Tag 4 – Neujahr
Zum Frühstück begegnen wir Shane, einem digitalen Nomaden aus Kalifornien, der eine Cabaña auf dem Gelände bewohnt und einen mitgenommenen Eindruck macht. In der Tat feierten die Panameros bis in alle früh und vor allem lautstark Silvester, was den armen Kerl um den Schlaf brachte. Wir können nicht klagen, unsere Ohrenstöpsel funktionieren einwandfrei.
Noch regnet es gelegentlich. Wir gehen den Tag erstmal gemütlich in unserer Cabaña an. Ich schreibe den Blog vom Vortag fertig. Das Speichern funktioniert nicht so recht, irgendwie kann ich meine Seite nicht erreichen. Browser refreshen, temporäre Dateien löschen, Handy frisch starten – nichts davon hilft. Auch mit Lydias Gerät das gleiche Problem.
Wir entschliessen uns zu einem feudalen Mittagessen in der Casa de Lourdes. Dieses gut bewertete Restaurant in einem Kolonialbau liegt etwas ausserhalb, an einem der Hänge des Vulkans.

Die Speisekarte ist überschaubar, aber vielversprechend. Wir möchten Tournedos und Filetstreifen al Panamero bestellen. «Ist leider ausverkauft». Na schön, wir gucken nochmal. Angeboten wird ein Tomahawk, laut Karte 36 Unzen schwer, entspricht einem mitteleuropäischen Kilogramm. Bisschen viel, aber wir könnten die Reste mitnehmen. Señor, por favor. «Ist leider ausverkauft». Wir schauen ihn amüsiert an, er geht nochmal in die Küche fragen. Sie können nun doch noch 1 Filetto Panamero anbieten. Ausserdem seien sie für ihr Schweinekotelette weitaus bekannt. Prima, nehmen wir. Eine sehr gute Wahl, wie sich später herausstellt. Noch nie zuvor hatten wir ein so zartes Kotelette genossen. Es gibt Reste, die wir uns einpacken lassen.

In der Zwischenzeit gelingt es mir, mittels Restaurant-WLAN den gestrigen Blogbeitrag zu veröffentlichen. Seltsam, irgendwas scheint mit den Netzwerken hier nicht zu stimmen.
Lust auf Nachtisch? Sehr gerne, einmal Quarktorte bitte. «Ist leider ausverkauft». Nee, ne? Dann bitte den Zitronencake. Alles klar. Nach zwei Minuten steht El Garzón wieder bei uns am Tisch. «You will kill me sir». Am Ende geniessen wir zwei Schalen leckeres Schokoladeneis mit Schokoladenstückchen und einer Schokoladentarte obendrauf. Wobei das Schokoladeneis durch Vanille ersetzt wurde, weil, Ihr wisst schon…
Es ist wieder sonnig. Sollen wir nochmal versuchen, einen Aussichtspunkt zu erreichen? Unsere Kleidung ist nicht für Trekking ausgelegt, aber wir können es ja mal mit unserem Koreaner versuchen. Es gibt einen Spot in südlicher Richtung. Zunächst führt die normale Hauptstrasse hoch zum Kraterrand. Dann wird die Strecke ruppig, spitzige Steine und Löcher überall. Etappenweise sorgen zwei Betonstreifen für etwas mehr Fahrkomfort, aber irgendwann mündet die Strasse in etwas, das wie ein steiles, ausgetrocknetes Bachbett aussieht. Auf der Karte ist dieses immer noch als offizielle Strasse deklariert. Wir brechen die Übung ab und kehren um. An der Hauptstrasse gibt es einen Aussichtspunkt für Arme. «Unser» Berg von gestern steht übrigens im Sonnenschein da.


Es ist später Nachmittag. Wir entscheiden uns für ein Nickerchen in unserer Cabaña, um später den Abend bei Snacks und Wein auf unserer Veranda zu verbringen sowie den Zirp- und Vogelgeräuschen im Wald zu lauschen. So weit der Plan.
Gegen 21 Uhr werden wir von lauter Salsamusik in der Nachbarschaft geweckt. COHIMBA DELLA FUERTA CON TOLLOOOOORRRRR oder so ähnlich schallt es durch den Wald. Jedenfalls wird irgendwas gefeiert und wir sind in Gedanken beim armen Shane. Kein Grund um unsere Abendpläne vereiteln zu lassen. Lydia stellt ein reiches Plättchen zusammen, wo auch Reste von heute Mittag zum Einsatz kommen. Dazu gibt es kalifornischen Rotwein aus dem Kaffeebecher – oder Boccalino, wie die Tessiner sagen würden. Bei Kerzenschein sitzen wir vor unserem Häuschen und feiern leise mit.
Ich schreibe noch den Support meines Hosters bezüglich der Netzwerkprobleme an. Danach geht es in die Heia.