Costa Rica 2024,  Reisen

Tag 8 – es wird heiss

Endlich Urlaub. Keine Verpflichtungen, kein Stress mehr. Nur noch die Füsse lang machen und sich verwöhnen lassen. Irgendwann vielleicht, weil zuerst dürfen wir unsere Koffer packen und eine dreistündige Autofahrt auf einer schlagloch-verseuchten Bergstrecke überwinden.

Naja, ganz so schlimm ist es dann doch nicht. Unsere Taschen sind schnell gepackt. Ein letzter sehnsüchtiger Blick über das Panorama und wir besteigen unsere Mitsukacki. Wir können schon von hier aus sehen, wohin die Reise geht, nämlich zur Nicoya-Halbinsel. Unterwegs kriegen wir immer wieder ein tolles Panorama geboten, und dazwischen üppiges grün, grün und nochmal grün. Die Schlaglöcher umkurven wir einfach, und falls mal nicht, pffft, ist ja nicht unser Auto.

Zuverlässig leitet uns Waze den Weg. Manchmal muss man aber aufpassen, weil Waze gerne die kürzeste – und theoretisch schnellste – Route vorschlägt. Dass es sich dabei um eine kaputte Strasse handelt, auf der man statt der erlaubten 60 kmh eben nur halb so schnell fahren kann, findet man dann erst später heraus. Da ist Google deutlich einfältiger und deshalb besser. Waze wurde hauptsächlich für Panama wegen der drohenden Strassensperrungen empfohlen.

Eine Insel, da ist eine Insel! Halbinsel, bitteschön! An dieser Stelle ist sie mittels einer Brücke mit Rest-Costa-Rica verbunden. Durch die Überfahrt markieren wir die letzte Woche unserer Zentralamerika-Reise.

Unser Ziel liegt auf der Pazifikseite, einmal über die gesamte Halbinsel rüber. Davon trennen uns noch gute anderthalb Stunden Fahrt durch hügeliges Gelände. Am Pazifik erreichen wir zuerst den Ort Samara. Hier machen wir Halt. Primär um etwas zu essen, aber auch um ein wenig am Strand zu spazieren und zu gucken, was es hier so alles gibt. Beim Aussteigen prallen wir gegen eine Wand aus 35° warmer Luft.

Wir kehren im nächstbesten Strandrestaurant ein. Das Essen ist dann auch sehr touristisch (Burger, Crevettensalat), aber lecker. Hätten wir den Spaziergang vorgezogen, hätten wir ein hübscheres Restaurant gefunden. Der Ort selbst ist nicht sehenswert. Ein Restaurant mit Bar reiht sich an das andere, dazwischen Klamottenläden, Souvenirshops, Event-Veranstalter. Abends wird hier mächtig Party gemacht, und dem entsprechend ist auch das Publikum. Schnell weg hier.

Weiterfahrt, der Küste entlang gen Süden. Nur 15 Minuten später erreichen wir Puerto Carrillo. Hier befindet sich ein ähnlich schöner und breiter Strand, der vorzugsweise von Einheimischen frequentiert wird. Wir biegen links ab, fahren ein kleines Schottersträsschen nach oben und stehen alsbald vor dem B&B Buena Vista. Inhaberin Milli nimmt uns herzlichst in Empfang, führt uns einmal herum und gibt Restaurantempfehlungen. Unser Bungalow vermag dem Prädikat «Buena Vista» nicht ganz entsprechen, weil wir direkt hinter einer Bauruine einquartiert werden, die sich wegen eines Dachbrands in Renovation befindet. Wir sind etwas enttäuscht, müde und gereizt von der langen Autofahrt sowie der massiven Temperaturänderung. Meine Ohren reagieren auf die Druckveränderung von 1400 auf 0 Meter auch nicht begeistert und müssen per Schmerztablette beruhigt werden.

Wir richten uns erstmal ein und gehen danach auf einen Erkundungsgang. Puerto Carrillo entpuppt sich als kleines Dörfchen umgeben von Dschungel, wo sich viele Aussteiger niedergelassen haben. Die Stimmung ist sehr friedlich und es herrscht eine wohltuende Stille. Die Restaurants sind kleine Oasen. Im Steakhouse El Colibri kommen wir bei einem kühlen Getränk vollends herunter und wir nehmen die Schönheit dieses Ortes bewusst wahr. Und wir können einen Vogel beobachten, der an einer Palme an den Kokosnüssen knabbert.

Das Lädelchen um die Ecke versorgt uns mit Apéro-Zutaten. Zurück im Buena Vista kühlen wir uns im Pool ab (30°). Danach Apérotime auf unserer Veranda. Uns gefällt’s, die Bauruine sehen wir gar nicht mehr. Statt dessen Palmen, Vögel und den sternenübersäten Himmel. «Buena Vista» ist halt eben auch Einstellungssache.

Zur Krönung des Abends finden wir uns um 19 Uhr im Restaurant La Tropicana ein. Hier erleben wir einen Flair von französischem Kolonialismus – jedenfalls das, was ich mir darunter vorstelle. Wahrscheinlich, weil der Wirt und Inhaber zufälligerweise Franzose ist. Zunächst begrüsst uns einer der Haushunde an der Strasse und watschelt uns voran, so als möchte er uns zu unserem Tisch geleiten (was er irgendwie auch tut). Ein Laubengang führt an einer alten, schneeweissen Villa vorbei zu einer hölzernen, überdachten Veranda. Der Garten mit Pool liegt dahinter einen Stock tiefer und ist von mächtigen Palmen umgeben. Geschickt platzierte Beleuchtung verleiht der Szene eine einmalige Ästhetik. Ich kann’s leider nur mit Worten beschreiben, weil wir es irgendwie verpasst haben, die Umgebung zu fotografieren. Hier ersatzweise ein Bild von einem Hund.

Die Menükarte ist angenehm abwechslungsreich. Für Lydia gibt es Tagliatelle mit saftigen Hähnchenstreifen an einer Gorgonzolasauce und ich gönne mir das Thai Chicken. Beides ist herrlich angerichtet, ausgesprochen lecker und reichhaltig portioniert, so dass wir mit Freuden Reste mitnehmen können.

Es ist spät, als wir uns auf den Heimweg machen. Einfach herrlich, so mitten in der Nacht in leichter Bekleidung draussen zu sein, die Wärme zu geniessen und den Sternenhimmel anzugucken.

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