Costa Rica 2024,  Reisen

Tag 1 – 13:19 Uhr!!!

Lydia geht es nach den gestrigen Ereignissen besser, aber in meinem Magen ist immer noch Achterbahn. Wir müssen etwas essen, abgesehen von der halben Gemüsesuppe gestern Nacht und dem Frühstücksmüsli vor 24 Stunden auf der Easy One haben wir nichts mehr in den Magen gekriegt. Glücklicherweise ist das Frühstücksbüffet im Hotel Plaza Paitilla Inn reichhaltig sortiert. Für mich gibt es ein schonendes Menü aus trockenem Toastbrot, Gemüse und Pfefferminztee. Draussen und drinnen sind alle Plätze belegt, also gehen wir in den angrenzenden Barraum, wo wir ganz alleine einen gemütlichen Platz direkt am Fenster belegen. Hier ist es ruhig, was unseren geschundenen Seelen sehr gut tut.

Heute ist Abreisetag. Für den Abflug aus Panama haben wir uns was ganz Besonderes ausgedacht. Statt nach Hause in die Schweiz zu fliegen, reisen wir einfach für 2 Wochen ins nördliche Nachbarland Costa Rica und schauen, wie das Wetter dort so ist. Aufmerksame Blogleser dürften daher festgestellt haben, dass der Tageszähler im Titel per heute wieder zurückgesetzt ist. Neues Abenteuer, neues Nümmerle, ne?

Wir fliegen mit Wingo / Aero Republica, einer Billigfluggesellschaft aus Columbien. Die Bewertungen im Netz sind vertretbar, allerdings nicht für den Flughafen Panamà Balboa Pacifico, der ausschliesslich von Wingo benutzt wird. Unfreundliches Personal, niemand spräche englisch, totales Chaos. Diebstahl, zu wenig Sitzplätze am Gate, keine Verpflegungsmöglichkeiten… wird bestimmt interessant. Der Flug startet um 13:19 Uhr und wir haben somit keine Eile. Wir geniessen noch ein wenig unser Hotelzimmer, bevor wir gegen 10:30 Uhr auschecken und mit einem Uber rausgefahren werden.

Balboa Pacifico war einst ein US Luftwaffenstützpunkt. Wingo führt hier täglich rund 6 Flüge aus. Entsprechend mickrig ist das Flughafenterminal, von der Tür zum Check-In sind es 20 Meter. Wir haben jeden Schnickschnack zu unserem Ticket dazugebucht und schreiten deshalb Dank Express-Berechtigung an der Warteschlange vorbei. Unsere grosse Reisetasche ist 650 Gramm zu schwer. Der freundliche Check-in-Mitarbeiter besteht darauf, dass wir etwas in unseren Rucksack umpacken. Kein Problem. Hauptsache, die Tasche kommt mit unserem Flug mit. Es gibt kein Gepäckband, hoffentlich packen sie unser Zeug auf den richtigen Karren.

An der Handgepäckkontrolle nehme ich weisungsgemäss die Flasche Mineralwasser aus dem Rucksack-Seitenfach. Wir sollen auch unsere Sandalen ausziehen und aufs Band legen. Alles verläuft glatt. Weder Reise-Nespresso-Maschine noch Backpulver halten uns auf, weil schlicht nicht vorhanden. Und den Kameraden fällt die zweite 1l-Flasche Mineralwasser in meinem Rucksack nicht auf, harhar.

Wir setzen uns auf den Boden, weil tatsächlich zu wenig Sitzplätze verfügbar sind. Es gibt nur zwei Gates. Schon bald werden Sitze frei, als das Boarding für Bogotà an Gate 1 aufgerufen wird. Wir warten insgesamt 1 Stunde, als unsere Maschine vor dem Gebäude heranrollt. Kurz darauf beginnt für uns das Boarding. Mit unserer Priority-Berechtigung besteigen wir als Erste die Maschine und nehmen unsere Extra-Beinfreiheit-Plätze A1 und B1 ein. Zügig steigen nach und nach unsere Mitreisenden ein. Türe zu, Treppe weg, ready for takeoff. Beängstigend pünktlich um 13:19 Uhr verlassen die Räder der Boeing 737-800 panamesischen Boden. Gecheckt, Air Europa und Konsorten? Die Billigheimer aus Südamerika können’s, warum Ihr nicht? Abgesehen davon können wir die schlechte Bewertung des Flughafens nicht bestätigen, die Belegschaft ist sehr freundlich und spricht auch englisch.

Der Flug nach San José verläuft zügig. Die Kabinenbesatzung schafft es mit ihrem Bordservice nicht mal bis zur 6. Reihe, als der Pilot den Landeanflug einleitet. Nach einer Stunde und ein paar Zerquetschten macht die Maschine am Fingerdock fest.

Wir steigen als Erste aus. Venga venga, die Warteschlange an der Einreisekontrolle kann nur länger werden. Die Costaricaner sind aber gut organisiert, nach nur 20 Minuten erreichen wir das Gepäckband, wo unsere Taschen bereits bereitstehen.

Die Mietwagenfirmen verbringen ihre Kundschaft mittels Shuttlebussen zu ihren Stationen, die sich ein paar km ausserhalb des Flughafenareals befinden. Wir haben Glück und ergattern die zwei letzten Plätze in der grade aktuellen Fuhre. Die gesamte Strecke durch herrscht Stau. Unser Schofför zeigt keine Gnade, rammt seinen Kleinbus in jede noch so kleine Lücke, umfährt Abschnitte über feldwegartige Pisten und ist sich nicht zu schade, einer Ambulanz hinterherzudonnern, für die alle anderen eine Gasse geschaffen haben. Dann am Tresen wieder Diskussionspotential, der vereinbarte Preis sei zuzüglich der obligatorischen Grundversicherung von USD 400.- für 2 Wochen. Statt 650.- sollen wir 1050.- Öcken blechen. Ausserdem müssen wir je eine Niere spenden und 3x täglich das Ave Maria auf den Vermieter heruntersegnen, dass er uns unwürdigem Gesocks so leichtsinnig eine seiner edlen Karren überlässt. Sinnlos, ich will den verdammten Schlüssel und nichts wie weg hier. Feierlich wird uns ein weisser Mitsubishi ASX 4WD SUV mit leichten Hörschäden übergeben.

Unser Ziel heisst La Fortuna und liegt etwa 120 km nördlich von hier. Ein Gebirge muss überquert werden. Die Navi-App WAZE findet einen Weg um den immer noch präsenten Stau. Fahrzeit 2h30 statt 3h. Also Venga Venga! Nach ein paar Metern stockend biegen wir links ins Wohnquartier ab. Es geht steil bergauf. Die Qualität der Strassen und Häuser nimmt stetig zu. In meinen Ohren pfeift der Druckunterschied durch die neu erworbenen Löcher. Es gäbe hübsche Aussichtspunkte zu bestaunen, aber einerseits wollen wir unser Ziel noch bei Tageslicht erreichen und andererseits liegt eh alles im Nebel. Starker Regen setzt ein und begleitet uns beinahe die ganze Zeit durch enge Kurven sowie stramme Steigungen, ohne an Intensität zu verlieren. Ein Pickup vor uns gibt den Leithammel. Scheinbar hat er das gleiche Ziel und will ebenso vor Einbruch der Dunkelheit ankommen. Venga, compañero!

Ganz gelingt uns die Mission nicht. Wegen des starken Regens herrscht schon um 17:30 Uhr finstere Nacht. Um 18 Uhr biegen wir am Rande des Sloth’s Territory auf das Gelände der Villa Rustica, unserer Bleibe für die kommenden 3 Tage, ein.

Wir spedieren das Gepäck in unsere Unterkunft und fahren kurz darauf zum Italiener zum Essen. Urplötzlich werde ich von starken Schmerzen in der rechten Kopfseite geplagt. Die vielen Druckunterschiede waren wohl nicht förderlich für meinen aktuellen Zustand. Zähne zusammenbeissen, wird schon. Wird nicht, auch ein eilig eingeschmissenes Algifor kann der internen Messerattacke nichts entgegensetzen. So verblasst das wirklich gute Essen und angenehme Ambiente im Chante Verde vor dem dringenden Bedürfnis, möglichst schnell die verschriebenen Schmerzmittel in meinem Gepäck und vor allem Bettruhe zu erreichen.

Wir beenden unser Mahl einigermassen in Würde und fahren zurück. Es tut gut, endlich den Kopf abzulegen. Morgen ist ein schöner Tag.

Hinterlasse eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert