Reisen

  • Drei-Seen-Land 2025

    Tag 6 – Regen und Reparaturen

    Mit dem Regen kam die Windstille, was durchaus ein Segen war, weil das olle Segelboot mit dem musikalischen Seil  immer noch an der gleichen Stelle lag. Wir fühlen uns frisch und ausgeruht.

    Heute ist ganz viel nichts tun angesagt. Einerseits soll es immer wieder regnen, andererseits wird jemand zu uns an Bord kommen und die offenen Anschlusskabel mit hübschen, glänzenden Schuhen versehen. Die Operation dauert 3 Stunden. Länger als gedacht, weil der Techniker immer wieder in die Werkstatt radeln muss, um etwas zu holen. Die neuen Batterien kommen vermutlich am Dienstag. Offiziell würden die Kollegen diese an jedem Hafen in der Region einbauen kommen, aber ich denke, wir kommen besser wieder hier her, damit der Radelweg so kurz wie möglich bleibt.

    Es regnet tatsächlich immer wieder. Ich mache mich für den Techniker gelegentlich als Werkzeug-Fee nützlich und beantworte Fragen. Lydia chillt mit einem guten Buch bewaffnet im Schlafzimmer. Ich nutze die tatenlose Zeit, um das Öl und die Kühlwasserpumpe vom Generator zu prüfen. Alles i.O. Und natürlich tippe ich zwischendrin immer wieder an den Blog-Beiträgen rum.Tag 4 habe ich soeben fertig geschrieben, versehentlich gelöscht und nochmal geschrieben…

    Gegen Abend gehe ich zur Capitanerie, um beim Hafenmeister die Zeche für die kommende Nacht zu bezahlen. Liegeplatz mit Strom und Zugang zu den – top gepflegten! – sanitären Anlagen kostet CHF 30.-. Wir sind alleine im Hafen und haben die Duschen exklusiv für uns, was ich gleich in Anspruch nehme.

    Gegen 19 Uhr kehren wir noch einmal im Hafenrestaurant «Des Garinettes» ein. Mittlerweile schüttet es draussen wie aus Kübeln. Lydia kriegt ein Lammnierstück auf dem heissen Stein mit Süsskartoffel-Kroketten serviert. Für mich gibt es knusprig gegrillte Zanderfilets.

    Durch den Regen kommen zwei Frauen mit ihren 4 Barsoi-Windhunden herbeispaziert und legen eine Pause im gedeckten Aussenbereich des Restaurants ein. Die Tiere sehen aus wie Langhaar-Dackel auf Stelzen und sind sehr anhänglich. Zwei versuchen ihr Glück bei Lydia und werden zur Belohnung ausgiebig geknuddelt. Zu Lydias Belohnung riechen ihre Hände danach nach nassem Hund.

    Es schifft immer noch, als gäbe es kein Morgen, als wir für die Nachtruhe zu unserer blechernen Behausung zurückkehren.

  • Drei-Seen-Land 2025

    Tag 5 – Murten (drinnen)

    So schön und friedlich können nur Ankernächte sein. Und in diesem Fall sogar in direkter Nachbarschaft zu einem kleinen Stedtli. Bei einem Morgenbad geniessen wir die ersten Sonnenstrahlen und die Aussicht.

    Unsere Speisekammer an Bord kann man jetzt nicht unbedingt als «leer» bezeichnen, aber es fehlt doch das eine oder andere proteinhaltige Lebensmittel. Praktischerweise hängt an unserem Schiffs-Popo immer ein Schlauchboot bereit. Einwassern, Aussenbordmotor drauf, Rucksack und Sandalen unter den Arm und los geht’s.

    Kurz darauf machen wir im Barkenhafen fest. Zu Fuss geht die Reise weiter. Ohne Fleiss kein Preis, wir müssen eine stramme Treppe und einen Tunnel durch die äussere Stadtmauer bezwingen, schon stehen wir in den kopfsteingepflasterten Gassen zu Murten. Auf diese Strapazen hin gönnen wir uns zuerst einmal auf der Terrasse des Cafés Monnier einen Cappuccino und ein Gipfeli.

    Danach starten wir unsere Einkaufsrunde. Erster Stopp: Metzgerei Pauli. Ich muss mich zusammennehmen, um nicht gleich den ganzen Laden leerzukaufen. Alleine schon der Duft! Mit knapper Not schaffen wir es, das Geschäft «nur» mit einem Lammrack, Buurehamme, gekochtem Speck, Oliven und diversen Käse zu verlassen.

    Der weitere Weg führt uns an der inneren Ringmauer entlang zu einem Supermarkt mit 2 «o», wo wir die restlichen Einkäufe bestreiten.

    Auf dem Rückweg machen wir einen Abstecher zum Schloss und finden dieses Panorama vor:

    Von hier aus ist es dann nur ein kleiner Spaziergang, an der Mühle vorbei, zurück zum See. Seltsam, die Murtener versorgen auch ihre Fahrräder im Hafen. Sieht irgendwie unpraktisch aus.

    Wenigstens ist es vor Regen geschützt.

    Wir beladen unser Dinghy mit unseren Besorgungen und schippern zurück zum Mutterschiff. Jetzt erstmal Frühstück! Es gibt Bayrische Weisswurst mit süssem Senf und Weissbier. Einige der Mitbringsel unserer Gäste, seeehr lecker. Die frischen Brez’n dazu stammen von unserem Einkauf eben.

    Leider zeigen sich unsere Batterien nicht von ihrer besten Seite. Bei mittlerweile 85 % Ladung geht die Leistung wieder in den Keller, obwohl ich die Anschlüsse nochmal festgezogen hatte. Die Kaffeemaschine stellt ab, die Wasserpumpe hängt. Es hilft nichts, neue Batterien müssen her. Ich spreche mit der Werft. Der Termin morgen für die Anschlüsse bleibt, aber neue Batterien erhalten sie frühestens Anfang nächster Woche.

    Danach Beurteilung der Wetterprognosen. Es macht den Anschein, dass heute der letzte richtige Sommertag in diesem Jahr sein wird. Aufkommender Wind und Regen sind für die Gemütlichkeit nicht unbedingt förderlich und wir entscheiden, diese Nacht wieder im Hafen zu verbringen. Morgen früh werden wir eh dort festmachen müssen für den Termin mit der Werft.

    Ein viel zu frühes Ende des Höllensommers

    Wir ziehen also den Anker und fahren in die Seemitte, um noch einmal ein bisschen Sommer, Sonne und Badespass zu geniessen.

    Am späteren Nachmittag wird der Wind wie angekündigt stärker. Wir verdünnisieren uns in den Hafen von Vallamand und machen dort am Gästesteg fest. Noch ist es warm und wir nutzen die Möglichkeit, ausserhalb des Hafenbeckens zu baden.

    Auch im Hafen lässt es sich prima chillen

    Gegen 18 Uhr setzt der erste Regen ein. Kein Problem für uns, das gesamte Heck ist rundherum mit Blachen verschlossen und der Grill steht auch schon parat. Das Protokoll sieht vor: zuerst der Apéro, dann sorgfältiges Angrillen mit Scampi und Jakobsmuscheln, danach Übergang zum Hardcore-Grillen mit dem bereits erwähnten Lammrack. So zelebrieren wir unser zNacht, während die Regentropfen auf unser Verdeck prasseln.

  • Drei-Seen-Land 2025

    Tag 4 – Murten (draussen)

    Abgesehen von einem gelegentlichen, lauten DING-DING-DING, das durch ein vom Wind gegen den Mast geschlagenes Grossfall auf einem nebenan festgemachten (und natürlich unbewohnten) Segelboot verursacht wurde, war die Nacht im Hafen sehr ruhig.  Wer vom Segeln keine Ahnung und noch nie in seinem Leben ein Kreuzworträtsel gelöst hat: ein Grossfall ist ganz profan ausgedrückt ein Seil.

    Was gibt es also Schöneres, als gleich nach dem Aufstehen mit der Grubenlampe auf der Stirn in den Maschinenraum zu kriechen und die nun vollständig aufgeladenen Batterien wieder gemäss dem ursprünglichen Zustand miteinander zu verbinden. Denn heute erhalten wir Besuch von der örtlichen Werft, damit unsere elektrische Installation einer professionellen Überprüfung unterzogen wird.

    Der Chef persönlich nimmt sich der Sache an. Zuerst überprüft er mittels Fön und Batteriemonitor die Durchhaltefähigkeit der Batterien, die er nach mehreren Minuten als einwandfrei beurteilt. Die elektrischen Anschlüsse im Maschinenraum hingegen gefallen ihm nicht so. Sie sind per Schraubverbindung ausgeführt und weisen an der einen oder anderen Stelle leichte Korrosion auf. Wir vereinbaren einen Termin am Mittwoch, um alle Anschlüsse mit Kabelschuhen versehen zu lassen. Noch geben wir unsere Batteriebank nicht verloren.

    Es wird wieder ein prächtiger Tag. Wir geniessen unser Frühstück noch an unserem Liegeplatz im Hafen. Danach verholen wir auf die gegenüberliegende Seite zur Servicestation mit der Abwasser-Absauganlage. Wir sind gesetzlich dazu verpflichtet, unsere Abwässer in Tanks an Bord zu sammeln und an solchen Anlagen zu entsorgen. Zu diesem Zweck haben wir Anschlüsse auf dem Deck, in die der Absaugrüssel der Station eingesteckt wird. Es gibt Grauwasser und Schwarzwasser. Ich erspare Euch die Details. Jedenfalls ein Knopfdruck und die Kacke ist am Flitzen.

    Ein Sportsegler erregt durch lautes Fluchen unsere Aufmerksamkeit. Offenbar hat er Seegras am Schwert seines kleinen Segelbootes eingefangen, ist abgetrieben und kann das Hafenbecken von seiner Position aus nicht mehr aus eigener (Segel-)Kraft verlassen. Wir bieten ihm an, ihn hinauszuschleppen, was er dankend annimmt. Er darf sich revanchieren, falls bei uns einmal die Maschine ausfällt.

    Für uns geht die Reise weiter bis zur Seemitte, wo wir den Motor stoppen und uns ganz den warmen Temperaturen, dem Badevergnügen und den diversen Snacks und Drinks hingeben.

    Gegen 17 Uhr laufen wir Murten an und setzen Anker an unserem Lieblingsplatz, direkt unter den mittelalterlichen Fassaden dieses schönen Fleckchens. Zwar herrscht gerade ein strammer, kühler Nordwind – die «Bise» – aber wir vertrauen auf die Wetterprognose, die eine ruhige Nacht verspricht. Die Geräuschkulisse und der fantastische Ausblick ist immer eine Reise hierher wert.

    Mit dem obligatorischen Ankertrunk läuten wir den Abend ein. Unser zNacht ist wieder Bootmannskost vom Feinsten: Rinderfilet und Gemüsespiesse vom Grill mit Brokkoli- Kartoffel-Sahne-Pfanne, abgerundet durch einen Chianti, der von Glas zu Glas immer besser wird. Wir können nicht genau klären, ob es an uns oder am Wein liegt.

    Der Himmel brennt, als die Sonne hinter dem Jura untergeht. Irgendwie haben wir das bedrückende Gefühl, dass dies der letzte, richtige Sommerabend des Jahres 2025 sein wird.

  • Drei-Seen-Land 2025

    Tag 3 – Abschied in Vallamand

    Seltsam. Eigentlich sollte ich von Sommer, Sonne, Stränden, Wellen, Speis und Trank träumen. Stattdessen drehte sich das Thema rund um Batterien, elektrische Anschlüsse und durchdrehende Wasserpumpenmotoren. Ein schlechtes Omen.

    Die Realität lässt nicht lange auf sich warten. Schon kurz nach dem Aufstehen und den ersten Wasserbezügen stoppt die Wasserpumpe nicht mehr. Das selbe  Problem wie gestern, auch der Betrieb der Kaffeemaschine ist so nicht möglich. Wir behelfen uns wieder mit dem Generator. Irgendwie scheint das nicht das intakte Batteriepaar zu sein. Also wieder Stirnlampe auf und eine fröhliche Kriechrunde später ist das andere Batteriepaar angeklemmt.

    Das Wetter ist wieder herrlich, wenn auch ein zu dieser frühen Stunde frischer Wind weht. Die Wassertemperatur liegt aber  immer noch bei gediegenen 25° und lädt ausdrücklich zum Baden ein.

    Ich fachsimple mit Ingo über Bordtechnik und erzähle ihm die lustige Geschichte, wie einmal vor einiger Zeit unser Generator ausgefallen ist. Keine 5 Minuten später rufen unsere Liebsten von der Kombüse her hoch, dass soeben der Generator ausgefallen ist. Stirnlampe auf, kriech kriech…

    Dieselzufuhr am Generator ist gestört, also…
    …lockere Kabelschuhe an der Dieselvorpumpe festklemmen

    In der Zwischenzeit zaubern unsere Liebsten wieder ein leckeres Frühstück aus Müsli, Brot, Wurst und Käse auf den Tisch. Etwas später frischt der Wind weiter auf und wir entscheiden, dass es langsam Zeit zum Abschied ist. Wir ziehen den Anker und fahren mit Rückenwind südwärts Richtung Vallamand. Dort trägt selbiger zu einem gelungenen Bilderbuch-Anlegemanöver bei.

    Wir begleiten unsere Gäste zum Parkplatz, wo wir uns herzlich voneinander verabschieden. Wir haben Euren Besuch sehr genossen und freuen uns auf ein Wiedersehen!

    Die Windprognose hält, was sie verspricht. Böen bei 40 km/h. Ein Prosit der Gemütlichkeit, wir verbringen die Nacht im Hafen. Der Hafenmeister überreicht uns feierlich den Schlüssel zu den Gästeduschen, nachdem wir ihm – mehr oder weniger feierlich – das Geld für die Übernachtung überwiesen haben. Ausserdem ist da noch die Sache mit den Batterien: auch das zweite Paar macht nach einer Weile schlapp. Wir schliessen unser schwimmendes Ferienhaus erstmal am Landstrom an, um diese aufzuladen und dies später für das vorherige Paar zu wiederholen.

    Im Hafenrestaurant «Des Garinettes» kehren wir zum zNacht ein. Serviert wird Zander an Kokos-Limetten-Sauce mit Süsskartoffel-Kroketten sowie Egli, dem Tagesfang aus dem Murtensee. Dazu leisten wir uns eine Tarte Tatin mit Eis zum Nachtisch. Die Nacht ist herrlich lau und es tut einfach gut, draussen zu sitzen und geniessen. Für die Nachtruhe danach sind wir optimal präpariert.

  • Drei-Seen-Land 2025

    Tag 2 – Kanalfahrt

    Morgens liegen wir noch schlaftrunken im Bett, als die Wasserpumpe anläuft und nicht mehr stoppt. Sie gehört zum Frischwassersystem an Bord und sollte eigentlich ausschalten, wenn alle Wasserhähne geschlossen sind. Was sie sind. Ein Problem mit dem Druckschalter? Ich schalte die Sicherung aus und wieder ein und das Problem ist behoben.

    Kurz darauf möchte sich Andrea einen Kaffee rauslassen. Unsere kleine Nespresso-Maschine läuft an, stellt aber sofort wieder ab. Ein Piepen im elektrischen System zeigt an, dass etwas nicht in Ordnung ist. Über den Batteriemonitor kann ich beobachten, wie die Leistung zusammenbricht. Wir starten den Generator und lösen damit das Problem vorübergehend die Batterien werden jetzt erstmal geladen. Trotzdem ungewöhnlich, weil diese uns mindestens drei Tage lang autark halten können müssten.

    Nach einem Morgenbad ziehen wir den Anker hoch und nehmen Kurs nach Norden. Auf Höhe des Ortes Cudrefin legen wir nach rund einer Stunde Fahrt einen Stopp ein. Noch ist nicht viel Schiffsverkehr, sowohl die Wasseroberfläche als auch die Geräuschkulisse ist angenehm ruhig. So dümpeln wir gemütlich dahin und geniessen ein leckeres Frühstück aus Müsli, Brot, Käse, Salami und Hobelfleisch.

    Ein weiteres erfrischendes Bad mitten im See – oder «a Hupferl» auf gut bayrisch – später starten wir die Maschine und legen Ruder für Kurs auf den Broyekanal.

    Eigentlich verkehren wir hier auf einem gigantischen Hochwasserschutzgebiet. Die Gegend nordöstlich vom Neuenburgersee war früher ein einziges, hochwassergeplagtes Sumpfgebiet, welches die ärmste Gegend in der ganzen Schweiz ausmachte. Hungersnöte und Krankheiten zwangen die Gemeinden, Geld zu sammeln, um die ärmsten Familien im Dorf auf ein Schiff Richtung Amerika zu packen. Schuld war die Aare, die wegen des flachen Gefälles stark meanderte und das Land regelmässig überschwemmte. Mitte des 19 Jahrhunderts traten Ingenieure auf den Plan, die Aare in den Bielersee umzuleiten und die Flüsse zwischen den drei Seen grosszügig auszubaggern, um die Wassermassen gleichmässig aufnehmen zu können. Nach zwei Anläufen war es vollbracht. Das Hochwasser gebannt, das Land sehr fruchtbar – heute das zweitgrösstes Gemüse-Anbaugebiet der Schweiz – und wir können erst noch fröhlich darauf herumschippern. Wer mehr dazu wissen möchte, kann hier weiterlesen.

    Der besagte Broyekanal verbindet den Neuenburgersee mit dem Murtensee. Auf 8 km führt die Route um die Hügelkette «Mont Vully» mit ihren Weinbergen herum. Die Strecke ist gesäumt von Bäumen und Büschen und führt durch Felder, Weiden und Wälder. Oft kann man Wildvögel beobachten, doch diesmal sind die einzigen Lebewesen die uns entgegenkommenden, fröhlich winkenden Freizeitkapitäne auf ihren Booten. Das sind manchmal auch wilde Vögel.

    Ein paar verirrte Regentropfen versuchen uns einzuholen, doch sie haben keine Chance. Wir fahren der hinter uns aufziehenden Gewitterfront einfach davon. Bis wir den Murtensee erreichen. In seiner Länge etwa so gross wie der Neuenburgersee an seiner grössten Breite. Das Städtchen Murten liegt an seinem Ostufer und genau davor gehen wir gepflegt vor Anker. Die Sonne brennt und wir geniessen das eine oder andere Bad im kühlen Nass. Naja, meistens.

    Die Batterien machen immer noch Probleme. Statt dolce far niente krieche ich mit einer Stirnlampe sowie Werkzeug bewaffnet in den Maschinenraum. Ingo steht mir mit Rat und Tat zur Seite. Wir sind uns einig, dass wir erstmal zwei von den vier Batterien abklemmen und eine Zeit lang prüfen, ob diese zwei zusammen ordentlich arbeiten oder nicht. Später werden wir die Sache umdrehen und dadurch hoffentlich eingrenzen können welche Batterie der Spielverderber ist.

    Der Wind frischt von Norden her auf, die Wellen werden stärker. Wir entscheiden, an die nördliche Seite des Sees zu verholen, um für unser Abendessen ein gediegeneres Ambiente zu erwirken. Auf unserem Bordgrill bringen wir Ribeye Steaks, Pilze und Grillkäse auf Betriebstemperatur. Dazu werden Bratkartoffeln sowie griechischer Salat kredenzt und mit einem wohltemperierten Amarone del Valpolicella abgelöscht.

    Die Sonne verschwindet hinter dem Mont Vully und es nachtet langsam ein. Wir sitzen noch gemütlich in der Dunkelheit, als sich ein Geräusch bemerkbar macht, als würden Regentropfen auf unser Zeltdach fallen. Weit gefehlt, es sind Eintagsfliegen, die in grosser Zahl, von unserem Ankerlicht angezogen, gegen unsere schwimmende Behausung anfliegen. Morgen werden wir ihre Leichen von allen Zeltwänden herunterwischen müssen.

  • Drei-Seen-Land 2025

    Tag 1 – Reise Reise

    Ausgeschlafen und nach einer wohltuenden Dusche machen wir uns daran, die letzten Dinge einzupacken, Kühlschrank zu leeren, Pflanzen zu giessen, Schlüssel für alle Fälle an unseren Nachbarn abzugeben und unseren Edel-Lastesel mit den notwendigsten Sachen zu beladen, die wir für das kommende zweiwöchige Abenteuer möglicherweise benötigen werden.

    Die Fahrt verläuft unspektakulär und wir kommen gut voran. In Murten machen wir einen Sandwichhalt bei meinem Arbeitgeber. Und da dieser zufälligerweise am selben Ort auch noch Lebensmittel verkauft, besorgen wir uns ein paar Vorräte. Entspannt fahren wir weiter zum Hafen von Vallamand am Murtensee, weil wir da noch etwas abholen möchten.

    Wir bleiben nur zwei Wochen, Ehrenwort!

    Wir sind 20 Minuten zu früh dort, darum setzen wir uns zu unserem ersten Urlaubspanaché in die Hafenkneipe und studieren die leckere Essensauswahl. Nicht für jetzt, aber man weiss ja nie…

    Schon bald gesellen sich Andrea und Ingo zu uns. Was für ein Zufall! Wer hätte das gedacht! Zuletzt hatten wir uns in San Blas  auf ihrer Segelyacht «Easy One» gesehen! Die Welt ist ja echt ein Dorf!

    Vielleicht hat es auch damit zu tun, dass wir uns hier verabredet hatten, um gemeinsam zu unserem Schiff zu fahren,  um miteinander ein paar schöne Tage zu verbringen. Und so geschieht es auch. Sie lassen ihr Auto hier stehen packen ihre Siebensachen in unser Auto und los geht’s.

    15 Minuten später erreichen wir unseren Heimathafen. Schnell ist unser Schiff klar gemacht, Gepäck und Vorräte aufgeladen und schon geht es los, raus auf den Neuenburgersee. Damit wir nicht allzu lange auf den Ankertrunk warten müssen, fahren wir nur 10 Minuten ums Eck und finden ein wunderschönes Plätzchen in der Nähe des Schilfgürtels.

    Es ist ein herrlicher Nachmittag. Die Wetterprognosen melden eigentlich starken Wind und Gewitter. Den ganzen Tag über haben wir aber Glück und die Unwetter ziehen links und rechts an uns vorbei. Die Sonne scheint, es hat kaum Wind, das Wasser ist einladend warm und wir wechseln zwischen Schwimmen, Palavern und Snacks mit Getränken.

    Zum zNacht zaubert Lydia ein hervorragendes Käsefondue. Schliesslich wollen wir für unsere Gäste die geballte Ladung Swissness raushängen lassen und so ist es kein Zufall, dass unsere 1. August Dekoration zusammen mit Schweizerkreuz-Servietten unser Nationalgericht begleitet. Wir können auch Ingo’s Sorgen, dass das Abwischen des Mundes mit diesen Servietten eine Beleidigung unseres Nationalstolzes bedeuten könnte, zerstreuen. Solange es beim Mund abwischen bleibt.

    Fondüüüüü

    Die Nacht verspricht, ruhig zu bleiben. Deshalb bleiben wir für die Übernachtung auch draussen vor Anker. Langweilig.

  • Drei-Seen-Land 2025

    Tag 0 – Reisevorbereitungen

    Auch dieses Jahr möchten wir dem Winter entfliehen und ein paar schöne warme Tage in sonnigen Gefilden verbringen. Und weil uns grad gar nicht nach einer langen Reise ist und in der Schweiz zufälligerweise Sommer herrscht, machen wir doch am Besten Urlaub gleich jetzt und sofort in unserem wunderschönen Heimatland.

    Es geht ins Seeland. Nein. liebe Holländer, nicht nach Zeeland. Und schon gar nicht nach Neuseeland. Das alte Schweizer Seeland, genauer 3-Seen-Land, weil dieser Name ist Programm, wie wir noch sehen werden. Eine bunte Region in der französischsprachigen Westschweiz, keine 100 km von unserem Wohnort entfernt.

    Hier wurde die Himmelsrichtung «Nord-Ost» erfunden.

    Keine Koffer aufzugeben, kein Flug zu erwischen. Einfach unser Gerödel in unser Auto werfen und ab die Post. Die Währung ist Schweizer Franken, die Küche kartoffel- und käselastig, überall herrscht Ordnung und an jeder Ecke flattert das Schweizerkreuz. Wie zuhause eben. Was also kann es denn da Spannendes zu erzählen geben, für das sich diese Blogschreiberei lohnt? Der Zufall will es so, dass da viel Wasser herumliegt und auf eben diesem sich unser Schiff befindet, mit dem wir die kommenden 2 Wochen diese Region ausgiebig befahren und geniessen werden. Spannend! Faszinierend! Überwältigend!

    Nun ja, eigentlich gar nicht, weil wir diese Art von Urlaub schon zum 6. Mal verbringen und auch ausserhalb davon viel Zeit auf unserem schwimmenden Zuhause verbringen. Jedes Mal hat seinen eigenen, speziellen Charme und warum sollte diesmal nicht der Versuch unternommen werden, ein bisschen davon in dieser Form einzufangen und zu konservieren?

    Koffer – oder so ähnlich – gepackt…

    Zugegeben, ohne Zoll, Fluggesellschaft, Mietwagenvermietung und exotische Krankheiten bietet sich sehr wenig Angriffsfläche für eine action-orientierte Berichterstattung. Genau so gut könnte ich von meinem Einkauf beim Bäcker oder von meinem Arbeitsweg schreiben. Ich habe Euch hiermit gewarnt! Folgt uns daher auf unserer Reise durch die zähe Langeweile, wo jeder Tag dem anderen gleicht und absolut nichts passiert. So wie man sich die Schweiz eben vorstellt.

    Guts Nächtle 🙂

  • Costa Rica 2024,  Reisen

    Tag 15 – Daheim

    Der Flug erfolgt unspektakulär. Ausser dass Eselweiss Air es nicht fertigbringt, die vollmundig beworbenen Speisen zu servieren, weil ausgeschossen. Als Alternative gibt es Hörnli mit Ghackts aus der Economy Class. Und das ist noch die bessere Wahl, Lydia besteht auf dem Hähnchenbrustmenü, wovon eins an Bord «gefunden» wird. Geliefert wird etwas, das zäher als die Sitzpolster ist. Darüber hinaus ist die Besatzung mit den Bestellungen überfordert, zwei mal erhalte ich fremde Bestellungen, dann ein gewünschtes Mineralwasser nicht, dann ein Mineralwasser doppelt. Wir mögen mit Air Europa ein Debakel erlebt haben, aber die haben wenigstens ihren Bordservice einwandfrei im Griff gehabt.

    Auch vom Platzangebot her war der Dreamliner üppiger ausgestattet und machte auch nicht soviel Krach. Jammern auf hohem Niveau, ich weiss. Wir können liegen und ein wenig schlafen, was die Hauptmotivation für den Upgrade war.

    Dank Fensterplätzen und klarem Wetter geniessen wir die Sicht auf die Alpen, Flüsse und Städtchen unserer Heimat. Ein bisschen enttäuscht sind wir ja, dass nicht so viel Schnee liegt.

    Die Erde kommt näher, es blubbert und knackt in meinen Ohren – keine Schmerzen, immerhin. Um 10:35 Uhr, mit nur 15 Minuten Verspätung, berühren die Flugzeugräder eine asphaltierte Fläche im Kanton Züri. Zufälligerweise handelt es sich um den geplanten Zielflughafen. Schon bald hängt der Flieger am Dock und wir steigen zügig aus.

    Die Passkontrolle erfolgt für uns Einheimische elektronisch. Ein Scanner liest die Personendaten. Danach stellt man sich vor eine Kamera, murmelt «Chuchichäschtli», und wenn die Bits und Bytes einem gnädig sind, öffnet sich die Tür ins Schoggiland. Bei mir geht alles glatt, doch bei Lydia weigert sich der Scanner, ihren Pass zu lesen. Sie probiert es mehrmals hintereinander. Irgendwann mache ich eine Zollbeamtin, die die ganze Zeit zuschaut, darauf aufmerksam. Statt sich um das Problem zu kümmern, sagt sie mir in einem Ton, dass Lydia halt an der langen Schlange für Ausländer anstehen soll. Alles klar, wir sind wieder in der Schweiz. Ich ignoriere das uniformierte Weib, rufe Lydia zu, den Scanner in der Reihe daneben zu benutzen und siehe da, dieses Gerät funktioniert auf Anhieb.

    Unser Gepäck kommt fast zeitgleich mit unserem Eintreffen am Gepäckband an. Ein seltsames Gefühl, sein Gepäck mit den eigenen Händen und am gleichen Tag am richtigen Ort in Empfang zu nehmen.

    Kurz darauf schreiten wir in den Ankunftsbereich hinaus. Nach den guten Erfahrungen mit Uber probieren wir die App auch hier aus. Siehe da, es werden mehrere Fahrten in unser Dörfchen angeboten. Eine Minute später werden wir zum Check-In-Deck zwei Ebenen höher beordert, wo uns unser Schofför fröhlich winkend in Empfang nimmt. Bei freundlichen Verkehrsverhältnissen dauert die Fahrt eine Stunde. Um 12:15 Uhr betreten wir unsere Wohnung, womit unsere Mittelamerika-Reise nach genau 30 Tagen, 4 Stunden und 15 Minuten ihr offizielles Ende findet.

    Zur Feier des Tages essen wir ein Raclette aus der Dorfchäsi, trinken einen Schweizer Rotwein vom Bielersee und naschen etwas Schweizer Schokolade. Nur der Rum am Ende dieses langen Tages verbindet uns nochmal mit einer anderen Welt. Pura Vida!

  • Costa Rica 2024,  Reisen

    Tag 14 – geordneter Rückzug

    Unter dem Donnern des Pazifiks wachen wir bei Tagesanbruch auf. Routiniert packen wir unsere Sachen zusammen, nur mit dem Unterschied, dass wir diesmal perfekt darauf acht geben, welche Dinge im Handgepäck und welche in den Reisetaschen verstaut werden.

    Gegen 8 Uhr wackeln wir zum Jacó Walk, einer kleinen Piazza, wo sich einige Cafés befinden. Die Bedienung im von uns ausgewählten Etablissement gibt sich mürrisch, aber es gibt knusprige Croissants und übergrosse Cappuccinos, also bleiben wir. Zeit haben wir mehr als genug und wir verbringen gerne in gekühlten Räumen, da es draussen bereits um diese frühe Uhrzeit drückend heiss und feucht ist. Deshalb lassen wir auch einen weiteren Strandbesuch aus.

    Gegen 10 Uhr beladen wir ein letztes Mal unsere Mitsuflitzi und nehmen die Reise nach San José unter die Räder. Offensichtlich haben wir das grüne Ticket gebucht, weil auf unserer Strassenseite der Verkehr flüssig läuft. Auf der Gegenspur hingegen kilometerlanger Stau.

    Unterwegs halten wir im Touri-Souvenirshop direkt an der Autobahn an. Ein bisschen pura vida auf T-Shirts aufgedruckt für zu Hause kann nicht schaden. Hier ist die Qualität der Ware ausgezeichnet und erst noch hecho en Costa Rica, also kein Chinaimport. Der Preis pro Stück liegt bei USD 20.

    Tankstopp, dann weiter zur Mietwagenstation. Rückgabe erfolgt geschmeidig und ohne Beanstandung. Der Shuttlebus steht wenige Minuten später bereit. Der Verkehr ist immer noch dünn und wir flutschen förmlich zum Flughafen. Niemand steht vor dem Edelweiss-Schalter an, flutsch werden wir eingecheckt. Gibt es einen Upgrade für in die Business Class? Yes, aber wir müssen dafür unser Ferienbudget überschreiten. Münze werfen, Zahl, na gut, machen wir.

    Hasta luego, muchachos!

    Flutsch durch den Zoll. Flutsch durch die Sicherheitskontrolle. Im Duty Free prüfe ich die Pura-Vida-T-shirt-Preise. Made in China. USD 38 pro Stück. Yes – danke Rässe’s für die gute Beratung im Vorfeld.

    Bis zum Boarding geniessen wir die American Express Lounge und gucken den Flugzeugen auf dem Rollfeld zu. Es gibt viele Leckereien zum Naschen, wo wir uns reichlich bedienen. Um 15:15 Uhr rollt leicht verspätet unsere Maschine vorbei. Ein bisschen können wir noch verweilen.

    Wir wechseln unsere Kleidung. Die Hosen werden länger. Socken werden montiert. Irgendein Gefühl sagt uns, dass es da, wo wir hinreisen nicht ganz so düppig sein wird. Für’s Protokoll: derzeitige Aussentemperatur liegt hier bei 34° Celsisus. Zum Boarding gibt es Verzögerung, selbst die frische Kabinencrew steht am Gate herum und wartet darauf, einsteigen zu «dürfen». Lange bleibt das Gate unbesetzt. Die ganze Zeit über steht auf dem Monitor aber «on time,  obwohl selbst ein Blinder im Koma erkennen kann, dass das nicht zutrifft. Etwas chaotisch erfolgt das Einsteigen mit gut 45 Minuten Verspätung. Lydia und ich sitzen getrennt, haben aber beide Fensterplätze.

    Mit dem Start endet auch der heutige Tag, da wir uns geistig auf Schweizer Zeit umstellen. In diesem Sinne, gut’s Nächtle.

  • Costa Rica 2024,  Reisen

    Tag 13 – Bye-bye Nicoya

    Eine weitere Nacht in unserer Dschungelhütte ist vorbei. Um 7 Uhr sind wir schon längst wieder wach und wir packen langsam unsere Siebensachen zusammen. Das Frühstück auf der Veranda besteht aus Pizzaresten vom Aroma del Mar und etwas Zopf, den Reto selbst gebacken und vorbeigebracht hatte.

    Routiniert beladen wir unsere Mitsubitchy. Der Dschungelstaub auf den diversen Schotterpisten hat ihr ziemlich arg zugesetzt. Ich erinnere mich an eine Mietbedingung, wonach bei «übermäßiger Verschmutzung» zusätzliche Kosten in Rechnung gestellt werden könnten. Alles Definitionssache, für mich sieht sie endlich mal wie ein richtiger Offroader aus, oder was meint Ihr?

    Wir verabschieden uns von unseren Dschungel-Gastgebern. Ein paar Lebensmittel und Gewürze dürfen wir stehenlassen, weil da wo wir hinfahren schwingen wir keine Kochlöffel mehr. Noch einmal ein sehnsüchtiger Blick über das Dschungelpanorama, anschnallen, Abfahrt.

    Erste Station ist der Fähranleger in Playa Naranjo. Trotz Online-Reservation müssen wir uns in der Warteschlange anstellen. Auch beim späteren Befahren der Fähre erhalten diejenigen ohne Reservation Vorrang. Andere Länder, andere Sitten. Irgendwann erhalten auch wir unser Plätzchen zugewiesen.

    Pünktlich um 10 Uhr werden die Leinen gelöst. Die Fähre legt ab und steuert den pazifischen Meerbusen zwischen der Nicoya Halbinsel und Rest-Costa-Rica an. Unser Ziel ist der Ort Puntarenas. Die Luft ist feucht-warm. Auf dem Unterdeck gibt es einen klimatisierten Bereich, doch das ist eine düstere Höhle und es riecht nach Abgasen. Deshalb bleiben wir auf dem obersten Deck und geniessen von dort aus die knapp anderthalbstündige Fahrt.

    Puntarenas ist ein schmaler Streifen Land im Meer, durchzogen von einer Hauptstrasse. Ein hässlicher Ort, die Häuser sehen alle baufällig aus. Überall liegt Abfall herum und die vielen Gasthäuser sehen nicht sehr einladend aus. Glücklicherweise sind wir von unserem ursprünglichen Plan, hier zu übernachten, abgekommen. Unsere Reise führt uns knapp 70 km in den Osten. Eine Mittagspause verbringen wir in einem Restaurant direkt am Pazifik-Strand.

    Dann Weiterfahrt. Immer wieder begegnen uns Lastzüge im amerikanischen Stil. An einer Tankstelle steht ein solches Exemplar mit heruntergelassener Motorhaube. Wir spendieren indes unserem rollenden Dreckspatz einen vollen Tank und lassen den ärgsten Schmutz herunterspülen.

    Um 14 Uhr rollen wir im Touristenparadies Jacó ein. Girasol heisst unsere Bleibe und ist direkt am Strand gelegen. Leider ist unser Zimmer erst in einer Stunde bereit. Kein Problem, wir können auf Liegestühlen im hauseigenen, von einem mächtigen Baum beschatteten Garten mit Blick auf den Pazifik Platz nehmen. Das Meer türmt hier grosse Wellen zu beeindruckenden Brechern auf. Kein Wunder ist Jacó ein Surferparadies. Ich ziehe noch kurz los, um mir sicherheitshalber zwei Schmerztabletten zu beschaffen.

    Pünktlich werden wir in unser Zimmer geleitet. Es ist von allen anderen Zimmern abgelegen und befindet sich als einziges Beachfront Studio über dem soeben erwähnten Garten.

    Schnell ist unsere Reisekleidung gegen Badekleidung ausgetauscht und wir machen uns auf, ein bisschen im Meer zu planschen und die Kraft der Wellen zu spüren. Ich natürlich nur bis zu den Hüften weil – Ohren. Nach dem obligaten Salz Abduschen dann wieder zurück auf unseren gemütlichen Balkon, wo wir den ersten Sundowner geniessen und das mehr oder weniger vorhandene Geschick der Surfer in der tobenden Brandung beobachten.

    Jacó besteht zur Hälfte aus Bars und Restaurants. Es scheint überall der Drang nach erzwungener Unterhaltung auf Teufel komm raus vorzuherrschen. Nebst dem Dauergeplärre sinnloser Musik nötigt gefühlt jede Kneipe Programm auf zahlreichen Fernsehern auf. Hier läuft Fussball, da Basketball, dort American Football… dazwischen klimpert einer auf der Gitarre den wenigen Gästen was vor und wer sich eine einigermassen ruhige Ecke ergattert hat, wird von Blumenverkäufern belästigt. Dazu der übliche Einheitsbrei, «Italiener», «Grieche»,  Burgerläden… so haben wir uns unseren letzten Abend in Costa Rica jedenfalls nicht vorgestellt. In der ruhigen Seitenstrasse unseres Hotels haben wir beim Vorbeigehen eine Restaurantterrasse im ersten Stock gesehen. Sah gemütlich aus, da gehen wir hin.

    Fröhliche Mädchen nehmen uns im «Ser» in Empfang und platzieren uns am barähnlichen Aussengeländer. Die Speisekarte kommt digital, die Menüs lesen sich wie «gewendete Grasnarbe auf Filetmittelstück vom freilaufenden Fenchelstorzen an Milchrahmsauce von der glücklichen Mutter-Haferflocke». Oha lätz, wir sind in einem veganen Restaurant gelandet. Perfekt, wir haben das Besondere gesucht und gefunden! Die Kameraden erweisen sich als virtuose Meister der Geschmäcker, angefangen beim scharfen Passionsfrucht-Margerita mit Chili, über das würzige Gurken-Melone-Gazpacho bis hin zum schwarzen Pilzrisotto auf Avocado-Tortillas und den knusprigen Kartoffel-Medaillons. Chic!

    Der Vollmond leuchtet unseren Heimweg aus. Draussen donnert der Pazifik unermüdlich gegen den Sandstrand, als wir uns zur Nachtruhe betten.