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    Tag 12 – Playa Blanca Version 1b

    Dito Tag 11, jedenfalls vom Aufstehen bis zur Nachmittags-Siesta in der Hütte. Beweismittel A und B, neue Impressionen vom Strand:

    Heute allerdings planschen wir nochmal im kühlen Pool, bevor Reto und Simone uns zum Hotel O Pacifico in Playa Naranjo für einen gemeinsamen Abend chauffieren.

    Ganz alleine belegen wir einen Tisch direkt am Strand zum Pazifik. Sonnenuntergang, Mondaufgang, das gesamte Kitschprogramm begleitet uns durch den Apéro und das zNacht. Serviert werden allerlei Fisch und Meeresfrüchte. Die See ist spiegelglatt und in der Ferne fahren Schiffe vorbei.

    Es ist unser letzter Abend auf der Nicoya-Halbinsel und unser 4wöchiges Abenteuer nähert sich langsam dem Ende. So markiert der heutige Abend einen würdigen Rahmen und ein weiteres Highlight auf unserer Reise.

    Um 21 Uhr sind wir wieder in unserer Hütte, fröhlich gesättigt und bettreif.

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    Tag 11 – Playa Blanca

    Nachdem es gestern Nacht noch sehr warm war in der Hütte, freuen wir uns in den Morgenstunden über die leichte Bettdecke, denn es kühlt durch die unverglasten Fenster doch enorm herunter. Jedenfalls räumen wir zuerst den Schnee vor der Tür weg und… nein, so kühl dann doch nicht. Sagen wir, so um die 24° Celsius.

    Schon um 7 Uhr sitzen wir auf der Veranda und gönnen uns ein leichtes Frühstück aus Kräckern und Müsliriegeln, als Reto mit seiner Beagle-Dame herbeispaziert kommt. Wir möchten heute der Playa Blanca mit ihrem gemäss Beschreibung feinen weissen Sand einen Besuch abstatten. Reto gibt uns Fahrtipps und verweist auf ein Beachfront-Restaurant in der Nähe. Hört sich gut an, die Strandstühle hat er uns schon gestern Abend überreicht. Schnell ist unsere Badetasche gepackt und los geht’s.

    Zuerst auf der Adventure-Strecke heraus aus dem Tal, dann über eine makellose Asphaltbahn etwa 15 km nach Osten, um dort auf einer weiteren Schotterpiste, diesmal mit wüsten Schlaglöchern, nochmal 3 km voranzukriechen. Google Maps ist heute unser Navigator, denn schliesslich ist die Playa Blanca dort sauber eingezeichnet. Vor Ort gibt es eine nach Privatgrundstück riechende Einfahrt, ansonsten sehen wir keine Alternative, um unsere Mitsupipi sauber abzustellen. Wir tun so, als hätten wir ein Aargauer Schild und fahren einfach durch das geöffnete Tor. Zum Strand sind es von hier aus wenige Schritte zu Fuss. Warum dieser Ort «Blanca» geschimpft wird, können wir allerdings nicht nachvollziehen. Der Sand ist braun und grob, das Wasser schmutzig und es liegt überall Geröll und Abfall herum.

    Also nein, wir wollen ja nicht heikel tun, aber hier setzen wir uns auf keinen Fall hin. Wir diskutieren darüber, ob uns San Blas schon dermassen versaut hat, dass dieser Strand eigentlich tiptop und nur in unseren arrogant-verwöhnten Augen ein Dreckloch ist. Was nun? Lass uns die Piste weiterfahren und sehen, was die Ecke sonst so bietet.

    Moment mal, warum gibt es auf Google Maps nur 3 km östlich von hier ein zweites Playa Blanca?! Nichts wie hin! Wie zur Unterstützung belohnt uns gleich um’s Eck eine gut asphaltierte Strasse. Diese mündet irgendwann in eine grasbewachsende Parkfläche direkt an einem palmenbestandenen Strand mit feinem, weissen Sand. Das gelobte Land!

    Der Strand ist fast menschenleer. Mit den von unseren Gastgebern zur Verfügung gestellten Klappstühlen setzen wir uns unter eine Palme, stochern mit den Füssen im warmen Sand und beobachten, wie die Wellen gegen den flachen Strand brechen. Totale Entspannung, mehr braucht es nicht dazu. Unsere einzige Anstrengung ist, unsere Sitzposition dem ständig wandernden Schatten anzupassen und ein Eichhörnchen auf den Bäumen zu beobachten. Wir könnten ewig hier sitzen und einfach gucken.

    Gegen Mittag packen wir zusammen und holpern 8 km rüber ins Aroma del Mar, einem Restaurant direkt am Strand. Wer sich von der miserablen Buckelpiste nicht abschrecken lässt, wird reich belohnt. Auch hier ist der Ausblick traumhaft schön, die Atmosphäre total entspannt und das zMittag lecker. Wir verweilen hier etwas länger als wir zum Essen benötigen.

    Mit Pizza hat man hier schnell Freunde.

    Gegen 15 Uhr sind wir wieder in unserer Hütte. Lydia legt sich zu einem Nickerchen hin. Ich gehe hoch zum Haupthaus, um unsere Essensreste aus dem Kühlschrank zu holen. Unsere Gastgeber haben grade Freunde aus Deutschland zu Besuch, die auch schon seit einem Jahr in Costa Rica weilen. Ich darf mich dazusetzen und am Gespräch über ihre Erfahrungen zum Leben in einem fremden Land teilhaben. Immobilien, Autokauf, Bankkonto, Behörden, Klischees und Wirklichkeit. Ein unerschöpfliches Thema, wie es scheint.

    Als ich wieder zur Hütte zurückkehre, ist schon bald Apérozeit. Zwei Cuba Libre begleiten uns durch den Sonnenuntergang.

    Danach verspeisen wir unsere Reste vom Franzosen aus Puerto Carillo und gönnen uns ein Schlückchen Rotwein dazu. Wie immer bricht die Nacht sehr schnell herein. Es ist schon finster wie in einer Kuh, als ich den Blogbeitrag für Tag 10 fertigstelle und veröffentliche. Um 20 Uhr sind wir bereits im Bett.

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    Tag 10 – Halbinsel-Rundfahrt

    Trotz – oder vielleicht wegen – des gestrigen Entspannungstags haben wir gut und lange geschlafen. Ein kühles Bad im Pool treibt die letzten Schlafgeister aus. Nur mit meinem Ohr geht es nicht so vorwärts wie erwünscht. Ich rufe Medgate in der Schweiz an und die sind der Meinung, ich soll hier nochmal einen Arzt aufsuchen. Na toll. Egal, jetzt gehen wir erstmal frühstücken. Danach ist Packen angesagt, denn heute ist wieder Abreisetag. Winke winke Puerto Carillo, es war sehr schön.

    In Samara betreten wir die kleine Praxis von Dr. McLean. Zunächst will mir die Sprechstundenhilfe einen Termin am Nachmittag andrehen. Frau Doktor kommt soeben zur Tür herein und regelt die Sache. 10 Minuten später sitzen wir im Behandlungszimmer. Ich erzähle ihr meine Ohren-Geschichte. Bei dem Teil mit dem Trommelfell aufstechen macht sie ziemlich grosse Augen. Auch dass nur für 5 Tage Antibiotika verschrieben wurde, entlockt ihr ein Kopfschütteln. Habe ich eigentlich schon den Tinitus seit vier Tagen erwähnt?

    Fakt ist, dass rechts die Infektion noch munter fröhlich am Wüten ist. Ihr Urteil: Trommelfell durchlöchern blöd, verschriebene Medikamentendosis blöd. Ich gehe jetzt nochmal für 14 Tage Bakterienkiller schlucken – und gleichzeitig Bakterien fressen gegen den Dünnpfiff. Ausserdem gibt es Entzündungshemmer sowie jeden Tag zwei Ladungen Nasenspray zum Schleimhäute abschwellen. Widerspruch zwecklos. Die Behandlung kostet 50’000 Colones – etwa 85 Franken. Spätestens jetzt möchte ich Panama-Doc wenigstens ein bisschen auf die gierigen Pfötchen hauen. Die beiden örtlichen Farmacia’s haben seit meinem anschliessenden Besuch übrigens keine Antibiotika mehr.

    Es steht eine lustige Fahrt von rund 100 km und zwei Stunden auf dem Plan, auf die andere Seite der Halbinsel. Nichts Spektakuläres, die Strassenverhältnisse sind einwandfrei und es gibt unterwegs nichts Besonderes zu sehen. Erst als wir kurz vor Lepanto rechts einbiegen, kommt nochmal etwas Action auf, weil wir eine Schotterstrasse entlangholpern, in deren Verlauf wir zwei mal einen kleinen Fluss durchwaten. In einem Talkessel an erhöhter Stelle erreichen wir dann die Finca Cantarana, das Reich von Reto und Simone.

    Die beiden sind vor zwei Jahren von der Schweiz nach Costa Rica gezogen. Ihre Finca umfasst mehrere Hektaren Dschungel, den sie von ihrer prachtvollen Veranda aus überblicken. Ingesamt sieht der ganze Talkessel ein bisschen wie ihr privates Valle Antón aus. Wir halten bei einem Willkommensbierchen einen Plausch und geniessen den bezaubernden Ausblick rundherum.

    Dann beziehen wir unsere Hütte. Es ist ein einfaches Holzhaus mit zwei Betten, Dusche/WC und einer kleinen Küche. Die Fenster sind nur mit Moskitonetzen versehen, ohne Scheiben. Den Doorblowertest besteht die Hütte daher nicht, aber bei 35° Celsius Aussentemperatur besteht da auch nicht wirklich Bedarf dafür.

    Lydia weiht die Küche mit der Herstellung eines erfrischenden Gurkensalats ein. Damit bewaffnet verschieben wir uns zu unseren Gastgebern. Ein erfrischendes Bad in ihrem kühlen – ja, richtig kühlen! – Infinity-Pool später, sitzen wir auf ihrer Veranda gemütlich beisammen und feiern den Sonnenuntergang. Reto legt eine saftige Seite Spareribs sowie grüne Spargeln auf den Grill auf, Simone brät Kartoffel-Zucchini-Pads. Dazu gibt es einen Crème-Dip und den Gurkensalat. Bei angeregten Gesprächen, süffigem Rotwein und dieser märchenhaften Kulisse dürfen wir mit diesem zNacht ein weiteres besonderes Erlebnis verbuchen.

    Es ist immer noch aussergewöhnlichen warm, als wir in unsere Hütte zurückkehren und uns zur Nachtruhe betten.

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    Tag 9 – am Strand

    Auf auf, grosse Projekte stehen für den heutigen Tag an: frühstücken und danach jede Menge nichts tun.

    Wir kriegen leckere Omelettes sowie French Toast serviert. Dazu eine Schale Obst. Den Blick in die Hügel und die warmen Temperaturen gibt’s gratis dazu. Spontan entscheiden wir, dass wir ab sofort jeden Morgen auf diese Weise starten, bis ans Ende unseres Lebens.

    Dann packen wir unsere Badetasche und fahren nach Samara an den Strand, weil es dort Liegestühle mit Schirmen und zahlreiche Kneipen am Strand gibt. Stolze Preise, aber für heute ist es uns das wert. Den Rest könnt Ihr Euch bestimmt selbst vorstellen. Die folgenden Fotos sollen dabei helfen.

    Gegen den späteren Nachmittag setzen wir uns nochmal «zuhause» in den Pool und nutzen die dargebotenen Liegen für den Apéro. Einfach gemüüüütlich. Duschen, Abendessen, Bett gehen. Beitrag fertig.

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    Tag 8 – es wird heiss

    Endlich Urlaub. Keine Verpflichtungen, kein Stress mehr. Nur noch die Füsse lang machen und sich verwöhnen lassen. Irgendwann vielleicht, weil zuerst dürfen wir unsere Koffer packen und eine dreistündige Autofahrt auf einer schlagloch-verseuchten Bergstrecke überwinden.

    Naja, ganz so schlimm ist es dann doch nicht. Unsere Taschen sind schnell gepackt. Ein letzter sehnsüchtiger Blick über das Panorama und wir besteigen unsere Mitsukacki. Wir können schon von hier aus sehen, wohin die Reise geht, nämlich zur Nicoya-Halbinsel. Unterwegs kriegen wir immer wieder ein tolles Panorama geboten, und dazwischen üppiges grün, grün und nochmal grün. Die Schlaglöcher umkurven wir einfach, und falls mal nicht, pffft, ist ja nicht unser Auto.

    Zuverlässig leitet uns Waze den Weg. Manchmal muss man aber aufpassen, weil Waze gerne die kürzeste – und theoretisch schnellste – Route vorschlägt. Dass es sich dabei um eine kaputte Strasse handelt, auf der man statt der erlaubten 60 kmh eben nur halb so schnell fahren kann, findet man dann erst später heraus. Da ist Google deutlich einfältiger und deshalb besser. Waze wurde hauptsächlich für Panama wegen der drohenden Strassensperrungen empfohlen.

    Eine Insel, da ist eine Insel! Halbinsel, bitteschön! An dieser Stelle ist sie mittels einer Brücke mit Rest-Costa-Rica verbunden. Durch die Überfahrt markieren wir die letzte Woche unserer Zentralamerika-Reise.

    Unser Ziel liegt auf der Pazifikseite, einmal über die gesamte Halbinsel rüber. Davon trennen uns noch gute anderthalb Stunden Fahrt durch hügeliges Gelände. Am Pazifik erreichen wir zuerst den Ort Samara. Hier machen wir Halt. Primär um etwas zu essen, aber auch um ein wenig am Strand zu spazieren und zu gucken, was es hier so alles gibt. Beim Aussteigen prallen wir gegen eine Wand aus 35° warmer Luft.

    Wir kehren im nächstbesten Strandrestaurant ein. Das Essen ist dann auch sehr touristisch (Burger, Crevettensalat), aber lecker. Hätten wir den Spaziergang vorgezogen, hätten wir ein hübscheres Restaurant gefunden. Der Ort selbst ist nicht sehenswert. Ein Restaurant mit Bar reiht sich an das andere, dazwischen Klamottenläden, Souvenirshops, Event-Veranstalter. Abends wird hier mächtig Party gemacht, und dem entsprechend ist auch das Publikum. Schnell weg hier.

    Weiterfahrt, der Küste entlang gen Süden. Nur 15 Minuten später erreichen wir Puerto Carrillo. Hier befindet sich ein ähnlich schöner und breiter Strand, der vorzugsweise von Einheimischen frequentiert wird. Wir biegen links ab, fahren ein kleines Schottersträsschen nach oben und stehen alsbald vor dem B&B Buena Vista. Inhaberin Milli nimmt uns herzlichst in Empfang, führt uns einmal herum und gibt Restaurantempfehlungen. Unser Bungalow vermag dem Prädikat «Buena Vista» nicht ganz entsprechen, weil wir direkt hinter einer Bauruine einquartiert werden, die sich wegen eines Dachbrands in Renovation befindet. Wir sind etwas enttäuscht, müde und gereizt von der langen Autofahrt sowie der massiven Temperaturänderung. Meine Ohren reagieren auf die Druckveränderung von 1400 auf 0 Meter auch nicht begeistert und müssen per Schmerztablette beruhigt werden.

    Wir richten uns erstmal ein und gehen danach auf einen Erkundungsgang. Puerto Carrillo entpuppt sich als kleines Dörfchen umgeben von Dschungel, wo sich viele Aussteiger niedergelassen haben. Die Stimmung ist sehr friedlich und es herrscht eine wohltuende Stille. Die Restaurants sind kleine Oasen. Im Steakhouse El Colibri kommen wir bei einem kühlen Getränk vollends herunter und wir nehmen die Schönheit dieses Ortes bewusst wahr. Und wir können einen Vogel beobachten, der an einer Palme an den Kokosnüssen knabbert.

    Das Lädelchen um die Ecke versorgt uns mit Apéro-Zutaten. Zurück im Buena Vista kühlen wir uns im Pool ab (30°). Danach Apérotime auf unserer Veranda. Uns gefällt’s, die Bauruine sehen wir gar nicht mehr. Statt dessen Palmen, Vögel und den sternenübersäten Himmel. «Buena Vista» ist halt eben auch Einstellungssache.

    Zur Krönung des Abends finden wir uns um 19 Uhr im Restaurant La Tropicana ein. Hier erleben wir einen Flair von französischem Kolonialismus – jedenfalls das, was ich mir darunter vorstelle. Wahrscheinlich, weil der Wirt und Inhaber zufälligerweise Franzose ist. Zunächst begrüsst uns einer der Haushunde an der Strasse und watschelt uns voran, so als möchte er uns zu unserem Tisch geleiten (was er irgendwie auch tut). Ein Laubengang führt an einer alten, schneeweissen Villa vorbei zu einer hölzernen, überdachten Veranda. Der Garten mit Pool liegt dahinter einen Stock tiefer und ist von mächtigen Palmen umgeben. Geschickt platzierte Beleuchtung verleiht der Szene eine einmalige Ästhetik. Ich kann’s leider nur mit Worten beschreiben, weil wir es irgendwie verpasst haben, die Umgebung zu fotografieren. Hier ersatzweise ein Bild von einem Hund.

    Die Menükarte ist angenehm abwechslungsreich. Für Lydia gibt es Tagliatelle mit saftigen Hähnchenstreifen an einer Gorgonzolasauce und ich gönne mir das Thai Chicken. Beides ist herrlich angerichtet, ausgesprochen lecker und reichhaltig portioniert, so dass wir mit Freuden Reste mitnehmen können.

    Es ist spät, als wir uns auf den Heimweg machen. Einfach herrlich, so mitten in der Nacht in leichter Bekleidung draussen zu sein, die Wärme zu geniessen und den Sternenhimmel anzugucken.

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    Tag 7 – Nebelwald

    Um 6:30 Uhr klingelt der Wecker. In diesen Kingsize-Dingern schläft man echt wie Gott persönlich, deshalb fühlen wir uns fit und munter für die heute anstehende Schandtat. Wir haben eine geführte Tour durch die Nebelwälder gebucht.

    Zunächst steht eine 20-minütige Autofahrt zum Parkplatz des Monteverde Cloudforest Reserve an. Dann mit dem Shuttlebus zum Eingangsbereich. Dort treffen wir uns mit unserem Guide Olmán. Ein britisches Pärchen und zwei Japanerinnen gesellen sich ebenfalls zu unserer Gruppe. Gegen 7:30 Uhr geht es los und wir treten in den Nebelwald ein.

    Was ist das eigentlich? In subtropischen Breiten deckt die Vegetation in Höhen über 1500 MüM ihren Wasserbedarf hauptsächlich durch kondensierenden Nebel. Gepaart mit dem immerwährenden Kampf um Nährstoffe und Sonnenlicht bildet sich hier eine speziell angepasste Flora heraus. Die hohen Bäume sind dabei von allen möglichen anderen Planzenarten besetzt, die sowohl parasitär als auch symbiotisch ihren Lebensraum teilen.

    Olmán zeigt uns Beispiele für diese Lebensarten und erklärt uns deren jeweilige Überlebensstrategie. Ausserdem sichten wir allerlei für diese Region typische Vögel.

    Ferner erfahren wir von den Strategien der Pflanzen zum Thema Bestäubung. Manche bilden eine weiße Blüte, die im Nebel kaum auffällt und nicht die notwendige Aufmerksamkeit der Vögel auf sich ziehen kann. Deshalb bildet die Pflanze zusätzlich rote Blätter drumherum, quasi eine falsche Blüte. Lydia möchte gerade ein Foto einer solchen «Fake Flower» machen, als ein unhöflicher Kolibri – ohne vorher zu fragen! – ins Bild flattert. Na, findet Ihr ihn?

    Als besondere Dreingabe betrachten wir eine Tarantel, die laut Olmán vor zwei Wochen ihr Erdloch nah am Weg gegraben hatte.

    Wir tragen lange Hosen, Socken, festes Schuhwerk und Faserpelz. Die Temperatur liegt bei knapp 16° Celsius. Irgendwann ziehe ich mir auch noch den Buff über die Ohren. Alles Luxus, in der Schweiz herrschen derzeit Minus-Temperaturen. Nach 3 Stunden endet die Tour und wir fahren zurück ins Hotel. Eine wärmende Dusche später gehen wir im Zentrum von Santa Clara spazieren, auf der Suche nach einer Gaststätte.

    Keine davon vermag so richtig zu überzeugen. Die meisten sind düstere Kavernen ohne Aussenplätze. Das Tree House sieht zwar nett aus – das Haus wurde um einen prächtigen Baum herum gebaut – aber der penetrante Geruch nach frittiertem Fisch stösst uns ab. Letztendlich setzen wir uns zu Raulitos Pollo an einen Hochtisch. Das Konzept ist wie beim Güggelimaa, nur nicht auf Rädern. So bestellen wir dos cuarto di pollo con papas fritas y tortillas. Leider keine gute Wahl, die Hähnchen sind gummig und trocken.

    Zurück im Bungalow machen wir Siesta und geniessen den schönen Ausblick auf den fernen Pazifik. Wir haben alle Pflicht-Attraktionen besucht und dürfen von jetzt an Urlaub machen. Den Sonnenuntergang genießen wir von unserer Veranda aus mit einer leckeren cerveza Imperial.

    Es wird wieder kühler und der Wind frischt erneut auf. Zum zNacht gehen wir wieder ins Hotelrestaurant. Eigentlich war uns nur nach einem leichten zNacht. Die charmante Bedienung überzeugt uns aber davon, miteinander ein Cowboy-Steak zu teilen. Leider keine gute Wahl. Geliefert wurde ein riesenbrocken Fleisch am Knochen. Beim ersten Anschneiden mussten wir es zum Nachgaren zurückgehen lassen. Schlussendlich erwies sich der Cowboy zwar als sehr saftig, aber auch von zahlreichen Sehnen durchzogen und daher als sehr widerstandsfähig. Wie Cowboys nun mal halt so sind.

    Gegen 22 Uhr betten wir uns zur Nachtruhe. Morgen ist wieder ein anstrengender Tag.

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    Tag 6 – es wird kalt

    Die heutige Geschichte beginnt nicht mit meinen Ohren. Ah Mist, jetzt habe ich doch «Ohren» gesagt! Na gut, Zustand leicht besser aber immer noch weit weg von gut. Jetzt aber zu unserer Reise.

    Regen und starker Wind begleiteten uns die ganze Nacht durch. Palmwedel schlugen gegen das Dach unserer Hütte. Lydia hat Dank Oropax nichts davon mitgekriegt. Ich hingegen… nun ja. Sagen wir so, ich bin mit meinen Lieblingskanälen auf Youtube wieder auf dem neusten Stand. Ausserdem habe ich die Beitragslücke auf dem Blog wieder aufgeholt.

    Der Tag startet bewölkt. Wir tun uns keinen Stress an und geniessen erstmal eine wohltuende Dusche, bevor wir unsere Sachen packen, denn heute geht’s wieder auf Reisen. Unser Frühstück von gestern erfährt eine Neuauflage, diesmal auch mit einem Croissant für mich und mit einem Happen Fleisch von gestern unterlegt. Auch diesmal sind wir nicht alleine am Futternapf.

    Unsere heutige Fahrt führt uns vollständig um den Arenalsee herum. Gemütlich, vesteht sich. Unser Gepäck ist ready, Bungalowschlüssel abgegeben und das Geld für unsere Frühstück’s hinterlegt (33 Dollar für 3 Gipfeli, 2 Cappuccino und 2 Kannen Tee, alter Schwede!!). Wir verlassen den Lake Garden bei durchaus sonnigen Aussichten

    Unterwegs bieten sich Rastplätze an, um den See auch einmal in der Totalen zu betrachten. Mit seinen 80 km2 Fläche ist er  etwas kleiner als der Zürisee. Es weht ein starker, warmer Wind, weshalb die Ecke bei Windsurfern beliebt ist.

    Die Route steigt gleichmässig an. Hübsche, gewundene Strassen führen an grasbewachsenen Hügeln, kleinen Wäldchen sowie Weiden mit grasenden Kühen vorbei. Die Luft ist kühl und es bietet sich ein fantastischer Fernblick. Äh, Moment mal, haben wir uns verfahren, sind wir in der Schweiz?!

    Immer häufiger rumpeln wir über Schotterpisten und weichen Schlaglöchern aus. Ein Linienbus überholt uns, gelegentlich steht ein Lotterhäuschen am Strassenrand und was die Einheimischen sprechen, versteht kein Mensch. Wusste ich es doch, wir sind im Wallis!

    Unterwegs ist die Strasse temporär gesperrt und wir können zuschauen, wie ein Kipplaster voll Teer ausgeschüttet, mit Rechen verteilt und maschinell gewalzt wird. Der beschriebene Streckenabschnitt ist 30 km lang. Die Jungs haben also noch viel Arbeit vor sich.

    Nach rund zweieinhalb Stunden erreichen wir das Hotel Tropico in Santa Elena. Wir befinden uns in der Region Monteverde auf rund 1400 MüM mit einer fantastischen Aussicht auf den Pazifik und die Nicoya-Halbinsel.

    Hotelinhaber José begrüsst uns herzlich und zeigt uns ohne Umschweife die örtlichen Attraktionen auf einer Karte. Wir könnten noch heute eine Kaffee-, Kakao- und Zuckerrohr-Tour mitmachen, ein Fahrer würde uns um 14:30 Uhr hier abholen kommen. Abgemacht, compañero. Aber jetzt wollen wir unser Gepäck aufs Zimmer bringen und etwas Kleines essen. Bei dem «Zimmer» handelt es sich um einen wunderschönen Bungalow mit Kingsize Bett und gedeckter Veranda.

    Nach einer Burrata und einem Caprese-Salat im Hotelrestaurant werden wir für die Tour zur Kaffeeplantage Don Juan gefahren. Von der Kakaobohne zur Schokolade, vom Zuckerrohr zum Rum und von der Kaffeebohne zum Ristretto lauten die Themen. Wir kriegen diverse Tast-, Riech- sowie Kostproben gereicht und erfahren viel Interessantes über Geschichte, Anbau, Ernte, Prozesse und Endprodukte. Der Guide führt einfache Produktionsschritte mit den einzelnen Rohstoffen vor und motiviert die Besucher zum Mitmachen. Alles in Allem ist es eine unterhaltsame – und irgendwie auch verpflichtende – Veranstaltung, die der Guide routiniert und mit viel Witz präsentiert.

    Es ist schon 17:30 Uhr – und damit kurz vor Sonnenuntergang – als wir in unseren Bungalow zurückkehren. Der Himmel brennt, als die Sonne weit draussen hinter der Nicoya-Halbinsel versinkt.

    Zum zNacht suchen wir nochmal das Hotelrestaurant auf. Mit leckeren Cocktails und italienischen Köstlichkeiten beschliessen wir diesen erlebnisreichen Tag und gehen gegen 21 Uhr zu Bett.

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    Tag 5 – Nuevo Arenal

    Ich will Euch ja wirklich nicht jeden Tag mit meinen dämlichen Ohren auf die Nerven gehen. Ich mach’s kurz: durch vorsichtiges Druckausgleichen in der Nacht habe ich das offenbar mittlerweile verheilte Trommelfell rechts wieder aufgerissen. Eine schmerzhafte Geschichte, war aber wohl unumgänglich, weil immer noch Druck drauf war. Die Sache ist also leider noch nicht ausgestanden. Fahren wir mit dem Reisebericht fort.

    In Bezug auf meinen Durchfall… nein, lassen wir das.

    Unsere Frühstückbestellung wird geliefert. 1x Croissant und 1x Capuccino. Natürlich beides für Lydia. Ich bekomme die Kanne Schwarztee. Lydia steuert eine Obstplatte mit Papaya, Ananas und Banane bei. Für meine Diät gibt es einen geraffelten Apfel in Joghurt sowie zwei Scheiben trockenes Toastbrot. Ausserdem gönne ich mir ein Glas voll Lakto-Bazillen. Wir frühstücken bei angenehmen Temperaturen draussen auf der Veranda. Auch für die Kolibris ist das Frühstücksbüffet serviert.

    Heute möchten wir eine geführte Kayaktour auf dem Arenalsee machen. Erkunden von Buchten und Flussmündungen sowie Sichtung von allerlei Vögeln, Affen und Fischen. Wir freuen uns! Der Wetterbericht sagt starken Wind und 4.1 mm Regen bei einer Wahrscheinlichkeit von 65 % voraus. Ich korrigiere: heute möchten wir einen führungslosen Tag im Trockenen machen. Wir freuen uns!

    Wir treffen eine weise Wahl. Schon bald trommelt starker Regen auf das Dach unserer Behausung. Wir verbringen den Vormittag deshalb zu Recht in der guten Stube.

    Gegen 12:30 Uhr dann Aufbruch. Wir fahren zunächst das Örtchen Nuevo Arenal Länge mal Breite mal Höhe ab. Es gibt ein paar nette Häuschen mit teilweise hübschem Blick auf den See. Ansonsten gibt es im Ort keine nennenswerten Attraktionen. Allerdings fällt auch hier auf, dass hierzulande Schulen wie Gefängnisse angelegt sind. Schüler sieht man aber keine. Wir verlassen Nuevo Arenal und fahren weiter seeaufwärts. Die Wolken reissen auf und die Sonne zeigt sich. Dafür frischt der Wind auf und es bilden sich weisse Schaumkronen auf dem Wasser.

    Nach rund 20 Minuten erreichen wir Equus BBQ, wo wir zum zMittag einkehren. Es ist ein einfach ausgestattetes Restaurant. Man sitzt auf Baumstämmen an rohen Theken. Das Dach ist mit Wellblech gedeckt. Der starke Wind zieht von vorne herein, und es gibt keine Ecke, in der man windgeschützt wäre. Trotz der 23° Celsius trage ich lange Hosen, Socken, geschlossene Schuhe, eine Faserpelzjacke und einen Buff als Mütze. Mir egal, was die Jungs nebenan im T-Shirt, kurzer Hose und Sandalen denken. Ich bin krank, ich darf das.

    Wir haben Aussicht auf eine kleine Ausbuchtung des Arenal-Sees. Das Wasser ist ein Stück weit weg und man kann anhand der Schilfbewachsung sehen, dass es bei Höchststand bis zur Strasse reicht. Der Stausee erzeugt mit seinem Kraftwerk rund 60% des Strombedarfs von ganz Costa Rica. Dadurch sinkt der Wasserspiegel im Verlauf eines Jahres um rund 30 m, die in der Regenzeit wieder aufgefüllt werden.

    Wir bestellen zwei halbe gemischte Fleischplatten. «Muchachos, glaubt mir, ihr werdet mit einer halben Platte zu zweit glücklich sein». Na schön, dann bitte aber mit ordentlich Beilage. Schade, ich habe mich schon auf Reste für den heutigen Abend gefreut. Geliefert wird eine Servierplatte mit ca. 800 Gramm gegrilltem Fleisch in mundgerechten Stücken. Wenn man einen Krokodilmund hat.

    Wir kämpfen uns tapfer durch, aber nach weniger als der Hälfte müssen wir passen. Meine ersehnten Reste werden doch noch zur Realität. Der herausragenden Qualität der Verpackungsmaterialien nach zu schliessen ist es das Restaurant gewohnt, Reste mitzugeben.

    Auf der Rückfahrt gesellt sich wieder strömender Regen zu den starken Windböen. Der Rest des Tages ist somit gelaufen, wir steuern unser Domizil an und verbringen den Rest des Tages in der Horizontalen.

    Zum Sonnenuntergang hat sich das Wetter ein bisschen beruhigt und es zeigt sich ein freundliches Abendrot. Wir wiederholen das Zeremoniell von Tag 4. Lydia produziert aus einer Avocado und etwas Joghurt einen leckeren Dip, zu dem wir die Reste des zMittag kredenzen. Trotzdem bleibt immer noch Fleisch übrig. Morgen ist auch noch ein Tag. Guts Nächtle.

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    Tag 4 – Mistico

    Einmal mehr hilft die himmlische Stille über unsere beeinträchtigte Schlafsituation hinweg. Minimale Besserung an der Ohrenschmerzen-Front, ich werde es heute mal ohne Schmerztabletten probieren. 1 Minute später, ich nehme doch eine. Der Auftakt in den Morgen beginnt mit einem Bad im Jacuzzi, gefolgt von einem leichten Frühstück aus Früchten, Joghurt und getoastetem Brot.

    Nur noch 3 Antibiotika-Tabletten übrig und ich habe anhand der mageren Fortschritte nicht das Gefühl, dass das reicht. Gleichzeitig sind die Dinger vermutlich für meinen Durchfall seit Tagen verantwortlich. Was tun? Dr. Lech vereinbarungsgemäss per WhatsApp gefragt, doch der antwortet nicht. Ich kontaktiere Medgate in der Schweiz. Die Beratung erfolgt schnell, nach meiner Erläuterung der Situation besteht kein Grund zur Veranlassung. Ich soll die Medikamente normal aufbrauchen und gegen den Durchfall ein paar hundert Millionen Lakto-Bakterien einnehmen.

    Wir packen wieder einmal unsere Reisetaschen. Schweren / erwartungsfrohen Herzens müssen / dürfen wir weiterziehen. Nuevo Arenal heisst die nächste Destination und liegt etwa 1 Autostunde entfernt am Arenal-See. Wir haben viel Zeit, bis 11 Uhr müssen wir die Villa verlassen und dürfen nicht vor 15 Uhr unser nächstes Domizil beziehen. Ich nutze noch einmal die Annehmlichkeiten des Jacuzzi, bevor wir kurz vor 11 Uhr in unsere Mitsuschissi steigen und losfahren.

    Zuerst nach Fortuna zum Bazillenhändler. In der Farmacia erstehen wir 3 Päckchen der begehrten Tierchen. Die ersten 100 Millionen werden unmittelbar danach im Auto weggeext. Im Ort wirbt das Restaurant Pollo Fortuneño mit seinen Hähnchen vom Holzfeuer-Grill. So richtig Appetit habe ich keinen, aber wir müssen endlich wieder unseren Rhythmus kriegen. Drinks und zwei halbe Hähnchen mit Beilagen sind bald bestellt. Si compañero, la cerveza ist für die Señora und der Schwarztee ohne Zucker für den bleichen Gringo.

    Die Pollo sind fantastisch und der Appetit kommt beim Essen. Stolz überreichen wir der Bedienung die für unsere Verhältnisse absolut vertretbaren Reste zum Einpacken und Mitnehmen. Es tut gut, nach Tagen wieder ordentlich gegessen zu haben und es stellt sich ein gewisses Wohlbefinden ein. Unsere Reise kann weitergehen.

    Wir umkurven den mächtigen Arenal an seiner nördlichen Flanke. 1968 fand hier eine gewaltige Eruption statt, in deren Folge zwei Ortschaften ausgelöscht wurden, mit vielen Todesopfern. Bis Ende 2010 spuckte er hier beinahe ununterbrochen Lava aus. Seither herrscht Ruhe und die Flanke wird zunehmend vom Dschungel zurückerobert. Heute reiht sich hier ein Hotel an das andere und es gibt zahlreiche Thermalbäder, die von vulkanischen heissen Quellen gespeist werden. Wir hatten mit unserem Jacuzzi genug vom Baden und lassen diese Attraktion deshalb links liegen.

    Wir überqueren den Damm des Arenalstausees und biegen scharf rechts ab, um den Hängebrückenpark «Mistico Arenal» zu besuchen. Der Name ist Programm, auf einem ca. 3.5 km langen, befestigten Rundpfad durch den Dschungel werden Schluchten auf bis zu 100 m Länge und 50 m Höhe überquert. Die Brücken schaukeln leicht hin und her sowie auf und ab. Die Aussicht über die Baumwipfel der mächtigen Dschungelriesen ist phänomenal und durch die Gitterroste kann ein Blick in den Abgrund riskiert werden. Genau das Richtige für Leute mit einer gepflegten Höhenangst. Also wie mich zum Beispiel.

    Bis zu unserer Unterkunft sind es noch 30 Minuten zu fahren. Die Strasse ist kurvenreich und erinnert an beliebte Motorradrouten durch die Vogesen. Nur deutlich grüner und wärmer, versteht sich. Unterwegs treffen wir Gruppen von Nasenbären an, die am Strassenrand herumtollen. Lydia schlägt nach: Weissrüssel-Nasenbären.

    Kurz vor Nuevo Arenal biegen wir rechts auf das Grundstück der Lake Gardens, unsere Bleibe für die kommenden zwei Tage, ab. In einem wunderschönen, tropischen Garten, hoch über dem Arenalsee,  reihen sich fünf alleinstehende Bungalows aneinander. Wir beziehen die Nummer 4 und richten uns häuslich ein. Das Interieur ist funktional angelegt – ein Bad, eine Küche und zwei Schlafräume. Kein Vergleich zur Villa Rustica der letzten drei Tage. Dafür verfügt der Bungalow über eine gedeckte Veranda mit Tischen und Stühlen, die wir gleich mit einem Apéro einweihen.

    Zum zNacht gibt es einen Salat aus Resten von unserem Mittagessen, aufgepimpt mit einer aufgeschnittenen Avocado, einer halben Papaya sowie Joghurt aus den letzten Einkäufen. Die Nacht ist schon längst eingebrochen, als wir gemütlich in den Chillout-Liegen sitzen, unser Abendessen aus Keramikschalen löffeln und der Stille lauschen. Unser Rhythmus scheint sich zu stabilisieren. Gegen 21 Uhr werden die Lider schwer und wir gehen zu Bett.

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    Tag 3 – Dschungel

    Trotz einer unruhigen Nacht fühlen wir uns am Morgen ausgeschlafen. Ja, die Ohren dröhnen und schmerzen und man ist versucht, den ganzen Tag im Bett zu verbringen. Rumhocken tut aber der Seele nicht gut, es muss ein vernünftiger Kompromiss gefunden werden.

    Direkt in unserer Nachbarschaft ist das Sloth’s Territory, wo geführte Touren durch den ebenfalls angrenzenden Dschungel angeboten werden. Es geht primär um die Sichtung von Faultieren in freier Wildbahn. Wir gehen spontan zum ersten Führungstermin um 8 Uhr morgens hinüber. Mit unserem Guide Jason und einem französischen Pärchen geht’s dann auch gleich los. Auf einem gut ausgebauten Pfad erleben wir hautnah den Dschungel. Bitte nichts anfassen, manche Pflanzen können hochgiftig sein.

    Das Sichten von Faultieren ist eine Wissenschaft für sich. Zu ihrer Überlebensstrategie gehört eben, nicht gesehen zu werden. Sie bewegen sich kaum und vergraben ihre Gesichtchen in ihrem Körper, um Energie zu sparen. Gut verdeckt von Blattwerk müssen wir damit rechnen, auf größere Distanz durch das Okkular eines Teleskops höchstens etwas Fell zu sehen zu bekommen. Jeden morgen früh schreiten Spotter den Pfad auf der Suche nach Faultieren ab und platzieren an den Sichtungspunkten rote Flaggen, damit die Guides leichteres Spiel haben.

    Wir erreichen die erste Flagge und Jason spielt mit uns das Sichte-das-Faultier-Spiel. Keine Chance. Er versucht es mit Erklärungen bei welchem Baum wir durch welche Äste durchgucken müssen. Immer noch nix. Jason stellt das Stativ mit dem Teleskop auf den Boden und richtet es aus. Ich überreiche ihm nach Anfrage mein Handy. Kamera voran hält er es an das Okkular und wir bekommen Folgendes zu sehen:

    Wir haben Glück, ein waches, aktives Exemplar beim Reinigungsritual zu beobachten. Jason gibt weiteres Wissen Preis, z.B. dass Faultiermännchen die Vielweiberei pflegen und je nach Art ein Revier von 4 – 8 Hektar patrouillieren – gaaanz langsam, versteht sich. Stossen sie auf einen Widersacher, wird erst gedroht, dann geschubst, dann gebissen und gekratzt. Natürlich nur, wenn es sich nicht vermeiden lässt, weil Kämpfe kosten Energie. Ausserdem könnte ein Puma auf die Kontrahenten aufmerksam werden und, sagen wir mal, schlichtend eingreifen.

    Auf der Tour bekommen wir auch Truthähne und Falken zu sehen. Und natürlich viel Vegetation, Gewässer sowie die unvermeidlichen Hängebrücken.

    Danach gönnen wir uns ein kleines Frühstück, bevor wir uns für ein paar Stunden hinlegen. In meinem Fall ist das klar, aber irgendwie scheint auch Lydia noch viel Ruhe zu benötigen.

    Es ist 14:30 Uhr als wir uns entscheiden müssen: hocken bleiben oder nochmal raus. Um 15 Uhr startet eine Führung durch die North Fields Kaffeeplantage. Also vámonos. Wir treffen fünf Minuten vorher ein. Leider alle Plätze ausgebucht. Kein Problem, 5 Minuten weiter ist der Fortuna Wasserfall. Dabei handelt es sich – Überraschung! – um Wasser, das 70m einen Berg herunterstürzt. «Lächerlich» mag man sich als Schweizer denken. Stimmt, aber hier ist alles wärmer und grüner. Nichts wie hin.

    Über Treppen steigt man in einen Kessel, den das Wasser in den Fels gegraben hatte. Unten stürzen die Fluten in ein Bassin. Zahlreiche Besucher baden im Wasser. Wir gucken nur zu, denn aus dem Alter sind wir raus. Ausserdem kennen wir das von der Maggia. Nur kälter und weniger grün.

    Auf dem Rückweg setzen wir uns in die Rio Lounge auf zwei Piña Colada. Natürlich nur zu medizinischen Zwecken. Medizin darf nämlich auch gut schmecken, um zu wirken. Und diese beiden Compañeros können es locker mit der Weltklasse unter den Piñas aufnehmen.

    Zurück in unserem Dschungelhaus legen wir uns nochmal ins warme Jacuzzi, bis die Haut aufquillt. Danach sind wir völlig geplättet. Appetit haben wir auch nicht sonderlich. Mein halber Kopf fühlt sich an wie in Watte gepackt. So kommt es, dass wir um 19:30 Uhr zu Bett gehen. Von guter Nacht soll keine Rede sein, dafür schlafen wir beide zu unruhig.