Tag 7 – Revierwechsel
Das war’s dann mal mit dem Sommer. Mit dem nächtlichen Regen sind die Temperaturen um gute 10 Grad gepurzelt. Der Himmel ist verhangen, es herrscht ein kräftiger Wind von Südwesten und irgendwie ist uns nicht danach, in Badekleidung herumzuhängen.
Wir wollen nicht maulen, weil nützt ja eh nix. Ausserdem ist unser Schiff picobello saubergewaschen worden. Damit ist unsere Beauty hübsch genug, um auf Reisen zu gehen. Wir verbringen wegen der Batteriegeschichte schon zu lange hier im Murtensee, jedenfalls in Relation zu den mickrigen zwei Wochen Urlaub. Deshalb werden wir heute zum Neuenburgersee fahren.
Wir frühstücken in unserem gemütlichen Wintergarten. Gegenüber werden mittels Kran schon die ersten Schiffe aus dem Wasser gehoben. Ist denn schon Saisonende? Unser Blick schweift nach links zur Absauganlage, der wir vor unserer Abfahrt noch einen Drink anbieten wollen. Was ist das für ein Zettel? HORS SERVICE – ausser Betrieb. Merde, die einzige Anlage am Murtensee, die wir ohne Schuhlöffel anfahren können! Rufend kommunizieren wir mit dem Hafenmeister, der grade den Kran bedient. Wann ist die Anlage wieder verfügbar? Er lacht. Das wissen die Götter. Willkommen in der Westschweiz.
Gegen Mittag tut sich ein trockenes Wetterfenster auf. Leinen los, wir legen ab. Mit dem Wind im Rücken setzen wir Kurs auf den Broye-Kanal. Im Nordosten, weit hinter dem See, zieht eine Wolkenbank ihren Regenschleier hinter sich her.

Das Wasser hat immer noch 24°. Anders als im Frühsommer haben die Gewässer im August noch viel Energie gespeichert und lassen sich von dem bisschen Sauwetter nicht gross beeindrucken. Wir auch nicht. Selbstverständlich legen wir mitten auf dem See einen Badehalt ein.
Die Fahrt durch den Broyekanal ist wie immer ein Highlight. Wir haben diese Strecke bestimmt schon 40 mal befahren und geniessen sie jedes Mal von Neuem. Heute kommt uns wieder einmal ein gut besetztes Kursschiff entgegen. Man winkt uns zu, wir winken zurück, Fotos werden gegenseitig geschossen. Ja, im Broyekanal sind einfach alle gut drauf.



Im Neuenburgersee begrüsst uns eine steife Brise mit Wellen von der Seite. Unser Ziel ist Saint-Blaise am untersten Nordwest-Zipfel. Warum unten? Weil die Abflussrichtung von Südwest nach Nordost ist und Wasser auch in der Schweiz selten den Berg hochfliesst.
Wir nähern uns dem Hafen von Saint-Blaise. Mir fallen die Bierzelte auf. Lydia schlägt nach: Fête de la Sauvetage heute Donnerstag & Freitag mit Musik bis morgens um 4 Uhr. Nein, das ist nicht das Fest des versoffenen Stockwerks sondern der hiesigen Lebensrettungsgesellschaft. Auch wenn das Programm wahrscheinlich stark vom Saufen dominiert ist. Uns ist gar nicht nach organisierter guter Laune mit Ufza Ufza bis in die frühen Morgenstunden.
Nur 1 km südwestlich von Saint-Blaise liegt der Hafen von Hauterive und darauf halten wir spontan zu. Ein Anlegemanöver später liegen wir sicher vertäut am Kopfsteg.

Noch ist es trocken und wir nutzen die Gelegenheit für einen kleinen Spaziergang. Spontan reservieren wir einen Tisch fürs Abendessen im Restaurant Le Silex, gleich gegenüber von unserem Liegeplatz. Danach suchen wir den Hafenmeister auf. Bezahlt wird morgen. Die Duschen sind nur von 7 – 11 Uhr morgens geöffnet, weil es Probleme mit Vandalismus gab. Ich erspare Euch die unappetitlichen Ausführungen des Hafenmeisters. Jedenfalls werden wir uns heute an Bord frisch machen, bevor es zum Abendessen geht.
Später im Silex werden wir an unseren Platz geführt. Die Aussicht auf den See ist herrlich. Unsere Tischnachbarn haben praktischerweise ihren Kinderwagen samt Inhalt an unseren Tisch gestellt. Unabhängig davon sitzt eine 8köpfige Frauengruppe in der Ecke und unterhält sich überschwänglich und lautstark. Andere Gäste passen ihre Gesprächslautstärke daran an. Der Säugling neben uns meldet sich irgendwann auch zu Wort. Wir fragen die Bedienung, ob wir in den vorderen Teil des Restaurants umziehen dürfen. Wir dürfen. Fluchtartig verlassen wir den Ort des Wahnsinns und werden an einem kleineren Tischchen auf einfachen Holzstühlen mit weniger spektakulärer Aussicht platziert. Und es ist gut so.
Ein leckeres Lachstartar eröffnet das heutige Abendmahl, gefolgt von etwas zu garen Doradenfilets für Lydia und einem ebenfalls zu lange geschmorten Schweinerückensteak für Patrick. Die Besatzung ist aber immer charmant und der Wein, ein lokaler Gamaret aus dem Barrique, überzeugend. So geht der Abend alles in allem gut aus.



Es ist schön, wenn man vom Restaurant ins Bett nur 2x umzufallen braucht. So tapsen wir die paar Schritte durch den Regen in unser mobiles Zuhause.
2 Kommentare
Käthi
Sodeli, itze wüsse mr wiedr, wo me öich findet. Mr sii hüt gah radlet!!! Sehr schön gsi, abr o mitemne Zwüschefau..verzeues de…
Pfuusit guet!!!
Patrick
Uii itz hani Din Kommentar erscht hüt gseh, was isch de bim Radle passiert?