Mecklenburgische Seenplatte 2017

Yachturlaub mal anders

  • Mecklenburgische Seenplatte 2017

    Tag 10 – Wesenberg

    Leinen los! Um 8:30 Uhr legten wir vom Tietzowsee ab, in Richtung Heimweg. Schliesslich befanden wir uns schlappe 80 Flusskilometer und 8 Schleusen von der Charterbasis entfernt. Die kommenden Tage kennzeichnen rein streckenmässig, wie unser Urlaub zu Ende geht.

    Aus mahnender Erfahrung (siehe Tag 8) machten wir uns also auf, so früh wie möglich an der Schleuse Wolfsbruch zu sein. Siehe da, wir haben sie alle auf dem kalten Fuss (oder treffender: mit dem Gipfeli im Mund) erwischt: keine Warteschlange vor der Schleuse, wir konnten zügig durch das Nadelöhr Wolfsbruch hindurchschlüpfen.

    8km weiter, vor der Schleuse Strasen, das ähnliche Bild. Nur ein Boot vor uns, mit dem wir die Schleusung fast ohne Verzögerung gemeinsam bewältigen konnten.

    So waren wir bereits um kurz vor 11 Uhr im Ellbogensee. Statt aber in der Marina Priepert anzulegen – was heimwegmässig auf der Strecke lag – wagten wir einen Abstecher in die Neustrelitzer Gewässer. Im Grossen Priepertsee fanden wir eine schöne Bucht zum Ankern, wo wir uns erstmal die verdiente zMorgepause genehmigten.

    Danach Ablegen in Richtung unseres spontan gewählten Ziels Wesenberg am Woblitzsee. Die Strecke führte hauptsächlich durch Flusslandschaften. Also Bootsfahrt durch Wälder und Felder. Vor der Schleuse Wesenberg mussten wir zwar nochmal eine Stunde Zwangspause einlegen, doch schon 200m danach bogen wir in die gleichnamige Marina ein.

    Die Marina befindet sich noch im Kanal, vom Woblitzsee kriegt man hier also nichts zu sehen. Schade, dachten wir.

    Nach dem Hafentrunk begaben wir uns auf Schuster’s Rappen in das rund 20 Minuten entfernte Städtchen Wesenberg. Hier ist vom Tourismus noch nicht alles überlaufen und der Ort präsentiert sich verschlafen, aber sehr schön herausgeputzt mit gut erhaltenen bzw. renovierten Fachwerkhäusern und neiderweckend schönen Gärten. Die Bilder von den hiesigen Hortensienbüschen werden wir zuhause unseren eher zwergenhaften Exemplaren Zwecks Motivationshilfe zeigen.

    In den Gassen zu Wesenberg

    Im Restaurant Werlestuben wurden wir mit plattdeutschen Lebensweisheiten (an den Wänden) und saftigen Hamburgern (auf den Tellern) versorgt. Nach der Rückkehr auf unsere «Pallas» liessen wir den Abend auf dem Achterdeck ausklingen.

    Dachten wir «schade» weil wir nicht auf den See gucken konnten? Weit gefehlt – das benachbarte Feld war von einer dichten, bodennahen Nebelschicht bedeckt, während der Sonnenuntergang den Himmel in gelb-orange-violette Töne tauchte. Dazu die eigene Farbgebung und die Spiegelung der Bäume auf dem glatten Wasser. Mehr Kitsch geht nicht.

    Während wir so dasassen und die Szenerie bewunderten, focht ein älteres Ehepaar auf dem Nachbarboot einen wer-hat-Recht-Streit aus – in breitestem Sächsisch, einfach herrlich.

  • Mecklenburgische Seenplatte 2017

    Tag 11 – Ankern im Grossen Priepertsee

    Barometer und Vorhersage versprachen uns heute einen wettermässig ruhigen Tag. Wir hatten genügend Wasser und Strom gebunkert, die Speisekammer war auch gut gefüllt und zu Trinken hatten wir eh genug eingekauft. Also perfekte Bedingungen für einen Tag und eine Nacht vor Anker.

    Da wir auf der Hinfahrt schon unser zMorge in einer kleinen Bucht im Priepertsee ausgerichtet hatten, steuerten wir dieses Plätzchen auf der Rückfahrt wieder an.

    Nachdem der Anker gesetzt, die Maschine aus und der obligatorische Ankertrunk kredenzt war, verbrachten wir den restlichen Tag mit Lesen, Sünnele und Baden. Das heisst, nur einer hat ein paar Runden im See geschwommen, dem anderen Reisegspänli war das Wasser zu morastig. Weichei!:-P

    Dazwischen fütterten wir eine einsame Ente mit einer einsamen Scheibe Toast. Dann flog sie von dannen (die Ente, nicht die Toastscheibe… obwohl, die irgendwie auch). Etwa eine Stunde später war unser Boot von einem Schwarm Enten belagert. Na schön, opfern wir halt nochmal etwas von unseren eisernen Toast-Reserven.

    Raubtierfütterung

    Vor dem Abendessen noch eine Ladung Aperol Spritz vernichtet, danach gabs Tortelloni à la Lydia an einer Butter-Salbei-Sauce.

    Mittlerweile haben wir einen Entspannungsgrad erreicht, den man wie folgt ablesen kann: Eine Stunde lang haben wir fasziniert einer Spinne beim Netz bauen zugeschaut. In diesem Sinne: Gute Nacht.

  • Mecklenburgische Seenplatte 2017

    Tag 12 – Zurück nach Fürstenberg

    Der Anker hat gehalten, jedenfalls befanden wir uns heute morgen noch an der selben Stelle wie am Abend zuvor.

    Um 9:30 Uhr lichteten wir den Anker und nahmen Kurs auf den Rückweg, der uns für eine weitere Übernachtung nach Fürstenberg am Schwedtsee führen soll.

    Vor der Schleuse Steinhavel mussten wir warten. Schon kurz nach dem Festmachen an der Wartestelle kam eine Schar Enten angeflogen. Hat sich da was rumgesprochen oder was? Diesmal waren wir aber geizig, jawohl!

    Das uns nachfolgende Boot machte sich nicht die Mühe, Leinen festzumachen. Als es sich auf 3 Meter hinter unserem Heck genähert hat, betätigte die Dame des Hauses eine Kurbel auf dem Vorschiff. Kurz darauf, Maschine aus, das Schiff rührte sich nicht mehr von der Stelle. Zauberei? Der Skipper klärte uns auf: Die Kurbel dreht eine Teleskopstange in den Untergrund und verankert so das Schiff.

    Nicht schlecht. Bei den beiden Bootsfahrern handelt es sich um ein pensioniertes Ehepaar aus Holland das seit Jahren Frühling und Sommer an Bord verbringt. Dieses Jahr sind sie seit Mitte Mai unterwegs, durch Holland, Frankreich und Deutschland. Sie hätten diese Saison rund 600 Schleusungen hinter sich und gedenken in den nächsten Wochen wieder nach Hause zu fahren.

    Nach der Schleusung erreichten wir den Röblinsee, wo wir zum Frühstück eine Bucht anfuhren und Anker warfen. Beim Essen unterhielten wir uns über das vorhin gehörte, holländische Rentenmodell. Tausche Haus gegen Boot, Interessenten bitte in 20 Jahren melden…

    Gegen 14:30 Uhr, nach einer weiteren Schleusung, erreichten wir Fürstenberg. Diesmal machten wir beim Yachtclub fest. Dieser zeigte sich sauberer, technisch besser im Schuss und erst noch günstiger als die Marina, die zudem viel weiter von der Stadt entfernt liegt. Ausserdem befindet sich das Restaurant gleich am Ende des Anlegers und das WLAN reicht bis zu unserem Schiff.

    Yachtclub Fürstenberg

    Wir gingen im Restaurant essen und waren früh wieder zurück an Bord. Wir fingen schonmal an, unsere überzähligen Vorräte an unsere Nachbarn zu verschenken. 3 Sechserpack Wasser wechselten so den Besitzer.

    Morgen fahren wir die letzte Etappe nach Mildenberg. 40km und 4 Schleusen, also hophop, ab ins Bett.

  • Mecklenburgische Seenplatte 2017

    Tag 13 – Rückkehr nach Mildenberg

    Der letzte Tag unserer Tour durch die ostdeutschen Binnengewässer ist angebrochen. Vor uns lagen 40km Wasserstrasse und 4 Schleusen bis zum Heimathafen der «Pallas».

    Die Pallas im Morgengrauen zu Fürstenberg

    Kurz nach 9 Uhr legten wir vom Yachthafen Fürstenberg ab und steuerten den Stolpsee an. Nach dessen Durchquerung hatte uns die kurvenreiche Havel wieder.

    Vor der Schleuse Bredereiche legten wir für einen Frühstückshalt am Anleger des Bootshauses an.

    Hubtor der Schleuse Bredereiche

    Weiter ging es durch die nach wie vor unendliche Naturlandschaft, mitten durch Wälder und Felder. Ab und zu gab es kleine Siedlungen mit idyllischen Ferienhäusern und schönen, gepflegten Gärten zu sehen.

    Dazwischen nochmal eine Sonderbarkeit, ein Camper auf einem motorisierten Floss.

    Weder Fisch noch Vogel

    Kurz nach 15 Uhr erreichten wir den neuen Hafen Mildenberg und legten, entgegen dem hier üblichen Brauch, mit dem Bug zur Mole hin an. Schliesslich möchten wir beim zNacht auf das Wasser schauen und nicht auf den Parkplatz.
    Einer der Hafenangestellten machte uns dann auch mit dem Satz «Wat is’n ditte?» auf diesen eklatanten Verstoss gegen das Protokoll aufmerksam. Oooha, Preussen…

    WER steht hier falsch rum???

    Das zNacht war der Resteverwertung gewidmet. Es gab Griechischen Salat und unsere letzte Flasche Rotwein, zum Dessert etwas Schokolade.

    Zum Abschluss machten wir einen kleinen Spaziergang durch das Areal der Ziegelei, welche heute als Industriemuseum gepflegt wird. Inmitten von Verladekränen, Produktionsgebäuden und rostigen Frachtschiffen gab es, gepaart mit dem Rot des Sonnenuntergangs, noch ein paar romantische Stimmungen einzufangen.



    Bungalow-Floss mit Kiesplatz und Feuerstelle

    Unsere Taschen haben wir schon weitestgehend gepackt und den Grossteil des Bootes aufgeräumt. Morgen Vormittag müssen wir noch Diesel bunkern und den Fäktank leeren, dann sind wir, bzw. die Pallas bereit zur Rückgabe.

  • Mecklenburgische Seenplatte 2017

    Tag 14 – Heimreise

    Scheiden tut weh, aber so ist das nunmal im Urlaub. Da wir schon am Vortag im Heimathafen der «Pallas» angelegt und unser Gepäck weitestgehend zusammengestellt hatten, artete die Abreise nicht in einer Hau-Ruck-Aktion aus. Gemütlich kredenzten wir uns ein Reste-Vertilgungs-Frühstück und sahen zu, wie die prollige Ruhrpöttler-Bande nebenan ihre Mietyacht vor den fassunglosen Augen des Vercharterers volle Kanne in einen Begrenzungspfosten reindonnerte.

    Camper mit Humor, man beachte den Spruch in der Mitte

    Danach spülten wir Geschirr (für aufmerksame Leser: wir haben auch zuvor Geschirr gespült, auch wenn es in den vergangenen Berichten nicht erwähnt wurde) und machten uns bereit, an die Bunkerstation zu verholen. Grade als wir im Begriff waren, die entsprechende Pier anzusteuern, kam ein anderes Schiff in den Hafen und setzte sich vor uns. Zurückhaltende Schweizer, die wir sind, suchten wir uns eine geeignete Ausweich- und Wartestelle. Ganz entgegen dem Sinn des Hafenmeisters. Ordentlicher Preusse, der er ist, rief er uns zuerst herein und gab dem anderen (verdutzter Deutscher, der er war) zu verstehen, wer hier die 2 auf dem Rücken trägt 😉

    Bei der Gelegenheit erhielt Patrick gleich eine Gratis-Fahrlektion, als der freundliche Hafenmeister in knapp 10 Worten sehr wirkungsvolle Manöveranweisungen zurief. Super, das nächste Mal tanken wir am Anfang der Tour.
    120 Liter Diesel und etwa ebensoviel «Schmutzwasser» wechselten gegenseitig den Besitzer. Danach wieder zurück an den Standplatz, dieses Mal selbstverständlich richtig rum, mit dem Heck zur Quai.
    Mit der Bootsrückgabe erhielten wir – trotz 2 havarierter Weingläser – die Note 1+ verliehen und die gesamte Kaution zurückerstattet.

    Viel Gelegenheit zum Kaputtmachen gibt es eigentlich nicht. Es hat keine Wellen, kaum Strömung und auch starker Wind hat bei diesem kurzen, schweren Boot wenig Angriffsfläche. Ausserdem ist es mit den beiden Idioten-Knebeln (Querstrahl vorne und achtern) sehr leicht, Korrekturen vorzunehmen. So kann man sich viel Zeit für die Manöver nehmen – ein erster Preis für das schnellste Anlegemanöver wird jedenfalls nicht verliehen.

    Tschüss, Arbeitsplatz

    Um 13:45 Uhr war dann unser Taxi da. Wir erreichten den Tegeler Flughafen recht zügig und der Flug startete pünktlich. Das einzige Baby an Bord krakeelte natürlich in der Sitzreihe direkt hinter uns rum (und hatte eine recht aktive Verdauung vorzuweisen). Gleich nach der Landung kam unser Reisegepäck als eines der ersten heraus und wir schafften es grade so auf den nächsten Zug nach Sissach. Dann noch eine kurze Taxifahrt und voilà, 20:30 Uhr; zuhause! Die Pflanzen waren gegossen, der Rasen gemäht und im Kühlschrank fanden sich diverse Leckereien – Danke, Mami & Roland!

    Résumé der Reise: es war herrlich, sehr entspannend, Natur pur und dennoch, dank unserer schwimmenden Unterkunft, ganz komfortabel. Temperaturmässig kann die Gegend natürlich nicht mit Südeuropa mithalten. Klares Wasser ist hier durch die sumpfigen Böden ebenfalls nicht gegeben. Uns hat es jedenfalls gefallen und es könnte zu einer Wiederholung kommen, diesmal aber stärker auf die grossen Seen ausgerichtet, also mehr nordwestlich orientiert, und vielleicht nicht gerade in den Schulferien.

    Auf dieser Reise legten wir etwas über 200km auf dem Wasser zurück und verbrachten knapp 30 Stunden am Ruder. Wir bewältigten 22 Schleusungen und überbrückten dadurch fast 40m Höhe. Das Logbuch zu unserer Reise kann hier heruntergeladen werden: 20170826_Logbuch_MecklSeenplatte

    Liebe Grüsse und danke für’s Mitlesen
    Patrick & Lydia