Costa Rica 2024,  Reisen

Tag 13 – Bye-bye Nicoya

Eine weitere Nacht in unserer Dschungelhütte ist vorbei. Um 7 Uhr sind wir schon längst wieder wach und wir packen langsam unsere Siebensachen zusammen. Das Frühstück auf der Veranda besteht aus Pizzaresten vom Aroma del Mar und etwas Zopf, den Reto selbst gebacken und vorbeigebracht hatte.

Routiniert beladen wir unsere Mitsubitchy. Der Dschungelstaub auf den diversen Schotterpisten hat ihr ziemlich arg zugesetzt. Ich erinnere mich an eine Mietbedingung, wonach bei «übermäßiger Verschmutzung» zusätzliche Kosten in Rechnung gestellt werden könnten. Alles Definitionssache, für mich sieht sie endlich mal wie ein richtiger Offroader aus, oder was meint Ihr?

Wir verabschieden uns von unseren Dschungel-Gastgebern. Ein paar Lebensmittel und Gewürze dürfen wir stehenlassen, weil da wo wir hinfahren schwingen wir keine Kochlöffel mehr. Noch einmal ein sehnsüchtiger Blick über das Dschungelpanorama, anschnallen, Abfahrt.

Erste Station ist der Fähranleger in Playa Naranjo. Trotz Online-Reservation müssen wir uns in der Warteschlange anstellen. Auch beim späteren Befahren der Fähre erhalten diejenigen ohne Reservation Vorrang. Andere Länder, andere Sitten. Irgendwann erhalten auch wir unser Plätzchen zugewiesen.

Pünktlich um 10 Uhr werden die Leinen gelöst. Die Fähre legt ab und steuert den pazifischen Meerbusen zwischen der Nicoya Halbinsel und Rest-Costa-Rica an. Unser Ziel ist der Ort Puntarenas. Die Luft ist feucht-warm. Auf dem Unterdeck gibt es einen klimatisierten Bereich, doch das ist eine düstere Höhle und es riecht nach Abgasen. Deshalb bleiben wir auf dem obersten Deck und geniessen von dort aus die knapp anderthalbstündige Fahrt.

Puntarenas ist ein schmaler Streifen Land im Meer, durchzogen von einer Hauptstrasse. Ein hässlicher Ort, die Häuser sehen alle baufällig aus. Überall liegt Abfall herum und die vielen Gasthäuser sehen nicht sehr einladend aus. Glücklicherweise sind wir von unserem ursprünglichen Plan, hier zu übernachten, abgekommen. Unsere Reise führt uns knapp 70 km in den Osten. Eine Mittagspause verbringen wir in einem Restaurant direkt am Pazifik-Strand.

Dann Weiterfahrt. Immer wieder begegnen uns Lastzüge im amerikanischen Stil. An einer Tankstelle steht ein solches Exemplar mit heruntergelassener Motorhaube. Wir spendieren indes unserem rollenden Dreckspatz einen vollen Tank und lassen den ärgsten Schmutz herunterspülen.

Um 14 Uhr rollen wir im Touristenparadies Jacó ein. Girasol heisst unsere Bleibe und ist direkt am Strand gelegen. Leider ist unser Zimmer erst in einer Stunde bereit. Kein Problem, wir können auf Liegestühlen im hauseigenen, von einem mächtigen Baum beschatteten Garten mit Blick auf den Pazifik Platz nehmen. Das Meer türmt hier grosse Wellen zu beeindruckenden Brechern auf. Kein Wunder ist Jacó ein Surferparadies. Ich ziehe noch kurz los, um mir sicherheitshalber zwei Schmerztabletten zu beschaffen.

Pünktlich werden wir in unser Zimmer geleitet. Es ist von allen anderen Zimmern abgelegen und befindet sich als einziges Beachfront Studio über dem soeben erwähnten Garten.

Schnell ist unsere Reisekleidung gegen Badekleidung ausgetauscht und wir machen uns auf, ein bisschen im Meer zu planschen und die Kraft der Wellen zu spüren. Ich natürlich nur bis zu den Hüften weil – Ohren. Nach dem obligaten Salz Abduschen dann wieder zurück auf unseren gemütlichen Balkon, wo wir den ersten Sundowner geniessen und das mehr oder weniger vorhandene Geschick der Surfer in der tobenden Brandung beobachten.

Jacó besteht zur Hälfte aus Bars und Restaurants. Es scheint überall der Drang nach erzwungener Unterhaltung auf Teufel komm raus vorzuherrschen. Nebst dem Dauergeplärre sinnloser Musik nötigt gefühlt jede Kneipe Programm auf zahlreichen Fernsehern auf. Hier läuft Fussball, da Basketball, dort American Football… dazwischen klimpert einer auf der Gitarre den wenigen Gästen was vor und wer sich eine einigermassen ruhige Ecke ergattert hat, wird von Blumenverkäufern belästigt. Dazu der übliche Einheitsbrei, «Italiener», «Grieche»,  Burgerläden… so haben wir uns unseren letzten Abend in Costa Rica jedenfalls nicht vorgestellt. In der ruhigen Seitenstrasse unseres Hotels haben wir beim Vorbeigehen eine Restaurantterrasse im ersten Stock gesehen. Sah gemütlich aus, da gehen wir hin.

Fröhliche Mädchen nehmen uns im «Ser» in Empfang und platzieren uns am barähnlichen Aussengeländer. Die Speisekarte kommt digital, die Menüs lesen sich wie «gewendete Grasnarbe auf Filetmittelstück vom freilaufenden Fenchelstorzen an Milchrahmsauce von der glücklichen Mutter-Haferflocke». Oha lätz, wir sind in einem veganen Restaurant gelandet. Perfekt, wir haben das Besondere gesucht und gefunden! Die Kameraden erweisen sich als virtuose Meister der Geschmäcker, angefangen beim scharfen Passionsfrucht-Margerita mit Chili, über das würzige Gurken-Melone-Gazpacho bis hin zum schwarzen Pilzrisotto auf Avocado-Tortillas und den knusprigen Kartoffel-Medaillons. Chic!

Der Vollmond leuchtet unseren Heimweg aus. Draussen donnert der Pazifik unermüdlich gegen den Sandstrand, als wir uns zur Nachtruhe betten.

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