigen sich zwei Delphine, so als wollten sie ebenfalls zum Abschiedskommitee dazugehören. Also gleich nochmal die Kamera rausgeholt und den grossen Moment eingefangen.

Die Kuna picken uns an Backbord auf. Gepäck rein und los geht’s. Unterwegs werden noch 3 weitere Pärchen aufgegabelt. Die See ist weniger aufgewühlt als am Sonntag. Dennoch spritzt gelegentlich Gischt herein. Nach etwas über einer Stunde ist die Überfahrt geschafft. Francisco, unser Fahrer von Tag 10, begrüsst uns. Diesmal sind wir zu siebt auf der Fahrt durch den Dschungel. Es ist ein Werktag. Immer wieder müssen wir anhalten wegen Baustellenarbeiten sowie entgegenkommenden Schwerverkehr. Kurz nach 11 Uhr treffen wir in Casco Viejo ein.

Raùl macht uns freudestrahlend die Tür auf und schafft unsere zweite Reisetasche herbei. Er ist Kuna aus El Porvenir und nickt anerkennend Lydia’s neu erworbenem Schmuck zu. Seine Kinder haben sich sehr über die Schokolade gefreut. Stolz zeigt er uns einen seiner Racker auf seinem Handy beim Fussballspiel. Die Kommunikation ist holprig, aber herzlich.

Ein Uber bringt uns ins Plaza Paitilla Inn Hotel, einem der zahlreichen Hochhäuser im Finanzdistrikt Panamà’s. Unser Zimmer liegt im 11. Stock und bietet einen hübschen Blick auf die Pazifikbucht. Zwei Stunden später sitzen wir im Wartesaal einer Privatklinik.

Und das kam so: Im Verlauf der Rückfahrt fing mein linkes Ohr an zu schmerzen. Vermutlich eine Mittelohrentzündung. Ich hatte gelegentliche Schmerzen in den vergangenen Tagen ignoriert, aber bei der Fahrt über die sieben Berge scheint der Druckunterschied seinen Teil dazu beigetragen zu haben. Lydia fand einen HNO-Spezialisten, der seine Praxis im Stadtteil Paitilla hat, englisch spricht und seine Dienste auf Facebook bewirbt. Noch während wir über die Berge rumpelten, schrieben wir ihn bei wechselhaften Internet-Bedingungen per eMail an und baten ihn um einen Termin. Seine Antwort kam ziemlich zügig: «I can see you at 2 p.m.» Venga venga…

So sitzen wir also frisch geduscht in einem überklimatisierten Wartesaal. Aus 2 p.m. wird halb4, als uns Dr. Lech mit entschuldigenden Worten für die Verspätung empfängt. Nach den üblichen einleitenden Fragen zu meinem ungesunden Lebenswandel greift er zum Werkzeug und attestiert mir die vermutete Mittelohrentzündung, rechts mit bakteriellem Befall als besondere Beilage. Nichts, was nicht medikamentös behandelt werden kann.

«Wann fliegen Sie?» – «morgen». Dr. Lech verzieht sein Gesicht. Nicht gut, der Druckabfall könnte zum Platzen der Trommelfelle führen. Das ist eigentlich gut, weil dann der Eiter abfliessen kann, aber sehr schmerzhaft. «Plan A: Sie verzichten morgen auf Ihren Flug.» – «Geht leider nicht». Dr. Lech verzieht erneut sein Gesicht. «Plan B. That might sound a little creepy, but you will have a good story to tell afterwards: Ich steche Ihnen mit einer Spritze beide Trommelfelle auf, damit der Druck entweichen kann.» Ich verziehe mein Gesicht.

Eine Lokalanästhesie und zwei Stiche später überreicht er mir die Medikamentenliste. Ich frage nach der Bezahlung seiner Dienste. «Two seventy-five in cash» – Zwei Dollar 75 Cent? Nein, die 20 Minuten Behandlung kosten tatsächlich 275 amerikanische Kröten, die ich der Empfangsdame in die Hand drücke. Zuzüglich 68 Dollar für die Medikamente in der Farmacia.

Wir sind froh, als wir wieder in unser Zimmer zurückkehren. Zum Essen gehen ist uns beiden nicht zumute. Lydia fröstelt, weil ihr die Klimaanlage im Wartesaal zugesetzt hatte. Wir legen uns beide hin. Die Verglasung des Zimmers ist nicht isoliert, Lärm vom Strassenverkehr und von den Klimaanlagen-Verdampfern der Zimmer über uns ist omnipräsent. Um halb11 Uhr nachts bestellen wir uns Gemüsesuppe aufs Zimmer, die wir zur Hälfte auslöffeln. Mein Magen ist übersäuert, vermutlich wegen der Medikamente. Erstaunlicherweise fallen wir trotzdem um Mitternacht herum in einen komatösen Schlaf.

Morgen beginnt für uns ein neues Abenteuer.

Hinterlasse eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert