Tag 10 – Halbinsel-Rundfahrt
Trotz – oder vielleicht wegen – des gestrigen Entspannungstags haben wir gut und lange geschlafen. Ein kühles Bad im Pool treibt die letzten Schlafgeister aus. Nur mit meinem Ohr geht es nicht so vorwärts wie erwünscht. Ich rufe Medgate in der Schweiz an und die sind der Meinung, ich soll hier nochmal einen Arzt aufsuchen. Na toll. Egal, jetzt gehen wir erstmal frühstücken. Danach ist Packen angesagt, denn heute ist wieder Abreisetag. Winke winke Puerto Carillo, es war sehr schön.
In Samara betreten wir die kleine Praxis von Dr. McLean. Zunächst will mir die Sprechstundenhilfe einen Termin am Nachmittag andrehen. Frau Doktor kommt soeben zur Tür herein und regelt die Sache. 10 Minuten später sitzen wir im Behandlungszimmer. Ich erzähle ihr meine Ohren-Geschichte. Bei dem Teil mit dem Trommelfell aufstechen macht sie ziemlich grosse Augen. Auch dass nur für 5 Tage Antibiotika verschrieben wurde, entlockt ihr ein Kopfschütteln. Habe ich eigentlich schon den Tinitus seit vier Tagen erwähnt?
Fakt ist, dass rechts die Infektion noch munter fröhlich am Wüten ist. Ihr Urteil: Trommelfell durchlöchern blöd, verschriebene Medikamentendosis blöd. Ich gehe jetzt nochmal für 14 Tage Bakterienkiller schlucken – und gleichzeitig Bakterien fressen gegen den Dünnpfiff. Ausserdem gibt es Entzündungshemmer sowie jeden Tag zwei Ladungen Nasenspray zum Schleimhäute abschwellen. Widerspruch zwecklos. Die Behandlung kostet 50’000 Colones – etwa 85 Franken. Spätestens jetzt möchte ich Panama-Doc wenigstens ein bisschen auf die gierigen Pfötchen hauen. Die beiden örtlichen Farmacia’s haben seit meinem anschliessenden Besuch übrigens keine Antibiotika mehr.
Es steht eine lustige Fahrt von rund 100 km und zwei Stunden auf dem Plan, auf die andere Seite der Halbinsel. Nichts Spektakuläres, die Strassenverhältnisse sind einwandfrei und es gibt unterwegs nichts Besonderes zu sehen. Erst als wir kurz vor Lepanto rechts einbiegen, kommt nochmal etwas Action auf, weil wir eine Schotterstrasse entlangholpern, in deren Verlauf wir zwei mal einen kleinen Fluss durchwaten. In einem Talkessel an erhöhter Stelle erreichen wir dann die Finca Cantarana, das Reich von Reto und Simone.

Die beiden sind vor zwei Jahren von der Schweiz nach Costa Rica gezogen. Ihre Finca umfasst mehrere Hektaren Dschungel, den sie von ihrer prachtvollen Veranda aus überblicken. Ingesamt sieht der ganze Talkessel ein bisschen wie ihr privates Valle Antón aus. Wir halten bei einem Willkommensbierchen einen Plausch und geniessen den bezaubernden Ausblick rundherum.
Dann beziehen wir unsere Hütte. Es ist ein einfaches Holzhaus mit zwei Betten, Dusche/WC und einer kleinen Küche. Die Fenster sind nur mit Moskitonetzen versehen, ohne Scheiben. Den Doorblowertest besteht die Hütte daher nicht, aber bei 35° Celsius Aussentemperatur besteht da auch nicht wirklich Bedarf dafür.



Lydia weiht die Küche mit der Herstellung eines erfrischenden Gurkensalats ein. Damit bewaffnet verschieben wir uns zu unseren Gastgebern. Ein erfrischendes Bad in ihrem kühlen – ja, richtig kühlen! – Infinity-Pool später, sitzen wir auf ihrer Veranda gemütlich beisammen und feiern den Sonnenuntergang. Reto legt eine saftige Seite Spareribs sowie grüne Spargeln auf den Grill auf, Simone brät Kartoffel-Zucchini-Pads. Dazu gibt es einen Crème-Dip und den Gurkensalat. Bei angeregten Gesprächen, süffigem Rotwein und dieser märchenhaften Kulisse dürfen wir mit diesem zNacht ein weiteres besonderes Erlebnis verbuchen.



Es ist immer noch aussergewöhnlichen warm, als wir in unsere Hütte zurückkehren und uns zur Nachtruhe betten.