Tag 11 – Playa Blanca
Nachdem es gestern Nacht noch sehr warm war in der Hütte, freuen wir uns in den Morgenstunden über die leichte Bettdecke, denn es kühlt durch die unverglasten Fenster doch enorm herunter. Jedenfalls räumen wir zuerst den Schnee vor der Tür weg und… nein, so kühl dann doch nicht. Sagen wir, so um die 24° Celsius.
Schon um 7 Uhr sitzen wir auf der Veranda und gönnen uns ein leichtes Frühstück aus Kräckern und Müsliriegeln, als Reto mit seiner Beagle-Dame herbeispaziert kommt. Wir möchten heute der Playa Blanca mit ihrem gemäss Beschreibung feinen weissen Sand einen Besuch abstatten. Reto gibt uns Fahrtipps und verweist auf ein Beachfront-Restaurant in der Nähe. Hört sich gut an, die Strandstühle hat er uns schon gestern Abend überreicht. Schnell ist unsere Badetasche gepackt und los geht’s.
Zuerst auf der Adventure-Strecke heraus aus dem Tal, dann über eine makellose Asphaltbahn etwa 15 km nach Osten, um dort auf einer weiteren Schotterpiste, diesmal mit wüsten Schlaglöchern, nochmal 3 km voranzukriechen. Google Maps ist heute unser Navigator, denn schliesslich ist die Playa Blanca dort sauber eingezeichnet. Vor Ort gibt es eine nach Privatgrundstück riechende Einfahrt, ansonsten sehen wir keine Alternative, um unsere Mitsupipi sauber abzustellen. Wir tun so, als hätten wir ein Aargauer Schild und fahren einfach durch das geöffnete Tor. Zum Strand sind es von hier aus wenige Schritte zu Fuss. Warum dieser Ort «Blanca» geschimpft wird, können wir allerdings nicht nachvollziehen. Der Sand ist braun und grob, das Wasser schmutzig und es liegt überall Geröll und Abfall herum.

Also nein, wir wollen ja nicht heikel tun, aber hier setzen wir uns auf keinen Fall hin. Wir diskutieren darüber, ob uns San Blas schon dermassen versaut hat, dass dieser Strand eigentlich tiptop und nur in unseren arrogant-verwöhnten Augen ein Dreckloch ist. Was nun? Lass uns die Piste weiterfahren und sehen, was die Ecke sonst so bietet.
Moment mal, warum gibt es auf Google Maps nur 3 km östlich von hier ein zweites Playa Blanca?! Nichts wie hin! Wie zur Unterstützung belohnt uns gleich um’s Eck eine gut asphaltierte Strasse. Diese mündet irgendwann in eine grasbewachsende Parkfläche direkt an einem palmenbestandenen Strand mit feinem, weissen Sand. Das gelobte Land!




Der Strand ist fast menschenleer. Mit den von unseren Gastgebern zur Verfügung gestellten Klappstühlen setzen wir uns unter eine Palme, stochern mit den Füssen im warmen Sand und beobachten, wie die Wellen gegen den flachen Strand brechen. Totale Entspannung, mehr braucht es nicht dazu. Unsere einzige Anstrengung ist, unsere Sitzposition dem ständig wandernden Schatten anzupassen und ein Eichhörnchen auf den Bäumen zu beobachten. Wir könnten ewig hier sitzen und einfach gucken.
Gegen Mittag packen wir zusammen und holpern 8 km rüber ins Aroma del Mar, einem Restaurant direkt am Strand. Wer sich von der miserablen Buckelpiste nicht abschrecken lässt, wird reich belohnt. Auch hier ist der Ausblick traumhaft schön, die Atmosphäre total entspannt und das zMittag lecker. Wir verweilen hier etwas länger als wir zum Essen benötigen.



Gegen 15 Uhr sind wir wieder in unserer Hütte. Lydia legt sich zu einem Nickerchen hin. Ich gehe hoch zum Haupthaus, um unsere Essensreste aus dem Kühlschrank zu holen. Unsere Gastgeber haben grade Freunde aus Deutschland zu Besuch, die auch schon seit einem Jahr in Costa Rica weilen. Ich darf mich dazusetzen und am Gespräch über ihre Erfahrungen zum Leben in einem fremden Land teilhaben. Immobilien, Autokauf, Bankkonto, Behörden, Klischees und Wirklichkeit. Ein unerschöpfliches Thema, wie es scheint.
Als ich wieder zur Hütte zurückkehre, ist schon bald Apérozeit. Zwei Cuba Libre begleiten uns durch den Sonnenuntergang.

Danach verspeisen wir unsere Reste vom Franzosen aus Puerto Carillo und gönnen uns ein Schlückchen Rotwein dazu. Wie immer bricht die Nacht sehr schnell herein. Es ist schon finster wie in einer Kuh, als ich den Blogbeitrag für Tag 10 fertigstelle und veröffentliche. Um 20 Uhr sind wir bereits im Bett.