Tag 10 – Holprige Reise ins Paradies
Jeden Tag ausschlafen ist voll langweilig. Die heutige Geschichte beginnt deshalb morgens um 4:30 Uhr mit einem klingelnden Wecker. In Europa ist schon Brunchzeit, doch hier herrscht noch schwarze Dunkelheit.
Abreisetag. Wie schon erwähnt, 1 Reisetasche bleibt hier. In die andere packen wir leichte Kleidung und Badesachen, denn da, wo wir hinreisen, sind die Wetteraussichten äusserst freundlich. Dazu kommen noch unsere Rucksäcke, die hauptsächlich mit Lebensmitteln bepackt sind.
Vor der Tür steht ein geländegängiges Fahrzeug. Unser Gepäck wird verladen. Wir rutschen auf die Rücksitze. Mit Fahrer Francisco sowie einer uns nicht näher bekannt gemachten Dame unternehmen auch Elaine und Andrew aus Vancouver Island / Kanada die vor uns stehende Reise. Es geht nach San Blas im Kuna Yala Gebiet. Die Kunas sind ein indigenes Volk, die ihr Gebiet noch selbst verwalten und hauptsächlich vom Tourismus leben.
Die Fahrt dauert über 3 Stunden und wir unterhalten uns angeregt mit unseren kanadischen Mitreisenden. So lernen wir vieles über Kanada im Allgemeinen und Vancouver Island im Besonderen kennen. Einmal mehr kriegen wir einen Eindruck von den Dimensionen der Welt im Vergleich zu unserem kleinen Heimatländchen präsentiert. Wir werden jedenfalls den Besuch der Insel auf unsere Todo-Liste setzen.
Francisco lässt uns an einer Tankstelle die Beine vertreten, bevor es in den Busch geht. Die Strasse folgt einfach dem Gelände, was gelegentlich einer Achterbahnfahrt gleichkommt. Noch vor wenigen Jahren war das eine schlaglochgespickte Schotterpiste. Nachdem aber so mancher Touri mit grünem Gesicht abgeliefert und das Verkehrsaufkommen immer grösser wurde, hat man der Strecke einen dicken Teerbelag spendiert.
Es herrscht Stau vor dem Kuna Yala Kontrollpunkt. Unser Einreisegeld von USD 23 pro Nase wird fällig. Die Pässe werden auf den Einreisestempel von Panama kontrolliert. Dann geht die kurvenreiche Reise nochmal gute 45 Minuten weiter, bis wir einen Platz an der Küste erreichen. Wir laden unser Gepäck aus und warten, bis wir aufgerufen werden. Ein Kuna lädt unser Gepäck auf eine Schubkarre. Wir folgen ihm auf einen Bootssteg, wo wir zusammen mit gut 12 anderen Gästen unser Wassertaxi besteigen. Gepäckstücke werden im Bug verladen und mit Plastikplanen zugedeckt.


Der Bootsführer reisst die beiden 2-Takt Aussenbordmotoren an und nimmt langsam Fahrt gegen die aufgewühlte See auf. Ich ermittle via Google Maps unsere Position sowie die Lage unseres Ziels – über 40km Distanz, das wird eine Weile dauern! So brettern wir über die schaumigen Wellenkämme dahin. Die Motoren sind laut und es regnet gelegentlich ein Schwall Gischt herein.
Nach einem Tankstopp und weiteren 30 Minuten Fahrt erreichen wir einen Ankerplatz, wo gut 20 Yachten liegen. Zwei davon werden angesteuert, Gäste steigen aus, Gepäck wird herübergereicht. Weiter geht’s. Nach nochmal 20 Minuten der nächste Ankerplatz. Elaine und Andrew steigen um. Wir wünschen einander eine gute Zeit. Unser Taxi dreht nochmal kurz auf… und dann liegt sie vor uns, 46 stolze Füsse lang, elegant und wunderschön.

«Easy One» heisst unsere Unterkunft für die kommenden Tage, ein Segelschiff aus dem Hause Bavaria. Das Eignerpaar Ingo und Andrea empfangen uns mit breitem Grinsen. Wir fühlen uns schon jetzt wie zuhause. Nach einer herzlichen Begrüssung werden wir mit Schampus und einer reichhaltigen, leckeren Mahlzeit verwöhnt.

Endlich dürfen wir unsere diversen Mitbringsel feierlich überreichen. Allerlei Backzutaten, Schokolade, Kren, Käse. Was macht denn diese Dose Backpulver im Gepäck? Egal, die bleibt auch hier.
Nachdem wir unsere Siebensachen in den Schränken verstaut haben, geben wir uns ganz dem Bordleben hin. Fortsetzung folgt.
